Posse um Nestroy-Preis

Jedes größere Theater in Österreich wurde von der Nestroy-Jury eingeladen, einen Kandidaten für den Publikumspreis zu nominieren. Bis auf das Burgtheater sind dem Aufruf alle Theater nachgekommen. Burg-Chef Matthias Hartmann fand das „blöd“.

Für den Publikumspreis des Nestroy-Preises konnten heuer erstmals elf Bühnen zwischen Bregenz und Wien je eine Schauspielerin oder einen Schauspieler nominieren. Einzelne Häuser beauftragten Kritiker oder Kritikerjurys mit der Auswahl, andere nahmen sie selbst vor oder ließen das Publikum entscheiden.

Das Burgtheater kam dem Aufruf jedoch nicht nach und nominierte seinen Kandidaten nicht selbst. Direktor Hartmann bezeichnete das Verfahren in einem Brief an sein Ensemble als „blöd“.

„Dass jedes Theater seinen eigenen Publikumsliebling nominieren soll, ist als Vorgang nicht in Ordnung, weil man damit seitens der Direktion sagen würde, wen man vorzieht. Das tut man nicht. Das finde ich hat keinen Stil“, sagte Hartmann gegenüber Wien heute.

Matthias Hartmann mit dem Nestroy in der Kategorie "Spezialpreis der Jury" anl. der Verleihung "11. Nestroy - Der Wiener Theaterpreis" am Montag, 8. November 2010, im Burgtheater

APA/Herbert Neubauer

Hartmann mit dem Nestroy in der Kategorie „Spezialpreis der Jury“ anl. der elften Nestroy-Verleihung am 8. November 2010 im im Burgtheater

Hartmann freut sich für Maertens

„Ich war total überrascht und finde das einen grotesken Brief. Ich war zu Beginn ob des Auswahlverfahrens auch skeptisch. Denn es ist für ein Theater schwierig, selber zu bestimmen, wer der Publikumsliebling ist. Aber jetzt hat sich gezeigt, dass alle Theater wunderbare Auswahlverfahren gefunden haben“, sagte die Vorsitzende der Nestroy-Jury, Karin Kathrein.

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Wien heute ist der Posse um den Preis auf den Grund gegangen und hat mit den Beteiligten gesprochen. Den Beitrag sehen Sie on Demand.

Nachdem das Burgtheater der Aufforderung nicht nachkam, hat die Nestroy-Jury die Wahl übernommen und sich für Burgschauspieler Michael Maertens entschieden. „Ich finde es ein bisschen unangenehm dem Michael Maertens gegenüber, dass das Theater für ihn nicht wirbt“, sagte Kathrein.

„Ich bin ganz begeistert, dass er von dieser Jury zum Publikumsliebling gewählt worden ist und freue mich sehr für ihn“, entgegnete Hartmann. Für die Zukunft plädiert Hartmann wieder für ein anderes Nominierungsverfahren.

Gala findet am 14. November statt

Die Nominierungen liegen jedenfalls vor. Sie reichen von Eleonore Bürcher, der Doyenne des Tiroler Landestheaters, und Sascha Oskar Weis, dem Gewinner der Publikumswahl am Salzburger Landestheater, bis zu den Stars Michael Maertens (Burgtheater) und Erwin Steinhauer (Theater in der Josefstadt).

Noch bis zum 9. November kann online für die Kandidaten abgestimmt werden, wobei von jedem Computer nur eine Wahl möglich ist. Der Publikumspreis wird im Rahmen der Nestroy-Gala am 14. November im Raimund Theater vergeben. Drei Nestroy-Preisträger stehen bereits fest: Peter Turrini (Lebenswerk), Peter Handke (Autorenpreis) und Thomas Schulte-Michels (Beste Ausstattung).

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