AKH: Kein Streik, aber Ärzte „skeptisch“

Im AKH haben die Ärzte am Dienstag erneut eine Betriebsversammlung abgehalten. Obwohl vergangene Woche eine Finanzspritze für das Krankenhaus versprochen wurde, vermissen die Ärzte mittelfristige Konzepte und sind „skeptisch“.

Ärzte-Chef und Meduni-Direktor, Wolfgang Schütz, verstand im Vorfeld der Veranstaltung den Grund für die neuerliche Betriebsversammlung nicht, da die angedrohten Kürzungen der Journaldienste nicht kommen. „Da die Journaldienste ab 1. Februar wie bisher in voller Zahl sein werden, ist das Bedrohungspotenzial für eine Beeinträchtigung der Patientenversorgung nicht mehr gegeben“, so Schütz.

Ärzte: „Skepsis bezüglich der Finanzierbarkeit“

„Die Reduktion der Nachtdiensträder wird zwar aufgehoben, allerdings herrscht noch Skepsis bezüglich der Finanzierbarkeit“, hieß es dazu von Seiten der AKH-Ärzte. Weiters gaben die Ärzte zu bedenken, dass das Geld nicht ausreiche, um den Aufnahmestopp zurückzunehmen, beklagte Szekeres. Rektor Schütz sei somit gezwungen, auch künftig eine „restriktive Besetzungspolitik“ zu betreiben. Zudem müssen die Mittel in Höhe von neun Mio. Euro an den Bund zurückbezahlt werden, da die Med-Uni das Geld lediglich als Vorgriff auf das Budget der kommenden Leistungsvereinbarung bekommt.

Ärzte im AKH

APA/Fohringer

Ärzte erschienen auch am Dienstag zahlreich zur Betriebsversammlung

Für den Augenblick sei ein Streik kein Thema mehr, sagte der AKH-Betriebsratsvorsitzende Thomas Szekeres gegenüber „Radio Wien“. Allerdings warnte er: Die Situation könne schon in wenigen Monaten wieder eskalieren, weil keine nachhaltige Lösung beschlossen worden sei.

Belastung für Personal steigt weiter

Jörg Michael Hiesmayr, Leiter der Universitätsklinik für Anästhesie, betonte, dass man zwar froh über die finanzielle Überbrückung sei, aber sich jetzt nicht zurücklehnen dürfe. Denn durch die Nicht-Nachbesetzung von Stellen werde die Belastung für das Personal noch höher. Außerdem vergeude man junge Talente, die mangels Arbeitsplatz dann woanders hingehen würden, ergänzte Christoph Zielinski, Vorstand die Uniklinik für Innere Medizin. Die Medizinische Universität Wien sei der „führende wissenschaftliche Korpus dieses Landes“, 50 Prozent aller Ärzte würden im AKH ausgebildet, hieß es.

Ärzte warten am Dienstag, 20. Dezember 2011, im Hörsaal 1 auf den Beginn einer Betriebsversammlung der AKH-Ärzte im AKH in Wien

APA/Helmut Fohringer

Betriebsversammlung der AKH-Ärzte

Geld ist nur geborgt

Am Montag kam das Schreiben vom Rektor der Meduni Wien, in dem Schütz den AKH-Mitarbeiterinnen und -Mitarbeitern schriftlich versichert, dass es keine Veränderungen bei den Journaldiensten geben werde. Auch der Aufnahmestopp werde zurückgenommen.

Konkret versprach Wissenschaftsminister Karlheinz Töchterle (ÖVP) dem AKH vergangene Woche neun Millionen Euro und wendete so die angekündigte Reduktion der Nachtdiensträder und den Aufnahmestopp ab - mehr dazu in AKH: Geldspritze wendet Notbetrieb ab.

Die Finanzsituation des AKH sei damit aber nicht gelöst, warnte Szekeres. Denn das Geld sei nur geborgt und müsse beim nächsten Budget 2013 zurückgezahlt werden. Ist eine Refundierung dann nicht möglich, droht 2012 dasselbe Szenario wie heuer. Der Betriebsrat fordert deshalb neben strukturellen Reformen eine höheres Universitätsbudget.

Übereinstimmung in Sachen Strukturreform

Seit kurzem finden jedenfalls Gespräche über eine neue Betriebsstruktur statt. Derzeit ist die Stadt Träger des Spitals und finanziert damit Pflege und der Verwaltung, der Bund steuert die Mittel für die medizinischen Leistungen bei.

Konkret will Schütz eine Vereinbarung mit der Stadt, in der festgehalten ist, wie viele Leistungen das AKH zu erfüllen hat. Mit deutlich mehr Budget für die kommenden Jahre rechnet Schütz trotz steigender Personalkosten aber nicht.

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