Am Himmel: Platz der Ruhe mit Ausblick

Hoch über den Dächern von Wien liegt dieser elf Hektar große Platz – am Rande des Wienerwalds im 19. Bezirk. Der Blick auf Wien ist einzigartig. In der Mitte: Ein Kreis, der auf den ersten Blick anmutet, als wäre ein Ufo gelandet.

Der Weg zum Himmel führt über die Himmelstraße – was wie eine Allegorie klingt, ist in diesem Fall Tatsache. Mitten im 19. Bezirk gelangt man eben über diese Straße zu diesem einzigartigen Platz. In seinem Zentrum: der sogenannte Lebensbaumkreis, mit Bäumen, die sogar quasi sprechen können – zumindest normalerweise.

Lebensbaumkreis

Bäume gelten in fast allen Kulturen als Symbole des Lebens. Die rund 40 Bäume hier, vom Apfelbaum über die Esche bis hin zur Zypresse, sind konzentrisch angeordnet und symbolisieren den Verlauf eines ganzen Jahres: Jeder Baum ist ähnlich den Sternzeichen einer gewissen Geburtsdekade zugeschrieben. Zu jedem Geburtsdatum lässt sich so der jeweilige Lebensbaum finden, beginnend und endend mit dem Apfelbaum.

Eine Ton-Säule vor jedem Baum liefert Informationen dazu und verfügt über einen Lautsprecher. Mittels Bewegungsmelder beginnt der Baum dann zu sprechen, sobald man davor tritt, und erzählt dem Besucher seine Geschichte, mit Augenzwinkern und angelehnt an das sogenannte keltische Baumhoroskop. Zurzeit werden die Lautsprecher gerade generalüberholt – bis Ende 2018 sollten die Bäume dann wieder ihre launigen Geschichten zum Besten geben.

Ausflugsziel der Wiener

Die vier Jahreszeitenbäume im Innenkreis teilen das Jahr in die vier Jahreszeiten Frühling, Sommer, Herbst und Winter. Der gemeinnützige Umweltschutzverein Kuratorium Wald hat den Lebensbaumkreis 1997 geschaffen. Die Idee dahinter war, ein nachhaltiges Naturdenkmal ins Leben zu rufen. Der Baumkreis wird im Nordwesten von behauenen Baumstämmen umrahmt, die wie ein Segment eines Amphitheaters wirken und als Sitzplätze dienen. An den Wochenenden und Feiertagen wird der Lebensbaumkreis über die Lautsprecher mit klassischer Musik bespielt und bildet so einen Klangraum unter freiem Himmel.

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9 Plätze - 9 Schätze: Am Himmel

In der Wiener Vorauswahl ging am Dienstag ein spezieller Ort in Döbling an den Start: „Am Himmel“.

Schon vor Jahrhunderten war das Areal ein beliebtes Ausflugsziel für die Wiener Bevölkerung. Ab dem Jahr 1784 wurden durch die Entstehung prunkvoller Gartenanlagen mit Teichen, Wasserspielen und exotischen Gärten Besucher angezogen. Damals bedeutete der Ausflug eine Tagesreise. Ab dem Jahr 1834 wurde der ehemals freie Eintritt nur noch gegen Vorweis einer Eintrittskarte gestattet. 1997 kaufte das Kuratorium Wald große Teile des Areals und gestaltete den Lebensbaumkreis.

Sisi-Kapelle im Wald

Ganz in der Nähe befindet sich idyllisch im Wald die Sisi-Kapelle - ein neugotisches Kulturjuwel. Die Kapelle wurde zwischen 1854 und 1856 nach Plänen von Architekt Johann A. Garben errichtet – zu Ehren der Kaiser-Hochzeit von Sisi und Franz Joseph, die am 24. April 1854 in der Augustinerkriche stattfand. Die Kapelle war das erste neugotische Gebäude in Wien. Sie galt damals als architektonische Sensation und war umgeben von einer wunderschönen englischen Gartenlandschaft. Der Auftraggeber für den Bau, Carl Freiherr von Sothen, wurde 1881 in der Gruft der Sisi-Kapelle beigesetzt, ebenso später seine Frau.

Anreise:

Am Himmel befindet sich im 19. Bezirk, Himmelstraße Ecke Höhenstraße. Erreichbar via U4 Station Heiligenstadt, Autobuslinie 38A bis zum Cobenzl entlang der Höhenstraße Richtung Sievering.

Ab dem Jahre 1911 betreute das Nonnenkloster „Zum Armen Kinde Jesu“ die Sisi-Kapelle. Im Zweiten Weltkrieg wurde sie stark beschädigt und danach dem Verfall preisgegeben. Mehrere Rettungsversuche scheiterten am notwendigen Geld. 2002 kaufte der gemeinnützige Verein Kuratorium Wald Gebäude und Grundstück. In der Folge wurde die Kapelle mit Hilfe von Stadt und Spendern revitalisiert und rekonstruiert. Heute kann man hier quasi auf Sisis Spuren auch heiraten. Ob Sisi selbst die Kapelle besucht hat, ist übrigens nicht bekannt.

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Einzigartiger Blick auf Wien

Zurück in der Gegenwart kann man am Himmel dann auch in ein Lokal einkehren: das Oktogon. Es ist in seiner Architektur einem Baum nachempfunden und rundum verglast. Die Grenze zwischen innen und außen verschwimmt damit irgendwie. Und von dort gibt es auch einen einzigartigen Blick auf Wien und und bei klarer Sicht noch viel weiter.

„Auch aus verborgenem Winkel kann man den Sprung hinauf in den Himmel tun.“ Das sagte vor langer Zeit angeblich der römische Philosoph Seneca der Jüngere. Am Himmel in Döbling ist man zumindest für kurze Zeit schon dort. Ein Platz mit viel Grün und interessanten Geschichten mitten in der Stadt – auch für Menschen, die nicht an den Himmel glauben, eine Entdeckungsreise wert.

Elisabeth Vogel, „Wien heute“

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