Dialogzentrum soll Religionsfreiheit fördern

Mit einem Gründungsübereinkommen haben Österreich, Spanien und Saudi-Arabien die Errichtung eines interreligiösen Dialogzentrums eingeleitet. Finanziert wird das Zentrum durch Beiträge von Saudi-Arabien über eine Stiftung. Proteste gab es von Angehörigen der Initiative Liberaler Muslime.

Das Internationale König-Abdullah-Zentrum für Interreligiösen und Interkulturellen Dialog wird seinen Sitz in einem Wiener Innenstadtpalais haben. Das Gründungsübereinkommen wurde in der Albertina unterzeichnet. Initiator der Einrichtung ist der saudi-arabische König Abdullah.

Die neue Institution soll unter anderem weltweit zur Förderung der Religionsfreiheit dienen. „Genau dafür ist das Zentrum gegründet worden“, sagte der saudi-arabische Außenminister Saud al-Faisal nach der feierlichen Signatur des Gründungsübereinkommens am Donnerstag. Österreich wurde durch Außenminister Michael Spindelegger (ÖVP) repräsentiert, Spanien von seiner Amtskollegin Trinidad Jimenez.

Die Außenminister von Saudi Arabien Prinz Saud al-Faisal, Österreich Michael Spindelegger und Spanien Trinidad Jimenez

APA/ HOPI/MEDIA/Bernhard J. Holzner

Dialog mit anderen Glaubensrichtungen angestrebt

Saudi-Arabien strebe im Rahmen des Zentrums einen Dialog mit anderen Glaubensrichtungen an, sagte Faisal. „Man darf den Extremisten keinen Glauben schenken, die sagen, der Dialog widerspreche dem islamischen Glauben.“ Vor Journalisten betonte der Angehörige des saudischen Königshauses das Bekenntnis seines Landes zu der in der UNO-Charta festgeschriebenen Gedanken-, Gewissens- und Religionsfreiheit.

Der arabische Staat war in der Vergangenheit immer wieder wegen seiner Haltung in Religionsfragen in der Kritik gestanden. In Saudi-Arabien darf lediglich die wahhabitische Auslegung des sunnitischen Islams frei ausgeübt werden. Der „Abfall vom Islam“ wird mit der Todesstrafe bedroht. Laut Berichten ist Israelis die Einreise in den Staat verboten.

„Lange Tradition Österreichs für Dialog“

Außenminister Spindelegger betonte, der Erfolg der neuen Organisation messe sich daran, dass es „zumindest die Bereitschaft zu tiefschürfendem Dialog“ zwischen den teilnehmenden Religionen gebe. Saudi-Arabien sei dazu bereit. In seiner Rede verwies der Außenminister auf die „langjährige Tradition“ Österreichs für interreligiösen Dialog und sein Bekenntnis zum Pluralismus. Dieser bedeute auch ein Eintreten für die Menschenrechte. „Der Respekt für Diversität inkludiert auch die Gewissensfreiheit“, sagte Spindelegger.

Die spanische Außenministerin Jimenez sprach von der steigenden Bedeutung der Religion in den internationalen Beziehungen. „Wir glauben fest an die große Bedeutung des Multilateralismus und der Diversität als Möglichkeit zur Lösung von Konflikten“, sagte Jimenez in ihrer Rede.

Die
Außenminister von Saudi Arabien Prinz Saud al-Faisal, Österreich
Michael Spindelegger und Spanien Trinidad Jimenez

APA/ HOPI/MEDIA/Bernhard J. Holzner

Vatikan hat Interesse an Beobachterstatus

In dem schriftlichen Übereinkommen über das neue Zentrum wird explizit das Recht auf Freiheit von Gedanken, Gewissen und Religion festgeschrieben. Man wolle „alle Formen der Diskriminierung und Stereotypisierung auf Basis von Religion oder Glauben bekämpfen“, heißt es. Ziel des Zentrums ist es zudem, gegen den Missbrauch der Religion anzukämpfen, wenn diese für die Rechtfertigung von Unterdrückung, Gewalt und Konflikte benützt wird.

Die neue internationale Organisation soll nach Wunsch der Gründer anderen Staaten offenstehen. Der Vatikan hat Interesse an der Erlangung des Beobachterstatus in dem Zentrum angemeldet, wie der vatikanische Kurienkardinal Jean-Louis Tauran bestätigte. Zunächst soll aber die Entwicklung der Organisation verfolgt werden. Tauran wies auf die bestehenden Probleme bei der Religionsfreiheit in Saudi-Arabien hin: „Wir sind nicht naiv.“

Saudi-Arabien finanziert bis 2014

Die Finanzierung des neuen Zentrums wird nach saudischen Angaben durch eine Stiftung erfolgen, die „von politischem Einfluss unabhängig“ sein werde, wie Prinz Faisal betonte. „Saudi-Arabien wird alles bezahlen, was notwendig ist, weil es an das Zentrum glaubt.“

Zuvor hieß es aus diplomatischen Kreisen, bis zum Jahr 2014 übernehme Saudi-Arabien sämtliche Kosten für das geplante Zentrum. Danach soll es allerdings auch Beiträge von den Signatarstaaten Österreich und Spanien geben. In der Übereinkunft zur Gründung des Zentrums ist lediglich von freiwilligen Beiträgen die Rede.

Vor der Albertina protestierten mehrere Angehörige der Initiative Liberaler Muslime gegen die Errichtung des Zentrums. Das Zentrum diene Saudi-Arabien dazu, den Wahhabismus zu verbreiten und sei eine Gefahr für Österreich und ganz Europa, sagte Sprecher Amer al-Bayati.

Idee „aus dem Herzen des Islams“

Für den künftigen interimistischen Leiter des geplanten interreligiösen Zentrums in Wien braucht Europa ein besseres Verständnis des Islams. Die Idee des von Saudi-Arabien initiierten Zentrums komme „aus dem Herzen des Islams“, betonte er in einem Interview im Ö1-"Morgenjournal - mehr dazu in oe1.ORF.at.