Mordverdächtige: Wirbel um Kind

Die frühere Eissalon-Besitzerin, die als mutmaßliche Doppelmörderin seit Juni 2011 in der Justizanstalt Josefstadt in U-Haft sitzt, hat in der Nacht auf Mittwoch ihr Kind bekommen. Der gesunde Bub wurde ihr kurz danach abgenommen.

Als zwei Wochen vor dem offiziellen Geburtstermin bei der Frau die Wehen einsetzten, wurde sie von ihrer Zelle ins Spital gebracht, da das Landesgerichtliche Gefangenenhaus keine Geburtenstation besitzt. Anstaltsleiterin Helene Pigl bestätigte gegenüber „Radio Wien“ die Geburt. Wie lange die des Doppelmords verdächtige Eissalon-Besitzerin im Spital nachbetreut wird, ehe sie zurück in ihre Zelle muss, entscheiden die Ärzte.

Kind von Jugendamt abgenommen

Wenige Stunden nach der Geburt wurde der Bub in ein anderes Spital gebracht. Wie Jugendamt-Sprecherin Herta Staffa mitteilte, habe man die Abnahme des Kindes nicht hinauszögern wollen. Seitens des Jugendamts seien bereits unmittelbar nach Bekanntwerden der Schwangerschaft erste Überlegungen angestellt worden, was nach der Geburt mit dem Kind geschehen soll. In die Entscheidungsfindung seien die Mordverdächtige und ihr 47-jähriger Freund angeblich eingebunden gewesen.

Nach eingehender Prüfung der familiären Verhältnisse und der Lebensumstände des 47-Jährigen kam das Jugendamt zum Schluss, dass dem Kind mehr gedient ist, wenn es von Anfang an beim Vater aufwachsen kann und nicht die erste Zeit bei der Mutter im Gefängnis zubringt. „Das Kind baut jetzt zu einer Person eine Bindung auf und kann dann zu den anderen Personen, die es später übernehmen sollen, keine Bindung aufbauen. Es wird ja so sein, dass die Mutter wahrscheinlich längere Zeit in Haft sein wird“, sagte Staffa.

Der Anwalt der mutmaßlichen Doppelmörderin, Rudolf Mayer, kritisierte allerdings die sofortige Abnahme des Kindes am Mittwoch scharf. „Ich werde mich dagegen intensiv wehren. Es ist ein Grundrecht des Kindes, bei seiner Mutter zu verbleiben“, so der Anwalt.

Eissalonbesitzerin vor Gericht

APA/Robert Jäger

Die 32-Jährige stand bereits in einem medienrechtlichen Verfahren vor Gericht

Heirat hinter Gittern

Ungeachtet dessen wollen die beiden frischgebackenen Eltern in den nächsten Wochen in der Justizanstalt Josefstadt heiraten: Die 32-Jährige brachte ein entsprechendes Ansuchen ein, sagte der stellvertretender Leiter der Vollzugsdirektion, Peter Prechtl. Die für eine Trauung notwendige Genehmigung der Staatsanwaltschaft Wien sei aber noch ausständig. „Sie liegt definitiv noch nicht vor“, betonte er.

Die Hochzeit wird standesamtlich sein und in der „Vernehmungszone“ der Justizanstalt Josefstadt stattfinden. Eine Trauung in der hauseigenen Kapelle der Justizanstalt, von der die „Kronen Zeitung“ in ihrer Mittwoch-Ausgabe schreibt, wird es laut Prechtl definitiv nicht geben.

Noch kein Prozesstermin

Wann der Mordprozess gegen die Frau beginnt, ist derzeit noch nicht bekannt. Die Anklage ist noch nicht fertig, sagte Behördensprecherin Michaela Schnell auf Anfrage von wien.ORF.at.

Die Frau steht im Verdacht, ihren Ex-Mann und einen ehemaligen Freund ermordet und im Keller unter ihrem Eissalon in Meidling eingemauert zu haben. Als die Toten Anfang Juni zufällig gefunden wurden, setzte sich die gebürtige Spanierin kurzzeitig nach Italien ab und wurde in Udine festgenommen - mehr dazu in Chronologie: Leichen im Keller.