„planlos“-Award geht an Fekter

Der erstmals vergebene „planlos“-Award für die inkompetentesten Entscheidungen im Bereich der Baukultur ist an Finanzministerin Maria Fekter (ÖVP) vergeben worden. Sie bekam den Preis für das Projekt eines Asyl-Erstaufnahmezentrums in Eberau.

„Wie kaum ein anderes Projekt zeichnet es sich durch undemokratische und intransparente Entscheidungsfindung und unmenschliche Kasernenarchitektur aus“, begründete der stellvertretende „Falter“-Chefredakteur Florian Klenk namens der Jury die Entscheidung bei der Verleihung im Gartenbaukino.

„Mangelnde Respekt“ besonders betont

„Zu erwähnen ist vor allem aber auch der mangelnde Respekt der Bauherrin gegenüber der Dorfbevölkerung von Eberau, die, ohne je befragt oder ausreichend informiert worden zu sein, eine plötzliche und massive Veränderung in der Dorfstruktur hätte hinnehmen müssen“, hieß es weiter.

Fekter

APA/Hochmuth

Finanzministerin Fekter erhielt wenig ehrenhaften Preis

„Anstatt einen sicheren und vor allem menschlichen Ort für Flüchtlinge zu schaffen, das Projekt politisch breit zu diskutieren und Architekten zu einem Wettbewerb einzuladen, setzte das Innenministerium auf Mauschelei, Geheimniskrämerei und do-it-yourself Architektur. Die Unsitten, die etwa beim Pratervorplatz, den Steinhofgründen oder auch bei der Planung großer Bahnhöfe zu kritisieren sind, werden im Fall Eberau nicht nur überboten. Sie stellen schlichtweg einen gesellschaftlichen und politischen Skandal dar.“

Drei Projekte von 46 Nominierungen ausgewählt

Insgesamt 46 Nominierungen waren der Jury zur Beurteilung vorgelegen. Drei Projekte schafften es ins Finale. Zur Auswahl standen neben Eberau noch der frühere Planungsstadtrat Rudolf Schicker und Vizebürgermeisterin Renate Brauner (beide SPÖ) für das Bebauungsprojekt der Steinhofgründe sowie Franz Kobermaier von der MA19 für den Kindergarten im Stadtpark.

Das mittlerweile vorerst gestoppte Projekt der Bebauung der Steinhofgründe sei nach Ansicht der Jury „ein Musterbeispiel für städtebauliche Unsensibilität, einen nachlässigen Umgang mit öffentlichem (Kultur-)Gut und fehlender Verfahrenstransparenz“. Charakteristisch für das Projekt „Kindergarten im Stadtpark“ seien die mangelnde Wettbewerbskultur und die fehlende Wertschätzung kreativer Leistungen.

Transparente Vergabekultur gefordert

Der neue Preis wurde zur Zehn-Jahres-Feier der IG vergeben. Zentrale Forderungen der mittlerweile über 250 Mitglieder umfassenden IG Architektur, einer Interessenvertretung für Österreichs Architekturschaffende, sind eine gerechte und transparente Wettbewerbs- und Vergabekultur, die Neudefinition des Berufsbildes und ein fairer Berufszugang. Der Preis selbst, eine rund acht Kilogramm schwere, massive Betonplatte, soll im Büro der Preisträgerin zu kompetenter Planung anregen.

Der planlos2011 Award habe aber „nicht zum Ziel, Entscheidungen oder Personen, die diese Entscheidungen gefällt haben, an den Pranger zu stellen“, hielt Matthias Finkentey, Organisatorischer Leiter der den Preis auslobenden IG Architektur, fest. „Es geht um die öffentliche Wahrnehmung und Diskussion, den Umgang mit Fehlern und Fehlentscheidungen, die Bereitschaft, Prozesse zu verbessern und transparenter zu machen.“

Auf Kritik stieß der neue „planlos“-Preis unterdessen bei dem Wiener Architekten Heinz Neumann. Die Auszeichnung ziele zwar nicht auf die Architekten, treffe sie aber mehr als die „nahezu kritikresistenten“ Politiker. Neumann stellt in einer Aussendung die Frage, ob es nicht besser wäre, „konstruktiv und kreativ einzuwirken“? Denn: „Nur dagegen sein bringt gerade in Zeiten wie diesen wenig bis nichts.“

Links: