Jesionek für Reform bei Verjährungsfrist

Der Chef des Weissen Rings Udo Jesionek hat sich in einem „Wien heute“-Interview dafür ausgesprochen, die Verjährungsfristen bei Missbrauchsfällen auszudehnen. Vorwürfe, seine Mitarbeiter hätten Opfern nicht zugehört, wies er zurück.

Serienvergewaltigungen und schwere Misshandlungen im ehemaligen Kinderheim am Wilhelminenberg sind seit Tagen ein Thema. Doch mittlerweile ist klar, dass vor Gericht keiner der Beschuldigten mehr zur Verantwortung gezogen wird können. Die bekanntgewordenen Missbrauchsvorwürfe sind verjährt. Da die Anstalt bereits 1977 aufgelassen wurde, greift das Strafgesetzbuch in diesen Fällen von sexueller Gewalt nicht mehr.

Er sei prinzipiell bei schweren Fällen von Missbrauch bei Minderjährigen dafür, die Verjährungsfristen generell zu streichen, so Jesionek. Allerdings müsse einem auch klar sein, dass das nur ein „optisches Zeichen“ sei.

Spießrutenlauf vor Gericht als Gefahr

Das Problem dabei sei aber, dass das Opfer Jahre nach der Tat bei einem Prozess beweisen müsste, dass ihm Unrecht widerfahren sei. Im Normalfall würde das für den oder die Betroffene einen Spießrutenlauf vor Gericht bedeuten. Jedenfalls sollten Opfer aber Hilfe in Anspruch nehmen und sich an entsprechende Organisationen wenden. Gemeinsam könne man das dann das Prozessrisiko abschätzen und auch gegebenenfalls den zivilrechtlichen Weg einschlagen.

Jesionek steht hinter Mitarbeitern

Rechtsanwalt Johannes Öhlböck, der zwei mutmaßliche Opfer von systematischen Vergewaltigungen vertritt, erhob am Dienstag aber auch schwere Vorwürfe gegen den Weissen Ring, der die beiden Schwestern „nicht reden“ habe lassen: „Die haben ihnen gesagt, wir wollen keine Beweise, wir wollen keine Fotos. Der Weisse Ring ist nicht in die Tiefe gegangen. Er hat ihnen nicht zugehört.“

Jesionek sagte im „Wien heute“-Interview, dass er sich das einfach nicht vorstellen könne. Die Gespräche würden von hoch qualifizierten Personen - also Therapeuten und Psychiatern - geführt, nichts anderes könnte man Opfern zumuten. In den Akten gibt es laut Jesionek ausführliche Schilderungen, die so „grauslich waren, dass wir über den eigenen Schatten gesprungen sind und viel mehr gemacht haben als eigentlich üblich. Aber wir sind als Weisser Ring nicht für die Verfolgung der Täter zuständig. Das ist Sache der Staatsanwaltschaft.“

Video: Jesionek im „Wien heute“-Interview

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