Frauen bei Medizinaufnahmetest bevorzugt

Frauen sollen heuer beim EMS-Eignungstest für das Medizinstudium in Wien bevorzugt behandelt werden. Bei der Auswertung soll es einen „Ausgleichsfaktor“ geben, um die Chancengleichheit zu verbessern.

Bisher haben an den Medizin-Universitäten Wien und Innsbruck die weiblichen Bewerberinnen bei dem Aufnahmetest stets schlechter abgeschnitten als ihre männlichen Mitbewerber. An der Wiener Medizin-Uni sollen sie deshalb beim Test am 6. Juli bevorzugt behandelt werden: Der Testwert, der über die Zulassung entscheidet, soll diesmal nach Geschlechtern getrennt ausgewertet und die Ergebnisse der Frauen um einen „Ausgleichsfaktor“ erhöht werden. Ziel der Maßnahme sei mehr Chancengleichheit, so die Vizerektorin für Lehre, Karin Gutierrez-Lobos.

Maßnahme nur für ein Jahr

Diese Art der Auswertung könnte zur Folge haben, dass eine Frau etwas schlechter abschneidet, dank „Ausgleichsfaktor“ aber gleich gut mit einem Mann gereiht wird, wie auch die Gratiszeitung „Heute“ berichtete.

Die Maßnahme ist vorerst auf ein Jahr begrenzt, dann soll geprüft werden, ob sie zu Verbesserungen geführt hat - „und zwar nicht in dem Sinne, dass den Frauen etwas geschenkt wird, sondern ob dieser Ausgleich der Nachteile stattfindet“. Dass Frauen beim EMS benachteiligt sind, sei umfassend wissenschaftlich belegt: Bei diesem kommen einige Tests vor, bei denen Frauen laut wissenschaftlicher Literatur schlechter abschneiden.

Studenten bei Aufnahmetest

APA/Fohringer

Am 6. Juli finden die Tests wieder statt

4.614 Bewerber in Wien

An der Medizin-Uni Wien gab es zuletzt 4.614 Bewerber für 720 Plätze. Durch die Quotenregelung sind 75 Prozent der Plätze für Bewerber mit österreichischem Reifezeugnis reserviert, 20 Prozent für EU-Bürger und fünf Prozent für Bewerber aus Drittstaaten.

Die endgültige Wunschlösung ist die gendergerechte Auswertung für Gutierrez-Lobos nicht unbedingt. Da sie aber erst im Oktober das Amt der Vizerektorin für Lehre übernommen habe, sei in der kurzen Zeit keine andere Möglichkeit geblieben, um die Ungleichheit auszugleichen. Es werde aber ohnehin mit den Medizin-Unis Graz und Innsbruck an einer gemeinsamen Neugestaltung der Aufnahmeverfahren gearbeitet.

Uni: „Kein unübliches Vorgehen“

Derzeit werden die Punkte des Tests gemeinsam ausgewertet. Das hat etwa 2011 dazu geführt, dass zwar 56 Prozent der Bewerber Frauen waren, unter den Zugelassenen waren sie aber nur noch zu 43 Prozent vertreten. Gutierrez-Lobos betont, dass es auch bei anderen Tests üblich sei, dass Ergebnisse nach bestimmten Kriterien wie dem Alter getrennt ausgewertet würden. „Das ist überhaupt nichts Unübliches.“ Der Vorschlag sei außerdem vom Senat einstimmig angenommen worden.

ÖH kritisiert Maßnahme

Die Österreichische HochschülerInnenschaft (ÖH) an der Medizin-Uni Wien sprach in einer Aussendung von einer „Diskriminierung beider Geschlechter“. Die Studentenvertreter lassen derzeit prüfen, ob diese Form der Testauswertung den gesetzlichen Vorgaben entspricht und kündigen an, im Falle von Rechtswidrigkeit Testteilnehmer, die wegen der neuen Auswertungsmethode nicht zum Zug kommen, zu unterstützen.

Im Wissenschaftsministerium wurde betont, dass Fragen rund um den Gender-Gap bei den Aufnahmeverfahren derzeit zwischen den Vertretern der drei Medizin-Unis, des Bildungs- und des Wissenschaftsministeriums diskutiert würden. „Grundsätzlich liegt es aber in der Autonomie der Unis, wie sie ihre Aufnahmeverfahren konkret ausgestalten“, so Generalsekretär Friedrich Faulhammer. An den Medizin-Unis Innsbruck und Graz, wo es einen anderen Aufnahmetest gibt, wird es keine gendergerechte Testauswertung geben.

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