Ärztekammer fürchtet hohe ELGA-Kosten

Die Wiener Ärztekammer protestiert weiter gegen die geplante Elektronische Gesundheitsakte ELGA. Berechnungen der Ärztekammer zufolge kostet das Projekt mehr als 420 Millionen Euro, das Gesundheitsministerium geht von 150 Millionen Euro aus.

Johannes Steinhart, Vizepräsident der Ärztekammer, sprach am Mittwoch davon, dass ein Debakel in „Skylink-Größenordnung“ verhindert werden müsse. Geld werde beim Projekt ELGA „sinnlos verpulvert“. Selbst wenn die vom Gesundheitsministerium veranschlagten Kosten von 150 Millionen Euro haltbar wären, würde es sich damit laut Steinhart um den Betrag handeln, mit dem Wiener Allgemeinmediziner für ein ganzes Jahr zu finanzieren wären.

Geld für andere Bereiche gefordert

Statt des ELGA-Projekts würde Steinhart lieber andere Bereiche finanziell besser ausstatten. Eine „unendlich lange“ Liste von gesundheitlichen Versorgungslücken könne geschlossen werden. Wartezeiten für MR-Untersuchungen würden sich von derzeit bis zu sechs Monaten gegen Null verbessert werden, wenn nur ein Viertel des ELGA-Budgets dafür eingesetzt werden würde, so Steinhart.

Auch die Einführung einer flächendeckenden kinderpsychiatrischen Versorgung wäre mit einer entsprechenden Budgetumverteilung ein Ende gesetzt werden, glaubt Steinhart: „Mir blutet das Herz, wenn ich mir vor Augen führe, dass eine flächendeckende kinderpsychiatrische Versorgung, beispielsweise in Wien, nur zwei Prozent der geplanten ELGA-Kosten ausmachen würde“.

Stöger verteidigte ELGA

Vom Gesundheitsministerium verlangt die Ärztekammer eine „seriöse Kosten-Nutzen-Analyse“. Die elektronische Datenvernetzung könne nur mit einer freiwilligen Teilnahme von Patienten und Ärzten erfolgen.

Gesundheitsminister Alois Stöger (SPÖ) hatte das Projekt ELGA zuletzt in der ORF-Pressestunde verteidigt. 7.000 Patienten würde dadurch „unnötige Krankenhausaufenthalte“ erspart - mehr dazu in wien.ORF.at.

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