„Fledermausmann“ schenkt Blinden Hoffnung

Sein Spitzname ist „Batman“. Der amerikanische Mobilitätstrainer Daniel Kish hat am Dienstag im Bundesblindenerziehungsinstitut in der Leopoldstadt seine bewundernswerten Fähigkeiten demonstriert. Der 46-Jährige „sieht“ mit seinen Ohren.

„Warum stehe ich auf dieser Bühne? - Weil ich klicke“, so eröffnete Kish seinen Vortag. Der amerikanische „Fledermausmann“ ist seit seiner Kindheit sehbehindert. Dennoch lebt er ein Leben voller Selbstständigkeit und Mobilität. Er ist begeisterter Mountainbiker, klettert auf Berge und findet sich in fremden Städten zurecht. Ermöglicht wird ihm das durch das Klick-Sonar. Mit seiner Zunge sendet er Klickgeräusche aus und wandelt das Echo zu einem dreidimensionalen Bild seiner Umgebung um.

Fledermaus Mann Daniel Kish

ORF/Florian Kobler

Kish erklärt dem Publikum, wie man Gegenstände hören kann

Wer in der Technik geübt ist, kann auf mehrere Meter Entfernung unterscheiden, ob ein Geländewagen oder eine Limousine, ein Baum oder eine Straßenlaterne vor ihm steht. Kish: „Es geht nicht darum, etwas zu beweisen, sondern um Freiheit. Wir müssen unseren Weg durch das Leben finden. Das kann niemand für uns tun.“

Fledermäuse verwenden Technik

Es ist so ähnlich wie die Echolot-Technik einer Fledermaus", so Kish die Technik. „Die Bilder, die vor meinem geistigen Auge entstehen, sind allerdings nicht so detailliert wie die Bilder einer Fledermaus. Diese Tiere haben einfach mehr Übung darin als Menschen. Man kann es sich in etwa wie schwache Lichtblitze vorstellen.“ Es sei, als ob man ein Fahrrad in völliger Dunkelheit fahre und die Lichtblitze erhellten die Umgebung gerade so weit, dass man Hindernisse erkennen könne.

Da das Dauerschnalzen die Zunge ermüden kann, entwickelte Kish sogar gemeinsam mit einem Techniker ein Kästchen, das das Schnalzen simuliert. Mittlerweile gibt es dieses so klein, dass es in ein Stirnband passt und so die Signale direkt nach vorne aussendet.

Fledermaus Mann Daniel Kish

ORF/Florian Kobler

Riesenandrang beim Vortrag im Bundesblindenerziehungsinstitut

Echo nimmt Form der Umgebung an

Der Kalifornier ist mittlerweile berühmt für seine Echolokalisation. Und er lehrt seine Fähigkeiten - in Wien wird er zwei Mädchen unterrichten. „Manche Leute denken, ich sei eine Art Wunderkind, aber was wir tun, erfordert keine besondere Gabe. Das kann jeder lernen. Am wichtigsten ist dabei, dass man Selbstvertrauen gewinnt und hinausgeht in die Welt“, so Kish.

In den 1990er Jahren studierte Kish Entwicklungspsychologie und Sonderpädagogik und wurde der erste sehbehinderte Mobilitätstrainer der USA. 2000 gründete Kish die gemeinnützige Stiftung „World Acces For The Blind“, die seither 5000 Schüler in 18 Ländern ausbildete. „Wir wollen nicht anders behandelt werden als der Rest der Welt. Drei Viertel meiner Arbeit dreht sich darum, die Abhängigkeit von Familie und Freunden abzubauen.“

Fledermaus Mann Daniel Kish

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Daniel Kish erzählt von seinen Erlebnissen am Mountainbike

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