Patrick Budgen im Studio
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Patrick Budgen spricht über TV-Auszeit

Seit seinen Berichten vom Terroranschlag in Wien kennt ihn ein Millionenpublikum und eine Wahl unter die besten Journalisten Österreichs ist gefolgt. Doch niemand wusste, dass 2020 das schwerste Jahr im Leben des „Wien heute“-Moderators Patrick Budgen war.

Im Februar 2020 verschwand Budgen plötzlich von der Bildfläche. Der Grund: die Diagnose Lymphdrüsenkrebs. Wieder gesund schildert er nun in seinem neuen Buch „Einsiedlerkrebs“, wie im Leben alles anders kommen kann, als man es erwartet hat. In der Klinik Favoriten musste sich der damals 36-jährige von heute auf morgen einer mehrmonatigen Chemotherapie unterziehen.

Sendungshinweis

„Wien heute“, 10. April 2021

„Wenn man hört, dass man Krebs hat, zieht es einem natürlich sofort einmal den Boden unter den Füßen weg. Nach einer Schockstarre am Anfang hat es für mich aber schnell nur ein Ziel gegeben und zwar wieder gesund zu werden", so der Moderator rückblickend. "Heute bin ich gesund und fit und fühle mich fast besser als davor“, erzählte Budgen im „Wien heute“-Interview, bei dem er am Samstag ausnahmsweise die Rolle tauschte und vom Interviewer zum Interviewgast wechselte.

Patrick Budgen und Ulrike Dobes im Studio
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Patrick Budgen im Interview mit „Wien heute“-Kollegin Ulrike Dobes

Schreiben als Psychohygiene

In seinem neuen Buch Einsiedlerkrebs schildert Budgen in einer Art Tagebuch die Zeit, die mit dem Beginn der CoV-Pandemie in Österreich zusammenfällt. „Es war auf der einen Seite ein Vorteil, weil ich nichts versäumt habe. Es hat ja damals überhaupt nichts stattgefunden. Auf der anderen Seite war es natürlich beängstigend, weil ich als junger Mensch plötzlich zum Hochrisikopatient geworden bin.“

Das Schreiben begann Budgen eigentlich zur Psychohygiene. „Ich musste mir das alles von der Seele schreiben. Außerdem war es eine gute Art, dem Tag eine Struktur zu geben. Jeden Tag ein bis zwei Seiten schreiben war mein Fixpunkt“. Veröffentlichen wollte er die Aufzeichnungen zunächst gar nicht. „Im Sommer habe ich dann irgendwann alles gelesen, was ich bis dahin hatte, und habe mir gedacht: Vielleicht kann es anderen Menschen in ähnlichen Situationen helfen zu sehen, dass man auch aus so einer Zeit wieder gut herauskommen kann“.

Bestsellerautor Thomas Raab hat das Buch bereits gelesen. Für ihn ist das Buch „eine große Überraschung, ein Schatz. Tief berührend und doch leichtfüßig, unverblümt ehrlich und amüsant“, so Raab.

Viel Zeit im Spital

Für ihn sei es zuerst „wie eine Art Schuldeingeständnis“ gewesen, wenn er gesagt habe: „Ich habe Krebs“, berichtete Budgen im „Wien heute“-Interview weiter. „Auch wenn man natürlich nichts dafür kann. Mit der Zeit lernt man, das zu akzeptieren.“ Das will Budgen den Menschen auch mitgeben. „Auch wenn es schwierige Phasen und Tiefen gibt in so einer Krankheit, man muss nach vorne schauen und in ganz vielen Fällen geht es gut aus.“

Patrick Budgen als Studiogast bei Ulrike Dobes

Budgen berichtet in seinem Buch aus seiner Zeit im Spital. „Man hat, wenn man Krebspatient, ist eine ganze enge Bindung zu seinen Ärzten und Pflegerinnen, die Unglaubliches leisten. Ich hab selber gesehen, was die machen und was die leisten. Es durfte ja niemand zu mir ins Spital während des ersten Lockdowns, ich war völlig isoliert. Und die Spitalsmitarbeiterinnen haben mir die Zeit wesentlich erleichtert.“

Freunde rückten näher

Er habe zwar in vielen Foren von Krebspatienten gelesen, deren Freunde sich während der Erkrankung aus Überforderung von ihnen abgewendet haben. "Ich habe genau das Gegenteil erlebt. Meine Freunde sind in dieser Zeit noch enger an mich herangerückt. Ich hab gemerkt, was für gute Freunde ich habe. Ich habe gelernt, wie wichtig gute Freunde und Famile sind.“

Er sei wird gelassener geworden, erzählte Budgen. "Man weiß kleine Dinge mehr zu schätzen. Ich war 36 Jahre alt, als ich die Diagnose bekommen habe. Als junger Mensch hat man das Gefühl, das Leben geht ewig weiter und man hat für alles ewig Zeit. Man weiß nie, wann es vorbei ist. Die Endlichkeit wird einem dabei bewusst.“

„Kapitel des Lebens und nicht das ganze Buch“

Seinen Lesern und Leserinnen, die in einer ähnlichen Krise stecken, möchte Budgen eine neugewonnene Erkenntnis mitgeben: "Es ist meistens nur ein Kapitel des Lebens und nicht das ganze Buch. Meine letzte Chemotherapie ist nicht einmal ein Jahr her und es kommt mir vor, als wäre es in einem anderen Leben gewesen. Da ist so viel Schönes passiert seither.“