Nackte Haut bei „Dreigroschenoper“

Viel nackte Haut hat es im Dezember bei der Premiere der „Dreigroschenoper“ am Volkstheater zu sehen gebeben. Marcello de Nardo als Mackie Messer und Katharina Straßer als Polly Peachum sollen für ein volles Haus sorgen.

Die „Dreigroschenoper“ ist eines der berühmtestes Bühnenwerke von Bertolt Brecht und verschaffte ihm Weltruhm. Seit seiner Berliner Uraufführung 1928 im Theater am Schiffbauerdamm gehört es zu den weltweit bekanntesten und meistgespielten Theaterstücken, nicht zuletzt auch aufgrund der von Kurt Weill komponierten Songs, die - wie „Die Moritat von Mackie Messer“ - auch außerhalb des Theaters zu Welthits und vielfach neu interpretiert wurden.

In Wien sorgte das Stück 1996 in der Inszenierung von Paulus Manker für Aufsehen, für die die englische Modeschöpferin Vivienne Westwood die Kostüme entwarf. Zuletzt war die „Dreigroschenoper“ 2004 unter der Regie des damaligen Direktors Hans Gratzer an der Josefstadt zu sehen.

Direktor inszenierte selbst

Nun erklärt auch Volkstheater-Direktor Michael Schottenberg das Musiktheaterstück - das in Theaterkreisen als „schwer zu inszenieren“ berüchtigt ist - zur Chefsache. Auf der Bühne stehen neben Straßer und De Nardo auch Volkstheaterstars wie Maria Bill, Susa Meyer, Patrick O. Beck und Thomas Kamper. Und weil das Stück im Wesentlichen zwischen Gaunerquartieren und Hurenhäusern spielt, ist im Volkstheater viel nackte Haut zu sehen.

Szenenfoto Dreigroschenoper

APA/Hans Klaus Techt

Marcello de Nardo als „Macheath“ und Mitglieder des Ensembles

„Erst kommt das Fressen, dann kommt die Moral“

Brecht übte mit der „Dreigroschenoper“, seiner Bearbeitung von John Gays „Beggar’s Opera“ aus dem Jahr 1728, harte Kritik an der Gesellschaft und rechnet mit der Doppelmoral und der egozentrischen Welt, in der jeder nur auf den eigenen Vorteil bedacht ist, gnadenlos ab.

Seine Figuren, ausnahmslos korrupte Unterweltsgestalten - vom Bettlerkönig Peachum über den bestechlichen Polizeichef Tiger Brown bis zum Verbrecher Mackie Messer -imitieren in ihrer Verderbtheit das bürgerliche Leben und leben nach dem Motto „Erst kommt das Fressen - dann kommt die Moral“. Das Ziel des Autors war es, damit begreiflich zu machen: Wenn die Verbrecher durch bürgerliche Manieren und Methoden erfolgreich sind, dann müssen die bürgerlichen Methoden und Manieren im Umkehrschluss verbrecherisch sein.

Szenenfoto Dreigroschenoper

APA/Techt

Korrupte Gesellschaft soll entlarvt werden

Schottenberg: „Weihnachtspackerl zum Würgen“

„Was ist ein Dietrich gegen eine Aktie? Was ist ein Einbruch in eine Bank gegen die Gründung einer Bank?“ Aus Brechts marxistischer Perspektive rauben Banken effektiver, als dies ein Räuber vermag – weshalb der bürgerlich solide Mackie Messer den Wechsel in die Berufssparte des „legalen Raubs“ erwägt. Angesichts zahlreicher Bank- und Korruptionsskandale dürfte das Stück jedenfalls immer noch - oder gerade wieder - besondere Relevanz haben. Schottenberg kündigte bereits vor Monaten an: Die Inszenierung werde „ein Weihnachtspackerl, an dem man würgen wird“.

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