Letzter Korporationsball in der Hofburg

Der Wiener Korporationsball (WKR) wird 2012 zum letzten Mal in der Hofburg stattfinden. Das Hofburg Kongresszentrum begründet das mit der politischen und medialen Dimension des Balls. Der Veranstalter kann diese Entscheidung „nicht nachvollziehen“.

Für das Jahr 2012 besteht ein gültiger Vertrag, der von der Hofburg nicht einseitig gekündigt werden kann. „Eine Absage des WKR-Balles 2012 durch den Ballveranstalter käme der HOFBURG Vienna sehr gelegen“, heißt es in einer Aussendung der Hofburg. Dass es dazu kommt sei angesichts des bereits laufenden Kartenverkaufs allerdings nicht anzunehmen, hieß es von Geschäftsführerin Renate Danler.

Ballveranstalter: „Nicht einmal im Ansatz politisch“

Udo Guggenbichler, Organisator des Balls, hat eine freiwillige Absage so gut wie ausgeschlossen. „Wir werden uns das in den Gremien anschauen, aber ich gehe nicht davon aus“, sagte Guggenbichler. Die Entscheidung der Wiener Hofburg Kongresszentrum BetriebsgmbH könne er nicht nachvollziehen. Es handle sich beim WKR-Ball, der im kommenden Jahr für den 27. Jänner anberaumt ist, um eine Veranstaltung, „die nicht einmal im Ansatz politisch agiert“, da sie eine reine Tanzveranstaltung sei, ärgerte sich Guggenbichler.

Vielmehr werde man in ein „politisches Eck“ gedrängt. Außerdem sei der Ball mit seinen tausenden Besuchern ein wichtiger Wirtschaftsfaktor für die Stadt. „Unsere Gäste gehören zu den Leistungsträgern dieser Republik“, vergaß der Organisator nicht zu betonen.

Das Veranstaltungszentrum Hofburg hatte zwar seine politisch neutrale Position betont, aber auch auf die aktulle politischen und mediale Dimension, die die Abhaltung des WKR-Balles in den letzten Jahren erreicht hatte, verwiesen. Der Beschluss zur Absage für die Jahre nach 2012 fiel in der Generalversammlung der Betreibergesellschaft einstimmig. Der WKR-Ball fand seit 43 Jahren immer am Freitag vor dem letzten Samstag im Jänner in der Hofburg statt.

Polizisten bei Demonstration gegen WKR-Ball

APA/Herbert P. Oczeret

Polizisten bei Demonstration gegen WKR-Ball 2011 beim Burgtor

Casinos Austria gegen Ball

Zuletzt hatten die Casinos Austria als Mitgesellschafter der Hofburg BetriebsgesmbH angekündigt, bei der Gesellschafterversammlung die Burschenschafterveranstaltung aufs Tapet zu bringen und sich gegen die Abhaltung dieses Balls aussprechen zu wollen. Man lehne jede Form von Extremismus entschieden ab und wollen Organisationen, die die nötige Distanz zu einschlägigem Gedankengut vermissen lassen, keine Bühne geben, wurde erklärt.

Die Organisation SOS Mitmensch hatte vor kurzem kritisiert, dass der Ball 2012 am Jahrestag der Befreiung des KZ Auschwitz stattfinden soll. SOS Mitmensch bezeichnete den WKR-Ball als "Vernetzungstreffen für Rechtsextremisten aus ganz Europa, der Verband sei eine „rechtsextrem durchsetzte Vereinigung“. Der WKR-Ball sorgt seit Jahren für Gegendemonstrationen und Ausschreitungen.

Der „Ballausschuss des Wiener Korporationsballes“ hatte am Mittwoch die unpolitische Haltung des Vereins betont, die Mitglieder würden aus unterschiedlichsten Studentenverbindungen aller Art in Österreich und Deutschland kommen. Zum Termin wurde festgehalten, dass der Ball seit über 40 Jahren am Freitag vor dem letzten Samstag im Jänner stattfindet und dieser somit 2012 zufällig auf den 27. Jänner falle.

Kritik der FPÖ, Zustimmung von Grünen und ÖH

FPÖ-Obmann Heinz-Christian Strache hat die Entscheidung der Hofburg kritisiert, es sei „dem linken Mobbing und dem Druck der Straße“ nachgegeben worden. Strache verwies auf Ballgäste aus Österreich, Deutschland und der Schweiz, „darunter hochrangige Persönlichkeiten aus Wissenschaft, Wirtschaft und Politik“. Der WKR-Ball leiste mit mehreren tausend Nächtigungen einen wertvollen Beitrag für die Wiener Wirtschaft.

David Ellensohn, Klubobmann der Wiener Grünen, freute sich dagegen, dass „die jahrelangen Proteste und Demonstrationen des antifaschistischen Österreich endlich gewirkt haben“. Janine Wulz vom Vorsitzteam der Österreichischen Hochschülerschaft (ÖH) sah „ein richtiges und wichtiges Zeichen, dass der Vertrag für die kommenden Jahre nicht mehr unterzeichnet wird. Grund für den Sinneswandel sind in jedem Fall die zahlreichen Protestmaßnahmen, die nun endlich gefruchtet haben“.

Für die Israelitische Kultusgemeinde Wien (IKG) ist die Ankündigung „noch kein Grund für Euphorie“. So würden auch weiterhin Veranstaltungen schlagender Burschenschaften am Heldenplatz toleriert, kritisierte die IKG am Freitag in einer Aussendung. Zudem forderte sie die Absage des bereits gebuchten WKR-Balls am 27. Jänner 2012.

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