Lehrlinge: Jank nimmt Schulen in Pflicht

17 Prozent der Lehrlinge schaffen die Lehrabschlussprüfung nicht. Die Gewerkschaft fordert die Betriebe auf, für eine ordentliche Ausbildung zu sorgen. Die Wirtschaftskammer sieht ihre Aufgabe aber nicht darin, Schulbildung zu vermitteln.

Lehrlinge, die bei ihrer Abschlussprüfung erstmals eine Fräsmaschine sehen oder Dinge gefragt werden, die sie noch nie gehört haben: 52 Prozent der Installateur-Lehrlinge scheitern bei der Lehrabschlussprüfung, 48 Prozent bei den Kfz-Mechanikern. Bei Malern und Anstreichern sind es sogar 60 Prozent. Über alle Berufe hinweg schaffen 17 Prozent der Wiener Lehrlinge die Prüfung nicht.

Schweißer bei der Arbeit

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Gewerkschaft: Zu viele bringen ihre Lehre nicht erfolgreich zum Abschluss

Jank ortet Probleme bei Schulausbildung

Ein erheblicher Anteil von denen, die in eine Facharbeiterausbildung eintreten, ist „nach der Schule noch nicht ausbildungsfähig. Das heißt, sie haben zu wenig im Schulsystem gelernt“, so Brigitte Jank, Präsidentin der Wirtschaftskammer Wien. Es sei aber nicht Aufgabe der Betriebe, Mängel der Schule auszubessern, sondern es sei Aufgabe, in einem Beruf auszubilden. Dafür seien bestimmte Voraussetzungen wie Lesen, Rechnen und auch soziale Fähigkeiten nötig.

Die Wirtschaft erwarte sich, dass die Schulen hier nachrüsten. Sie plädiere für die Ganztagsschule, wo die jungen Menschen sehr lange die Möglichkeit hätten, qualifiziert ausgebildet zu werden. „Strengstens zurückzuweisen“ sei der Vorwurf, dass Betriebe Lehrlinge ausbeuten würden, so Jank: „Das kann man so nicht bestätigen. Es tut der Situation wirklich nichts Gutes, wenn hier schlechte Stimmung gemacht wird.“

Grundsätzlich sei die Ausbildung immer weiter zu entwickeln, weil sich ja auch die Wirtschaft ständig weiterenwickle. Da gebe es spannende Ideen, so Jank, etwa die gemeinsame Ausbildung bestimmter Lehrberufe im ersten Lehrjahr. Es müsse aber auch klar sein, dass dies dem Staat etwas wert sein müsse. „Die akademische Ausbildung wird vom Staat voll gezahlt, die Facharbeiterausbildung nicht“, so Jank. Fairness auf dieser Ebene herzustellen würde vielleicht auch schon vieles entschärfen.

Ausbildung oder Ausbeutung?

Seitens der Gewerkschaft war zuvor die Qualität der Ausbildung hinterfragt worden, bei der die Betriebe besonders gefordert seien. „Leider gibt es tatsächlich Betriebe, die mitunter Ausbildung mit Ausbeutung verwechseln“, so der Wiener SPÖ-Junggewerkschafter und Gemeinderat Christoph Peschek. Er betonte gegenüber Radio Wien die Eigenverantwortung der Jugendlichen, die „auch lernen und sich entsprechend vorbereiten“ sollen.

Prinzipiell gehe es um die Frage, wie es sein könne, dass jemand drei Jahre lang einen Beruf lernt und niemandem falle auf, dass der junge Mensch gar nicht fähig ist, den Beruf auszuüben, so Peschek. Er forderte daher abgesicherte Qualitätsstandards in der Ausbildung, „wo man von Anfang an weiß, was kommt wann auf einen zu“, also fixe betriebliche Ausbildungspläne und mehr Gespräche über den Fortschritt der Jugendlichen. Auch die Berufsschulzeit müsste bewertet werden, um allfällige Defizite ausmerzen zu können.

Arbeitsgruppe berät

Es gebe sehr viele positive Beispiele, so Peschek weiter. Aber jene, die sich keine Gedanken über die Ausbildung ihrer Lehrlinge machten, seien „ein Dorn im Auge“. Die Österreichische Gewerkschaftsjugend forderte die Unternehmen auf, mehr Geld für die Qualität der Ausbildung bereit zu stellen.

In Wien berät seit Jahresbeginn eine Arbeitsgruppe der Wirtschaftskammer, der Arbeiterkammer und des Wiener ArbeitnehmerInnen-Förderungsfonds (WAFF) über das Problem. Dabei werde diskutiert, mit welchen Leistungen Lehrlinge auf ihrem Weg zur Abschlussprüfung unterstützt werden können. Erste Ergebnisse sollen bis zum Sommer vorliegen.

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