WKR-Ball: Debatte reißt nicht ab

Die Debatte um den umstrittenen Ball des Wiener Korporationsrings (WKR) im Jänner in der Hofburg reißt nicht ab: Mehrere Organisationen hatten die Absage gefordert, der Ballausschuss wies die Kritik nun zurück.

Der Termin am 27. Jänner, dem Tag der Befreiung des KZ Auschwitz, sei eine „Provokation“ - Symbole und Gedenktage seien ein wesentlicher Teil der Antisemiten, Nazis und Rechtsextremen, meinte Ariel Muzicant, Präsident der Israelitischen Kultusgemeinde, in einer Pressekonferenz am Mittwoch. Die Szene wüsste genau, dass der 27. Jänner nicht irgendein Tag sei, sondern jener, an dem man die Auschwitz-Befreiung begehe.

„Den WKR-Ball, also die Zusammenkunft einer ganzen Schar von Holocaust-Leugnern, von Rechtsextremen, von Nazis, von Neonazis, an diesen Tag zu setzen, ist eine Verhöhnung der Opfer der Schoah“, meinte Muzicant. Wenn sich einige Herrschaften an diesem Tag in die Hofburg begeben, frage er sich, was sie tun: „Feiern die sozusagen die zwei Millionen Toten von Auschwitz, oder was? Tanzen sie sozusagen auf sechs Millionen toten Juden, oder was denken sich die dabei?“

Ballausschuss: Datum ist Zufall

Vom Ballausschuss des Wiener Korporationsballes hieß es nun zum Veranstaltungsdatum in einer Aussendung Ende November: „Hinsichtlich des Datums halten wir fest, dass der Ball seit über 40 Jahren in der Hofburg stattfindet, und zwar immer am Freitag vor dem letzten Samstag im Jänner. 2012 fällt der geplante Balltermin auf Grund dieses Systems, somit zufällig und ohne Zutun des Veranstalters auf den 27. Jänner, ebenso wie zum Beispiel in den Jahren 1989, 1995 und 2006.“

„Imageverlust“ bei WKR-Ball in der Hofburg

Es sei ein „Skandal“, dass das offizielle Österreich jede Menge Gedenkveranstaltungen begehe, aber nichts tue. Er verstehe nicht, dass das offizielle Österreich vom Bundespräsidenten abwärts nicht einfach einen Weg finde, „diese Herrschaften aus der Hofburg hinauszuschmeißen“, kritisierte Muzicant.

Nadja Lorenz von SOS Mitmensch forderte von den Pächtern der Hofburg, aus dem Vertrag auszusteigen - das einzige Risiko sei eine Pönale, also Geld. Eine Pönale stehe in keiner Relation zum Imageverlust der Republik, meinte Muzicant. Von den Spitzenpolitikern verlangte Lorenz, sich eindeutig gegen Rechtsextremismus und die Abhaltung des Balls am 27. Jänner zu deklarieren.

Auch der Autor Hans-Henning Scharsach, der über Verbindungen des Korporierten-Milieus zur FPÖ referierte, sprach sich für eine Absage der Veranstaltung aus. Heribert Schiedel, Rechtsextremismus-Experte des Dokumentationsarchivs des österreichischen Widerstands (DÖW), verwies unter anderem darauf, dass im WKR die Angehörigen der rechtsextremen Studentenverbindungen dominierten.

SOS Mitmensch plant Aktionen

Findet der Ball 2012 wie geplant statt, werde es Aktionen geben, kündigte Alexander Pollak von SOS Mitmensch auf Nachfrage bei der Pressekonferenz an, man sei gerade in der Planung.

Der WKR-Ball wird 2012 das letzte Mal in der Hofburg stattfinden, das Hofburg Kongresszentrum begründete das mit der politischen und medialen Dimension des Balls - mehr dazu in Letzter Korporationsball in der Hofburg.

Eine sofortige Kündigung des Vertrags ist für das Hofburg Kongresszentrum aber kein Thema. "Das steht für uns nicht zur Diskussion, meinte Geschäftsführerin Renate Danler. Man stehe zu rechtsgültigen Verträgen.

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