„Occupy“ forderte „Echte Demokratie jetzt“

Rund 300 Menschen haben sich beim zweiten internationalen Aktionstag der „Occupy“-Bewegung auf dem Stephansplatz versammelt. Das Motto lautete „Echte Demokratie jetzt“, unter den Teilnehmern war Kabarettist Roland Düringer.

„Ich bin kein Wutbürger, ich bin kein Systemtrottel, ich bin Schauspieler“, meinte Roland Düringer, der mit seinem Auftritt in der Sendung „Dorfers Donnerstalk“ für viel Gesprächsstoff gesorgt hatte. Er sei im ersten Moment beeindruckt über die Reaktionen gewesen, meinte er am Sonntag.

„Offenbar haben wir einen Pfeil losgeschickt, der getroffen hat. Dann ist etwas für mich fast absurdes passiert: Viele Menschen sind mit einem Pfeil in der Wiese gestanden und haben irrsinnig darüber diskutiert, was für ein Pfeil das ist“, meinte Düringer.

Roland Düringer bei der "Occupy"-Versammlung am Stephansplatz

APA/Herbert Neubauer

Schauspieler Roland Düringer bei der „Occupy“-Versammlung am Stephansplatz.

„Mensch selbst muss sich ändern“

Die Angst vor etwas, das noch gar nicht eingetreten ist, sei sehr gefährlich, warnte Düringer angesichts des „Occupy“-Slogans „Wir sind 99 Prozent“: „Wenn wir die 99 Prozent sind, dann muss 1 Prozent schuldig daran sein, dass wir Probleme haben.“

Der Kabarettist forderte statt Schuldzuweisungen die Entwicklung vom „Wutbürger“ zum „Mutbürger“, der selbstkritisch ist: „Wir sind das System - durch das, was wir jeden Tag machen. Der Mensch ändert sich durch das System nicht, der Mensch selbst muss sich ändern.“

Die Veranstaltung bot vielen anderen Aktivisten eine Plattform, auf ihre Anliegen aufmerksam zu machen: Paul Weitzer von der Plattform „Wir sind Kirche“ bat im „Speaker’s Corner“ um Unterstützung beim innerkirchlichen Protest, Erwin Mayer sprach für die Initiative „mehr demokratie“, und junge Menschen mit „Anonymous“-Masken verteilten Flyer für „du-bist-anonymous.de“.

Transparent "Empört Euch" vor dem Stephansdom

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„Empört Euch“ war das Motto der „Occupy“-Kundgebung.

Proteste gegen Ökonomieprofessor

Der Buchautor und Wiener Ökonomieprofessor Franz Hörmann trat trotz Protesten auf Facebook auf. Facebook-User hatten Hörmann vorgeworfen, als Mitglied der Partei „HuManWeg Bewegung Österreich“ antisemitisches Gedankengut zu unterstützen. „Wir sind eine tolerante Organisation und lassen alle zu Wort kommen, solange dass was sie sagen wissenschaftlich ist. Wir distanzieren uns von sämtlichen Parteien und politischen Organisationen“, erklärte einer der Veranstalter.

TV-Hinweis:

Wien heute war bei der Kundgebung dabei. Den Beitrag sehen Sie in Wien heute, 19.00 Uhr, ORF2.

Zu den weiteren Rednern am Stephansplatz zählte Martin Balluch, Obmann des „Vereins gegen Tierfabriken“ (VGT). Er sprach über Menschenrechte und berichtete aus eigener Erfahrung: Vor vier Jahren wurde er als Verdächtiger festgenommen. Er betonte, dass er es der Öffentlichkeit verdanke, die sich solidarisiert und für ihn eingesetzt habe, dass er aus dem Gefängnis entlassen und später freigesprochen wurde. Die Pausen füllt der Wiener Rapper „Kilez More“. Mitveranstalter Philipp Janyr zeigt sich zufrieden mit der Beteiligung.

Teilnehmer der "Occupy"-Kundgebung auf dem Stephansplatz

APA/Herbert Neubauer

Rund 300 Menschen nahmen an der Kundgebung teil.

Kundgebungen in Berlin und Chicago

Die „Occupy“-Bewegung hatte am Sonntag zum zweiten internationalen Aktionstag aufgerufen. Die Liste der Protestorte für die Kundgebungen unter dem Motto „Echte Demokratie jetzt“ reichten von Berlin und Frankfurt bis Chicago. In Österreich waren neben Wien auch Graz und Linz Schauplätze von Kundgebungen.