Pfarrerinitiative will weltweit aktiv werden

Die Pfarrerinitiative, die zum „Ungehorsam“ gegenüber der Kirchenleitung aufgerufen hat, will nun weltweit aktiv werden. „Noch in diesem Jahr“ werde man eine internationale Organisation gründen, so der Obmann der Initiative, Helmut Schüller.

„2012 wird sicher das Jahr der Internationalisierung sein“, stellt Schüller in Aussicht. Schon jetzt komme Unterstützung für die österreichischen Reformer aus aller Welt. Solidaritätserklärungen würden von deutschen Pfarrern bis hin zu australischen Bischöfen einlangen, französische Priester hätten für die österreichische Pfarrerinitiative sogar eine eigene Homepage eingerichtet.

Schüller will mehr: „Wir schauen, ob wir uns nicht auf internationaler Ebene zusammentun können.“ Abgeschlossen soll das Projekt noch in diesem Jahr sein, auch wenn dies schwer sei: „Pfarrer sind chronische Eigenbrötler.“ Durch den internationalen Zuspruch, so ist sich Schüller sicher, werde man auch innerkirchlich längst nicht mehr als „Spinner“ aus Österreich wahrgenommen, wie es vielleicht am Anfang der Fall gewesen sei.

„Die Kirche sollte anfangen, das Kirchenvolk ernst zu nehmen“, fordert der Probstdorfer Pfarrer weiterhin, denn: „So wie die Kirche lässt sich nicht einmal mehr ein Familienunternehmen führen.“ Die Gesprächsbasis mit der Kirchenführung aufrechtzuerhalten sei allerdings nicht einfach. Der letzte persönliche Kontakt zu Kardinal Schönborn sei ein Mittagessen im November gewesen. Einen neuen Termin gebe es nicht.

Schüller: „Wir sind eine Art Zukunftslabor“

Das oft vorgetragene Argument der Kirchenleitung, drängende Fragen zum Zölibat und der Priesterweihe für Frauen könne man nur weltkirchlich klären, lässt Schüller nicht gelten. Die römisch-katholische Kirche etwa in Asien und Südamerika würde in 20 Jahren mit denselben Problemen konfrontiert sein wie jene in Mitteleuropa. „Ich glaube, dass wir hier eine Art Zukunftslabor sind“, so Schüller. Daher habe man diese Fragen auch zu behandeln. In ärmeren Regionen würde es derzeit auch deswegen mehr Zuspruch zum Priesteramt geben, da dieses dort noch sozialen Aufstieg und einen Weg aus der Armut bedeute.

Die Hauptgründe für Reformverweigerung sieht Schüller nach wie vor in der Weltkirchenleitung - und das nicht unbedingt beim Papst persönlich. Es seien mehr Zirkel wie „Opus Dei“, „Opus“ und die „Legionäre Christi“, die an im Vatikan wichtigen Stellen das Sagen hätten und welche den Heiligen Vater oft „außen vor“ ließen. Schüller vergleicht dieses System mit einer „absolutistischen Monarchie“, glaubt aber, dass ein starker Papst auch solche Strukturen ändern könnte.

Dass Schüller rein persönliche Gründe für sein Engagement habe, weist er zurück. „Wenn jemand Eitelkeit vermutet, lässt er sich ohnehin nicht überzeugen.“ Derartige „Lieblings-Storys“ gehörten in die „unterste Schublade“. Die Pfarrerinitiative sei entstanden, da sich eine erkleckliche Zahl an Priestern gemeldet hatte, „die die Nase voll hatten“. Sei man anfangs kaum ernst genommen worden, herrsche nun in der Kirchenleitung aber Nervosität. Denn, so Schüller: „Wir sprechen mit einer Pfarrer-Stimme.“

Schönborn kündigte schlankere Strukturen an

Bei einem Pilotprojekt in Wien-Favoriten will sich die Erzdiözese Wien auf die veränderte Gesellschaft einstellen. Kardinal Christoph Schönborn kündigte einen „zum Teil schmerzlichen Abschied“ an. „Die Konstantinische Zeit der Kirche ist zu Ende. Diese Ära war geprägt von der Idee der Staatsreligion, in die man hineingeboren wird und sein Leben lang bleibt“, so Schönborn - mehr dazu in Schlankere Strukturen für die Kirche.

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