Wien will Kinderwunsch für Homosexuelle erfüllen

Die Stadt will sich dafür einsetzen, dass sich gleichgeschlechtliche Paare ihren Kinderwunsch erfüllen können. Zu diesem Zweck wird Rot-Grün einen Antrag im Landtag beschließen, in dem der Bund aufgefordert wird, entsprechende gesetzliche Änderungen vorzunehmen.

Kernpunkte des Resolutionsantrags sind: Verpartnerten Lesben soll der „Zugang zu medizinisch unterstützter Fortpflanzung“ - also die künstliche Befruchtung - erlaubt werden und generell soll eingetragenen Partnern die Adoption von Kindern ermöglicht werden.

„Das Gesetz (zur Eingetragenen Partnerschaft, Anm.) ignoriert den Kinderwunsch von Schwulen und Lesben völlig“, kritisierte die zuständige Stadträtin Sandra Frauenberger (SPÖ). Sie bedaure zutiefst, „dass wir den Aspekt der Regenbogenfamilien nicht integrieren konnten“. Unter Regenbogenfamilien fallen sowohl homosexuelle Alleinerzieher als auch Formen des Zusammenlebens mit zwei Mamas oder Papas. Die Gleichstellung in Sachen Kinder kann Wien auf landesrechtlicher Ebene nicht umsetzen, da sie in der Kompetenz des Bundes liegt.

Derzeit nur Pflegekinder vorgesehen

Derzeit ist es in Wien für gleichgeschlechtlich Liebende lediglich möglich, Pflegekinder aufzunehmen. Genaue Zahlen, wie viele Kids bei Homo-Paaren leben, gebe es allerdings nicht, so Frauenberger. Für Deutschland gibt es allerdings Schätzungen, wonach rund 30.000 Schützlinge in schwulen oder lesbischen Familienverhältnissen aufwachsen.

Frauenberger sprach sich heute einmal mehr für die Öffnung der Ehe für gleichgeschlechtliche Paare aus. Eine entsprechende Aufforderung an den Bund wird ebenfalls im Resolutionsantrag enthalten sein. Außerdem will die Stadt das Namensrecht geändert wissen. Derzeit haben gleichgeschlechtliche Paare nämlich offiziell keinen „Familiennamen“, sondern einen „Nachnamen“. Außerdem ist es verpartnerten Menschen - falls sie sich für einen Doppelnamen entscheiden - nicht gestattet, diesen mit Bindestrich anzuführen.

Kinder in Regenbogenfamilien „sogar gefestigter“

Der Kölner Psychologe Dominic Frohn zerstreute etwaige Bedenken, dass der Nachwuchs durch derlei Konstellationen in seiner Entwicklung beeinflusst werde. Studien würden belegen, dass die Kinder trotzdem eine klare Geschlechteridentität hätten und nicht häufiger schwul, lesbisch oder bisexuell würden als Altersgenossen in klassischen Vater-Mutter-Kind-Familien.

„Sie probieren allerdings mehr aus und sind später sogar gefestigter“, erklärte Frohn. Hinsichtlich der Geschlechterrolle trete zudem ein „breiteres Verhaltensrepertoire“ zutage: „Da dürfen Mädchen auch mal aggressiv sein und Buben weinen“, so der Psychologe, der die Lebenssituation von Kölner Regenbogenfamilien wissenschaftlich unter die Lupe genommen hat.

Kritik: Österreich gewissermaßen Nachzügler

Bei der Diskussion über das Thema Regenbogenfamilie, mit dem sich auch eine für heute angesetzte, ganztägige Fachkonferenz in Wien beschäftigte, sei Österreich im Vergleich zu anderen europäischen Ländern gewissermaßen Nachzügler, betonte Wolfgang Wilhelm von der Wiener Antidiskriminierungsstelle für gleichgeschlechtliche Lebensweisen.

Das habe damit zu tun, dass hierzulande Homosexuelle lange Zeit strafrechtlich verfolgt wurden. So gab es bis 1971 ein Totalverbot und noch mehr als 20 Jahre länger den umstrittenen „Homosexuellen-Paragrafen“ 209. Letzterer wurde 2002 vom Verfassungsgerichtshof gekippt. Die Regelung stellte sexuelle Beziehungen von Männern über 19 Jahren mit Männern unter 18 Jahren unter Strafe. Bei heterosexuellen oder lesbischen Beziehungen lag das Schutzalter bei 14 Jahren.

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