NS-Sager: WU suspendiert Hörmann
Die WU unterstrich, „dass es MitarbeiterInnen von Universitäten zusteht, in ihren wissenschaftlichen Arbeiten ebenso wie in ihren Wortmeldungen kontroversielle Standpunkte zu vertreten“. Hörmann, der außerordentlicher Professor am Institut für Treuhand- und Rechnungswesen ist, sei zuvor öfters „mit kontroverser Meinung und umstrittenen Thesen zum Geld- und Finanzwesen“ aufgefallen. Doch seine jüngsten Äußerungen zum Nationalsozialismus seien für die Universität „untragbar“, würden den ordnungsgemäßen Lehrbetrieb gefährden und das Ansehen der WU schädigen.
Disziplinarkommission am Zug
Als nächsten Schritt entscheidet der Aussendung zufolge eine Disziplinarkommission im Wissenschaftsministerium über die endgültige Suspendierung. Die Strafanzeige wegen nationalsozialistischer Wiederbetätigung ist naturgemäß Sache der Ermittlungsbehörden.
Auslöser Interview für Unizeitung
Auslöser der Vorgänge war ein - unveröffentlichtes - Interview, das drei WU-Studenten für die Unizeitung „Standpunkte“ mit Hörmann geführt hatten. Darin soll sich Hörmann, der Mitte Jänner beim „Occupy“-Aktionstag auf dem Wiener Stephansplatz als Gastredner aufgetreten war, relativierend zum Holocaust und zur Existenz von Gaskammern geäußert haben.
Hörmann erklärte nach dem Aufkommen der Vorwürfe, da er weder Historiker noch Zeitzeuge sei, könne er aus rein logischen Gründen nicht behaupten, selbst von der Existenz der NS-Massenvernichtungslager zu wissen. Dem Wissen anderer zuzustimmen sei dagegen ebenso möglich, wie daran zu „glauben“, so Hörmanns Argumentation.
ORF
Hörmann hatte auch von Verleumdung gesprochen. Er bestätigte das unveröffentlichte Interview, allerdings habe einer der drei interviewenden Studenten von ihm in gehässiger Form immer wieder Aussagen zum Holocaust verlangt und sie dann nach eigenem Gutdünken zusammengesetzt.
Hörmann: „Missverständnis sprachlicher Art“
Hörmann selbst zeigte sich gegenüber der Austria Presse Agentur über die vorläufige Suspendierung gelassen. Er betonte, dass er sich von der WU „in keiner Weise“ wissenschaftlich oder inhaltlich beschränkt fühle. Er spricht in Zusammenhang mit seinen inkriminierten Aussagen von einem „Missverständnis sprachlicher Art“, und „es ist wichtig, dass dem nachgegangen wird“.
Das Verbotsgesetz in seiner derzeitigen Form fördere solche „Missverständnisse“, sagte er: Es „können wirklich sehr leicht bestimmte sprachliche Formulierungen, die in einer anderen Erwartungshaltung gehört werden“, zum Nachteil des Sprechers umgedeutet werden. Hier sei eine Überarbeitung des Gesetzes „eigentlich überfällig“, so Hörmann und will dafür gerne „als Paradefall“ dienen. Ins rechte Eck will er sich keinesfalls stellen lassen: „Eigentlich bin ich einer, der Lenins Idee umsetzen will.“