Kuppel der Kirche am Steinhof
Wientourismus/Christian Stemper
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9 Plätze – 9 Schätze

Kirche am Steinhof

Die Anfang des 20. Jahrhunderts erbaute Kirche zum Heiligen Leopold am Steinhof ist ein architektonisches Meisterwerk des berühmten Wiener Architekten Otto Wagner und der erste Kirchenbau der Moderne in Europa. Umgeben von viel Grün mit herrlichem Blick auf die Stadt war sie als Kirche für die damalige Irrenanstalt geplant und hat viel zu erzählen.

Auf einem Hang des Wienerwaldes im 14. Wiener Gemeindebezirk, in Penzing, gelegen, ist die Kirche am Steinhof weithin sichtbar. Der Jugendstil ist hier so stark verkörpert wie kaum in einer anderen Kirche in Wien. Sie gilt deshalb auch als das größte kirchliche Gesamtkunstwerk des Jugendstils. Unmittelbar nach Ende ihres Baus im Jahr 1907 wurde sie auch eröffnet und bietet Platz für 800 Besucherinnen und Besucher.

Kirche am Steinhof
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Für Patienten gebaut

Die Kirche zum heiligen Leopold ist besser bekannt unter „Kirche am Steinhof" oder „Otto-Wagner-Kirche". Sie wurde auf Wunsch Kaiser Franz Josephs auf dem 144 Hektar großen Areal der Heilanstalt für Nerven- und Geisteskranke am Steinhof für die dortigen Patienten errichtet und ist dem heiligen Leopold geweiht. Sie wurde in den Jahren 1904 bis 1907 nach Plänen des berühmten Architekten Otto Wagner erbaut. Otto Wagner hatte davor schon mit seinen Stationsgebäuden, Brücken und Viadukten für die Wiener Stadtbahn Geschichte geschrieben. Diese Gebäude sind heute noch als U-Bahnstationen erhalten und jeder Wien-Besucherin und jedem Wien-Besucher ein Begriff.

9 Plätze – 9 Schätze: Kirche am Steinhof

Am 26. Oktober wird im ORF wieder der schönste Platz Österreichs gewählt. Der zweite Wiener Kandidat ist die Kirche am Steinhof.

Die Landes-Heil- und Pflegeanstalt „Am Steinhof", später dann Psychiatrisches Krankenhaus der Stadt Wien-Baumgartner Höhe, heute Otto Wagner-Spital, war zum Zeitpunkt ihrer Eröffnung im Jahre 1907 die größte und modernste Irrenanstalt Europas. Deshalb wurde hier auch schon während des Baus eine besondere Kirche für die Patienten errichtet. Der mit der Planung beauftragte Architekt Otto Wagner hatte dabei zu berücksichtigen, dass es sich um eine Anstaltskirche für psychisch kranke Patienten handelt. In Gesprächen mit Ärzten und Pflegepersonal eruierte er die speziellen Anforderungen an ein derartiges Bauwerk.

Anreise:

Die Kirche am Steinhof befindet sich im 14. Bezirk, Baumgartner Höhe 1. Erreichbar via U4 bis Station „Unter St. Veit“, dann Bus 47A bis „Psychiatrisches Zentrum“ oder U3 bis Endstation „Ottakring“, dann Bus 38A bis „Psychiatrisches Zentrum“

Herabtropfendes Weihwasser

Ein Arztzimmer, Toiletten und Notausgänge wurden eingeplant, die Kirchenstühle durften wegen Verletzungsgefahr keine scharfen Ecken haben. Wagner entwarf etwa statt eines gewöhnlichen Weihwasserbeckens eine Variante mit herabtropfendem Weihwasser, um die Gefahr von Infektionen zu verringern. Eine besondere Atmosphäre im Innenraum der Kirche entsteht durch die Glasmosaikfenster von Koloman Moser. Die Riesenfenster gelten als der Höhepunkt der Glasfensterkunst im Zeitalter des Jugendstils.

Kirche am Steinhof Detailaufnahme
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Die Fassade der Kirche ist mit Marmorplatten verkleidet. Über dem Hauptportal thronen vier Engel. Der Kircheneingang wird von einem Kupferblechdach überdeckt. Unter dem Gesims befindet sich eine Zierleiste mit Kreuzen und Lorbeerkränzen, die bei Otto Wagner-Bauten häufig eingearbeitet sind, wie etwa auch bei der Postsparkasse oder den Gusseisengeländern der Stadtbahn.

Baustil anfangs sehr umstritten

Bei der Bevölkerung war der Baustil der Kirche zu Beginn sehr umstritten. Auch Erzherzog Ferdinand, der die Kirche feierlich eröffnete, hätte den Barockstil bevorzugt. Anlässlich der Einweihung der Kirche soll Franz Ferdinand Wagner kritisiert und festgestellt haben, dass ihm der Maria-Theresianische Stil viel besser gefalle als der Jugendstil. Daraufhin soll Otto Wagner gekontert haben: Damals habe man auch Kanonen mit Ornamenten verziert.

Der Kaiser in spe vergaß den Affront nicht, Wagner bekam zeitlebens keinen Auftrag vom Kaiserhaus mehr. Und ein Landtagsabgeordneter soll 1907 gesagt haben: „Und ist es nicht eine hübsche Ironie des Schicksals, dass so ziemlich das erste vernünftige sezessionistische Gebäude großen Stils in Wien für die Irrsinnigen gebaut worden ist?“.

Kirche am Steinhof Detailaufnahme
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2006 wiedereröffnet

Nach rund sechsjährigen, umfassenden Renovierungsarbeiten wurde die Kirche am 1. Oktober 2006 wiedereröffnet. Unter anderem wurden die Kuppel unter Verwendung von zwei Kilogramm Blattgold neu vergoldet, der Tamboursockel mit künstlich patinierten Kupferblechen erneuert und die Marmor-Fassade vollständig ausgetauscht. Fenster, Mosaike und Figuren wurden restauriert.

Sendehinweis:

„Wien heute“, 3. Oktober, 19.00 Uhr, ORF 2

Die goldene Kuppel, die an eine halbe Zitrone erinnert, ist übrigens verantwortlich für den Spitznamen der Baumgartner Höhe, auf der sich die Kirche befindet: „Lemoniberg“. Und auch wenn der Gegenwind in der Entstehungszeit für den Architekten groß war, in die Geschichte einzutauchen und die Blüte des Jugendstils dort zu erleben, ist eine Entdeckungsreise wert.

Abstimmen ab 4. Oktober

Neben der Kirche am Steinhof gehen für Wien auch der Naschmarkt und der Tiergarten Schönbrunn ins Rennen um den schönsten Platz des Landes. Das Publikum kann von 4. Oktober, 19.00 Uhr bis 8. Oktober, 0.00 Uhr per Telefon (01 89 9 95 3) und via Internet mitvoten, welcher der drei Plätze Wien im großen Finale am Nationalfeiertag vertreten soll.