Bauprojekt: Ziesel sollen umziehen

Ein kleines Nagetier könnte in Stammersdorf den Bau von 1.000 Genossenschaftswohnungen verhindern. Nördlich vom Heeresspital ist der Bau einer Wohnanlage geplant. Doch dort leben rund 800 Ziesel. Nun wird überlegt, die tierischen Anrainer „sanft“ umzuleiten.

Das Ziesel gehört zu den am meisten bedrohten Tierarten in Österreich. Relativ viele dieser Erdhörnchen tummeln sich auf der brachliegenden Fläche zwischen Brünner Straße und Marchfeldkanal in Wien-Floridsdorf, wo bis 2017 der Bau einer Wohnanlage geplant ist. Mit einem naturschutzrechtlichen Verfahren will die Stadt nun abklären, ob gebaut werden kann oder nicht.

Auf Nebengrundstück locken

Ein Umsiedeln würden die streng geschützten Erdhörnchen nicht überleben, meinte die Biologin und Zieselexpertin Ilse Hoffmann gegenüber „Radio Wien“. Man könnte aber den Zieseln einen anderen Lebensraum schmackhaft machen, in der Nachbarschaft gebe es etwa zwei verwilderte Flächen: „Wenn man die jetzt mäht, dann könnte man eine offene, grasähnliche Kleinlandschaft wiederherstellen“, so Hoffmann. Das wäre unter Umständen sogar für die Erdhörnchen attraktiver als das brachliegende Feld, das bereits von Gebüsch überwuchert ist.

Ziesel auf Wiese

Fotolia/Wolfgang Kruck

Das Ziesel steht auf der Roten Liste der gefährdeten Tierarten

Betroffen sind auch rund 50 Feldhamster

In den Genuss des möglichst schonenden Umzugs kommen allerdings nicht nur die dort ansässigen Europäischen Ziesel, sondern auch die Feldhamster. Auch sie zählen zu den bedrohten Tierarten und stehen daher unter Schutz. Sowohl das Europäische Ziesel als auch der Feldhamster unterliegen einer EU-Schutzrichtlinie, die in Wiener Landesrecht umgesetzt wurde. Demzufolge ist eine Beschädigung oder Vernichtung von Fortpflanzungs- und Ruhestätten unzulässig, wobei Ausnahmebewilligungen möglich seien, „wenn ein dringendes öffentliches Interesse besteht“, hieß es.

Das Ergebnis des naturschutzrechtlichen Verfahrens, das die Stadt nun durchführen lässt, ist bindend. In ein paar Monaten soll damit feststehen, ob Wohnbauten kommen oder ob Erdbauten bleiben.

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