Lehrer als Schulschwänz-Beauftragter

Der Hauptschullehrer Horst Tschaikner ist der neue Schulschwänz-Beauftragte der Stadt Wien. Bis zum kommenden Schuljahr soll er einen Maßnahmenkatalog entwickeln, um das Vorgehen der Schulen gegenüber Schulschwänzern zu vereinheitlichen.

Hotline des Schulschwänz-Beauftragten: 01/52525-77111

„Mein Ziel ist es, bestehende Projekte zusammenzuführen und neue Initiativen zu entwickeln“, so Tschaikner. Er will dabei auf internationale Erfahrungen und Programme gegen Schulschwänzen zurückgreifen und diese für das Wiener Schulwesen adaptieren. Er verstehe sich als Partner der Schulen und wolle sich nicht darauf begrenzen, mit dem erhobenen Zeigefinger gesetzlich vorgesehene Sanktionen durchzusetzen.

Horst Tschaikner

APA/HERBERT NEUBAUER

Tschaikner will „Partner der Schulen“ sein

Wer in die Schule gehe, müsse auch in die Schule kommen, so Wiens Stadtschulratspräsidentin Susanne Brandsteidl. Schulschwänzen sei kein Kavaliersdelikt, sondern oft der Beginn einer Entwicklung, die in negativen Schulkarrerien von Jugendlichen münde. Schulschwänzen sei vor allem eine pädagogische Herausforderung. Mit der Einführung eines eigenen Beauftragten soll den Lehrern der Rücken gestärkt werden.

Schwerpunkte in der Arbeit des Schulschwänz-Beauftragten sollen demnach die Entwicklung von Hilfsangeboten für Betroffene, Information von Schülern, Eltern und Lehrern, die Entwicklung eines eigenen Leitfadens, die Datensammlung, die Recherche internationaler Best-Practice-Projekte, die Rechtsberatung und die Vernetzung der Schulpartner sein.

Zahl der Schulpflichtsverletzungen verdoppelt

Notorisches Zu-Spät-Kommen, einseitige Urlaubsverlängerungen, die Nicht-Teilnahme an schulbezogenen Veranstaltungen und der spontane Verzicht auf den Nachmittagsunterricht: Grund für die Einführung eines Schulschwänz-Beauftragten ist, dass immer mehr Schulen über Schulschwänzer klagen und immer häufiger bereits unter 14-Jährige unentschuldigt der Schule fern bleiben.

In Wien hat sich die Zahl der Schulpflichtsverletzungen in den vergangenen Jahren verdoppelt. Im vergangenen Schuljahr gab es deswegen über 1.100 Anzeigen, 371 davon endeten mit einem Strafbescheid in der Höhe von maximal 220 Euro.

Für die Wiener ÖVP nur „Scheinmaßnahme“

Dass Wien jetzt einen Schulschwänz-Beauftragten habe, zeige, „dass man das Problem jedenfalls erkannt hat“, so Integrationsstaatssekretär Sebastian Kurz (ÖVP). Es brauche aber ein ganzes Bündel an Maßnahmen auf Bundesebene, woran derzeit gearbeitet werde. Von einer „Scheinmaßnahme für die Bevölkerung“ sprach die Bildungssprecherin der Wiener ÖVP, Isabella Leeb. Es brauche stattdessen schleunigst tiefgreifende Schritte, um das Problem des Schulschwänzens ersthaft zu lösen.

Zweifel an der Wirksamkeit hegt auch die Wiener Schülerunion. Man sei gespannt, „ob durch den Schulschwänz-Beauftragten wirklich Verbesserungen erzielt werden können, oder ob es sich um einen reinen Postenschacher-Job handeln wird“.

Leicht dürfte es der Wiener Schulschwänz-Beauftragte jedenfalls nicht haben. Die Wiener Oppositionsparteien sprachen davon, dass zur Zeit „kuriose Beauftragte wie die Schwammerln aus dem Boden wachsen“. Derzeit gebe es wohl bei der Stadt das Motto. dass „jeder Stadtrat einen eigenen Beauftragten“ haben solle - mehr dazu in Hohn für Schulschwänzer-Beauftragten.

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