Ärztekammer-Präsident Dorner tritt ab

Walter Dorner, Präsident der Österreichischen und der Wiener Ärztekammer, wird bei der Kammerwahl im März nicht mehr kandidieren. Sein Wiener Nachfolger soll Vizepräsident Johannes Steinhart werden.

Seit 13 Jahren hat Dorner die Wiener Ärztekammer geführt, seit fünf Jahren war er Präsident der Bundeskammer. Er will sich zwar von der Spitze zurückziehen, aber so kandidieren, dass er weiter im Vorstand und in der Vollversammlung der Wiener Ärztekammer bleiben kann. Dorner will sich dann vor allem um die Erarbeitung grundsätzlicher Konzepte zur Ausbildung angehender Ärzte kümmern.

Ärztekammer-Präsident Walter Dorner

APA/Herbert Neubauer

Dorner ist seit 13 Jahren Präsident der Wiener Ärztekammer

Rückzug nicht wegen ELGA-Kritik

Er habe keinen „Etikettenschwindel“ gewollt, indem er sich jetzt noch einmal zum Präsidenten wählen lasse und dann mitten während der Amtsperiode das Amt zur Verfügung stelle, meinte Dorner. „Keine Rolle“ hätten die Auseinandersetzungen innerhalb der Ärztekammer gespielt, die ihm im Vorjahr Rücktrittsaufforderungen der niederösterreichischen Kammer und des Hausärzteverbandes wegen seiner grundsätzlichen Zustimmung zum Elektronischen Gesundheitsakt (ELGA) in der Bundesgesundheitskommission eingetragen haben - mehr dazu in ELGA: Misstrauensantrag abgelehnt.

Im März werden die Wahlen in den Ärztekammern der einzelnen Bundesländern abgehalten, die Landespräsidenten wählen am 22. Juni den Präsidenten der Bundesärztekammer. Dorner wünscht sich als Wiener Präsident einen Nachfolger, der „im täglichen Leben steht“, der „weiß, was im Spital los ist, der eine Ordination führt und der auch weiß, wie man mit den sozialen Krankenversicherung Verhandlungen führt“.

Diese Voraussetzungen bringe sein Vizepräsident Steinhart am besten mit, er habe „die nötige Qualität und das nötige Wissen“, sagte der scheidende Präsident. „Er weiß, wie man für die Kollegen arbeitet.“ Steinhart ist Spitzenkandidat der ÖVP-nahen Vereinigung Österreichischer Ärzte, die vor fünf Jahren mit Dorner die Mehrheit erreichte.

Steinhart betont Unabhängigkeit

Bei der Wiener Ärztekammer-Wahl werden mehr als ein Dutzend verschiedene Gruppierungen kandidieren. Steinhart erwartet daher auch harte Gespräche nach der Wahl und gesteht einen „gewissen Verhandlungsbedarf“ ein. Er wolle aber „mit einem guten Vorsatz“ in die Gespräche gehen.

Steinhart meinte am Donnerstag, er wolle sich auf die Fachpolitik konzentrieren und nicht auf ein „fraktionelles Gerangel“. Wichtig sei es ihm, möglichst alle Bereiche unter einen Hut zu bringen. Zu seiner als ÖVP-nahe geltenden Vereinigung Österreichischer Ärzte stellte Steinhart fest, dass diese unabhängig und er selbst kein Parteimitglied sei.

„Hardliner“ an der Spitze?

Dass Steinhart als „Hardliner“ gilt, nimmt Dorner gelassen. „Das ist vielleicht nicht schlecht“, sagte Dorner. „In gewissen Bereichen war er nicht kompromissbereit, um die Forderungen der Wiener Ärzte durchzusetzen.“ Steinhart habe aber auch gelernt, „wenn er Kanten zeigt, gerundete Kanten zu zeigen“. Und beim Thema ELGA, wo sich Steinhart besonders deutlich zu Wort gemeldet hat, habe er „in allen Punkten recht“, zeigte sich Dorner überzeugt.

Für seinen Nachfolger sieht Dorner jedenfalls „ein geordnetes Haus“. Es handle sich um einen „modernen Betrieb“, in dem die nötigen Reformen, die im Zuge des Sparpakets nun auch für andere Kammern diskutiert werden, schon durchgeführt worden seien. Der Mitarbeiterstand sei von rund 80 auf knapp 50 reduziert worden.

Johannes Steinhart bei einer Protestveranstaltung der Wiener Aerztekammer  im Februar 2008

APA/Herbert Pfarrhofer

Steinhart 2008 bei einer Protestveranstaltung der Ärztekammer

Widerstand gegen ELGA und Gesundheitsminister

Der 57-jährige Steinhart hat sich nicht nur durch den Widerstand gegen ELGA den Ruf als „Hardliner“ erworben. Überliefert ist auch ein Kassenvertragsdeal mit WGKK-Obmann Franz Bittner, der in einer Konditorei in Wien-Simmering abgeschlossen worden sein soll. Steinhart gibt sich allerdings viel aggressiver. Ob das ausreicht, um der Vereinigung bei der kommenden Wiener Kammerwahl erneut die Mandatsmehrheit zu sichern, bleibt abzuwarten.

Als jüngstes Feindbild hat sich Steinhart Gesundheitsminister Alois Stöger (SPÖ) auserkoren, mit dem Dorner durchaus gut zurechtkommt. In Steinharts Anti-ELGA-Kampagne wurde Stöger dagegen gleich mit Totengräberschaufel in der Hand aufs Cover der Kammer-Zeitung gerückt.

Für Verwunderung sorgten auch Nackt-Inserate, mit denen die angeblich mangelhafte Datensicherheit von ELGA illustriert werden sollte. „Wir mussten provozieren“, meinte Steinhart dazu. In der Bevölkerung stieß das laut einer Umfrage auf breite Ablehnung. Die Ärzte unterstützen dagegen laut Mitgliederbefragung zu 95 Prozent die ELGA-Ablehnung.

Funktionär der Ärztekammer seit 1989

Steinhart promovierte 1983 zum Doktor der gesamten Heilkunde. Er absolvierte die Ausbildung zum Urologen und stieg in der Krankenanstalt des Göttlichen Heilands in Wien-Hernals zum ärztlichen Leiter und Geschäftsführer auf. Daneben führt er auch eine Arztpraxis.

In der Wiener Ärztekammer engagierte er sich seit 1989. Zehn Jahre später wurde er Vizepräsident und Kurienobmann der niedergelassenen Ärzte. In der Österreichischen Ärztekammer ist er unter anderem Referent für Grundlagenarbeit und gesundheitspolitische Analysen.

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