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Strolz zu Kurz: „Es ist vorbei“

Ex-Neos-Chef Matthias Strolz hat Sebastian Kurz einst als Rhetorik-Trainer gecoacht. Im „Wien heute“-Interview rechnet der Ex-NEOS-Chef nicht damit, dass Kurz noch einmal Kanzler wird. Er habe ihm sogar ein SMS geschrieben mit dem Inhalt: „Mach Platz, es ist vorbei“.

Er sei von der Wortwahl in den Chats nicht überrascht gewesen, sagte Strolz. Den Umstand, dass diese Worte wirklich in Schrift gegossen worden seien, halte er für nicht sehr professionell: „Die haben sich so sicher gefühlt, dass es ihnen egal war“, sagte Strolz. Und weiter: „Die Geisteshaltung war mir bekannt. Habe 2016 mit Sebastian Kurz verhandelt, ich war ein Fan von ihm als Staatssekretär für Integration, die Arbeit war damals gut. So kamen wir auf die Idee, gemeinsam eine Plattform zu machen. Die Idee hab ich im Herbst 2016 abgebrochen, weil ich erkennen musste, das ist nicht Integer. Da will eine Clique von Typen einfach nur Macht.“

„Natürlich ist es menschlich, einmal zu sagen, der geht mir auf den Socken. Aber diese perfiden Geschichten. Am Montag Hochglanz-Fotos mit Vertretern der katholischen Kirche zu machen und sie am Dienstag eiskalt zu erpressen. Das ist kein Standard und das sollen wir uns auch nicht einreden lassen und das versaut auch unsere Gemeinschaft." „Manches war offensichtlich, bei manchen Dingen hatte ich einen Informationsvorsprung aufgrund der Nähe im Jahr davor.“

„Kurz wird nicht mehr Kanzler“

„Es geht sich nicht mehr aus für ihn. Ich will ihm keine Steine nachwerfen, die Strafe wird groß genug sein. Wir sind hier in einem Prozess, der sich über Monate erstrecken wird, ein Prozess des Abschieds der ÖVP von Sebastian Kurz. Aus meiner Perspekive werden einige seiner engen Mitstreiter ins Gefänsnis wandern, es wird auch gegen ihn eine Anklage geben. Man muss hier nicht auf die Aufarbeitung der Gerichte warten. Es werden sich immer mehr von ihm abwenden. Das beste, was er tun könnte, ist, dass er vor Weihnachten noch einen Abgang macht. Wenn er das nicht macht, wird das in einer Spaltung enden. Er wird sich auch nicht als ÖVP-Chef halten können. Ich wünsche der ÖVP nichts Schlechtes, ich glaube auch, dass es eine vitale ÖVP in Österreich braucht.

„Das Recht zurückzukommen hat er immer, aber es wird sich nicht ausgehen. Moralisch ist es eine Verluderung, das unterm Hund ist. Das geht sich nicht aus. Das ist verlogen, von der privaten Lebensführung bis zur Inszenierung des Kanzleramtes. Und die Menschen werden das immer mehr erkennen." „Der Diskrus zwischen diesen Buben hat immer eine erotische Note gehabt. Aber wenn Spitzenpolitik quasi zur Befriedigung persönlicher Bedürftigkeiten veranstaltet wird, dann ist das zu wenig. Ich erwarte mir auch ein Mindestmaß an Idealismus."

Wie lange hält die Regierung unter Schallenberg?

Es macht jetzt für beide Seiten Sinn, dass das nicht nächste Woche gesprengt wird. Alle müssen sich sammeln, weil auch die Grünen ein großes Interesse haben, dass nicht sofort gewählt wird. Es fehlt die wichtigste Grundlage für eine Beziehung, es braucht ein Mindestmaß an Vertrauen. Deshalb ist es ein wechselseitiges Belauern, es ist auszugehen, dass es im nächsten Jahr Neuwahlen gibt.

Mit Kurz in Kontakt

„Ich hab ihm ein SMS geschrieben, bevor er zurückgetreten ist aus alter Verbundenheit: "Mach Platz, es ist vorbei, ich wünsch dir von Herzen alles Gute. Er hat ja auch was zu erledigen, er wird Vater. Er wird viele SMS kriegen und er wird vorsichtig sein mit dem Antworten in diesen Tagen“.