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Die märchenhafte Franz-von-Assisi-Kirche

Die Kirche zum heiligen Franz von Assisi ist eine römisch-katholische Pfarrkirche im zweiten Wiener Gemeindebezirk Leopoldstadt am Mexikoplatz. Sie ist dem heiligen Franz von Assisi geweiht und steht unter Denkmalschutz.

Wer schon einmal über die Wiener Reichsbrücke gefahren oder gegangen ist, hat sie sicher schon gesehen – die außergewöhnliche Kirche mit ihren spitzen Türmen, die wirkt, als wäre sie einem Walt Disney-Film entsprungen. Die Kirche zum heiligen Franz von Assisi liegt nur hundert Meter von der Donau entfernt, viele Wienerinnen und Wiener nennen sie Mexiko-Kirche.

Der Entwurf der Kirche orientierte sich an der Kirche Groß St. Martin in Köln. Der Backsteinbau wurde groß und massig angelegt, weil die Kirche auch als Garnisonkirche dienen sollte, was sie dann aber nicht tat. Die drei massiven Türme sind mit roten Dachziegeln gedeckt und weithin sichtbar. Die Türme haben eine Höhe von 73 Metern. Die hölzernen Überdachungen der drei Haupteingänge waren ursprünglich nur als Provisorium für die Einweihungsfeierlichkeiten gedacht – sie blieben aber bis heute bestehen.

Franz von Assisi-Kirche
Josef Bollwein
Die Franz-von-Assisi-Kirche steht unter Denkmalschutz

Kaiser und 100.000 Menschen bei Grundsteinlegung

Die Kirche sollte dem 50-jährigen Regierungsjubiläum Kaiser Franz Josefs I. gewidmet und aus Spenden finanziert werden. Bei der Grundsteinlegung im Jahr 1900 waren der Kaiser höchstpersönlich und mehr als 100.000 Menschen dabei. Die provisorisch fertiggestellte Kirche im rheinisch-romanischen Stil wurde am 2. November 1913 eröffnet, in Anwesenheit von Kaiser Franz Josef I., Thronfolger Erzherzog Franz Ferdinand und dem damaligen Wiener Bürgermeister Richard Weiskirchner.

Die Erscheinungsform der Kaiserjubiläumskirche ist bis heute nahezu unverändert geblieben. Auch Kaiserin Sisi ist hier verewigt: An das linke Querhaus der Kirche wurde die Kaiserin-Elisabeth-Gedächtniskapelle angebaut, in neoromanischer Architektur. Trotzdem ist sie eines der bedeutenden Jugendstil-Denkmäler Wiens – mit einem sezessionistischen Altar und Mosaiken. Die Kapelle wurde 1907 fertiggestellt, ist 13,5 Meter hoch und hat einen Durchmesser von rund zehn Metern.

Mosaik-Kapelle für die ermordete Kaiserin Sissi

Ihre Entstehung verdankt sie dem traurigen Anlass der Ermordung Kaiserin Elisabeths im September 1898. In diesem Jahr ermordete der italienische Anarchist Luigi Lucheni Elisabeth, die Gattin von Kaiser Franz Joseph I., in Genf. Der Plan entstand, zu ihrem Gedenken eine Kapelle an die Kirche anzubauen. Der Bau wurde aus separaten Spenden für das Rote Kreuz finanziert, dessen erste Protektorin Elisabeth gewesen war. Die Initiative zum Bau ging von Elisabeths Nachfolgerin in dieser Funktion aus, Erzherzogin Maria Theresia.

Weil es unerwartet viele Spenden gab, wurde die Kapelle statt mit Freskogemälden mit Mosaiken ausgeschmückt. Die Wände konnten mit Marmor statt Stuck verkleidet werden. Gegenüber dem Eingang, über dem am Gittertor das Wappen des Roten Kreuzes im Doppeladler prangt, springt einem sofort das kolossale Mosaikbild der heiligen Elisabeth von Thüringen ins Auge, geschaffen vom Wiener Künstler Carl Ederer. Darüber ziehen acht Jugendstilengel mit Lorbeerkränzen den Blick nach oben in die Kuppel.

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Franz von Assisi-Kirche
Josef Bollwein
Franz von Assisi-Kirche
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Interessante Inschrift auf Stein am Mexikoplatz

Standorthinweis

Die Kirche befindet sich im 2. Bezirk am Mexikoplatz. Erreichbar via U1 Station Vorgartenstraße. Um sich ihr über die Reichsbrücke zu nähern, wählt man die U1-Station Donauinsel.

Kirche und Kapelle werden vom Mexikopark umgeben, der Teil des Mexikoplatzes ist. Manche sind der Ansicht, der Platz sei zur Erinnerung an Maximilian, den Bruder Kaiser Franz Josephs I., benannt. Dieser wurde 1876 von republikanischen Revolutionären in Mexiko exekutiert, nachdem sein Versuch, dort ein Kaiserreich zu etablieren, gescheitert war.

Eine Inschrift auf einem Stein am Mexikoplatz weist allerdings auf die weniger bekannte Tatsache hin, dass 1938 außer der Sowjetunion Mexiko das einzige Land war, das vor dem Völkerbund offiziell Protest gegen den „Anschluss“ Österreichs an das nationalsozialistische Deutsche Reich einlegte. Zum Gedenken daran hat die Stadt Wien dem Platz den Namen Mexikoplatz verliehen. Da sich beim Mexikoplatz seit langem Schiffsanlegestellen befinden, war die Gegend um den Mexikoplatz immer wieder bekannt für Schwarzmarktgeschäfte.

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Making Of Fotos Franz von Assisikirche
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Making Of Fotos Franz von Assisi Kirche
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Ein Blick auf die Kirche lohnt sich auch vom gegenüberliegenden Ufer der Donau, von der Donauinsel aus, zu erreichen über die Reichsbrücke. Und in die Geschichte der Kirche einzutauchen und das Jugendstil-Kleinod im Inneren zu betrachten, ist jedenfalls eine Entdeckungsreise wert.