„Haile Meile“ für Gebrselassie

Im Wiener Prater hat Laufstar Haile Gebrselassie die nach ihm benannte „Haile Meile“ eröffnet. Gemeinsam mit Paula Radcliffe war er einen Tag vor dem Vienna City Marathon von Bundespräsident Heinz Fischer in der Hofburg empfangen worden.

Sein Ausrüster adidas hat dafür gesorgt, dass der Äthiopier einen „Haile Meile“ benannten Abschnitt zwischen Lusthaus und Praterstern sein „Eigen“ nennen darf. Zusammen mit mehreren Hobbyläufern joggte Gebrselassie über diesen, von seinem übergroßen am Boden gemalten Abbild beendeten Abschnitt. „Ich mag die Atmosphäre hier, das ist genau, was die Athleten brauchen. Mitten im Wald, das Grün, und es ist nicht hügelig. Phantastisch“, war Gebrselassie begeistert. Musiker und Tänzer aus Äthiopien wurden vom Laufstar unterstützt.

Die „Haile Meile“ auf der Prater Hauptallee soll auch den anderen Teilnehmern des Vienna City Marathons einen Ansporn bieten. „Für mich war es sehr leicht zu laufen. Nicht nur für mich, sondern für jeden. Die, die hier vorbeilaufen werden, werden es mögen“, meinte Gebrselassie gegenüber „Wien heute“.

Haile Gebrselassie mit Trommlern und Tänzer während der Eröffnung der nach ihm benannten "Haile Meile" im Wiener Prater

APA/Andreas Pessenlehner

Mit einem äthiopischen Tanz eröffnete Haile Gebrselassie die nach ihm benannte „Haile Meile“ im Prater

Am Samstagvormittag war Gebrselassie gemeinsam mit der Britin Paula Radcliffe zu einem Besuch bei Bundespräsident Heinz Fischer in der Hofburg eingeladen. Gebrselassie war auch schon im Vorjahr im Rahmen seines Marathon-Starts zu Gast, Radcliffe gibt am Sonntag ihr Wien-Debüt: „Sie ist eine wirklich nette Sportlerin“, zeigte sich der Bundespräsident begeistert.

TV-Hinweis:

„Wien heute“ war beim Besuch in der Hofburg dabei. Den Beitrag sehen Sie in „Wien heute“, 19.00 Uhr, ORF2.

„Wir haben uns wirklich sehr gut unterhalten, haben einen Wiener Marillenstrudel gegessen und einen Tee getrunken“, meinte Bundespräsident Heinz Fischer nach dem Besuch. Den beiden Laufstars attestierte Bundespräsident Fischer in einem Radio Wien-Interview Vorbildwirkung: „Man kann von ihnen Disziplin und Ausdauer lernen sowie die Bereitschaft, ein Ziel langfristig zu verfolgen.“

Bundespräsident Heinz Fischer mit Paula Radcliffe und Haile Gebrselassie in der Hofburg

APA/Bundesheer/Dragan Tatic

Die Marathon-Stars Paula Radcliffe und Haile Gebrselassie beim Besuch bei Bundespräsident Heinz Fischer

Ehrung für zwei Persönlichkeiten

Bei einem „Tribute to the Stars“ standen Radcliffe und Gebrselassie am Freitagabend im Rathaus im Mittelpunkt. Beide wurden von Sportstadtrat Christian Oxonitsch (SPÖ) mit dem „Goldenen Rathausmann“ ausgezeichnet. „Die Erfolge der beiden sind berühmt und legendär. Noch mehr sind es ihre Charaktere und Persönlichkeiten, die sie zu herausragenden Sportlern und Menschen gemacht haben“, sagte er.

Nachdem OMV-Generaldirektor Gerhard Roiss die Laudatio für Radcliffe gehalten hatte, sprach die Britin die lobenden Worte für Gebrselassie. Auf Deutsch lobte sie „seine Leichtigkeit und seinen eleganten Laufstil“: „Er war über die Jahre ein Idol für mich.“

Anlässlich des 150. Geburstages von Gustav Klimt war das Gemälde „Der Kuss“ von hunderten Marathon-Läufern in einer neuen Version gemalt worden. Vienna City Marathon-Veranstalter Wolfgang Konrad ersteigerte das Bild um 2.500 Euro, der Erlös kommt der Aktion „Menschen für Menschen“ zugute.

Haile Gebrselassie und Paula Radcliffe bei Pressekonferenz vor dem Vienna City Marathon 2012

APA/Herbert Neubauer

Gebrselassie und Racliffe stehen in Wien vor einer Weltpremiere im Halbmarathon

Weltpremiere für Radcliffe und Gebrselassie

Für die beiden Marathon-Stars steht am Sonntag eine Weltpremiere im Halbmarathon bevor. Erstmals bestreiten die beiden ein Verfolgungsrennen Mann gegen Frau, Radcliffe nimmt den Halbmarathon mit 7:52 Minuten Vorsprung auf Gebrselassie in Angriff. Diese Zeit entspricht der Differenz zwischen den persönlichen Bestzeiten der beiden.

Die Halbmarathon-Bestzeit von Gebrselassie, der am kommenden Mittwoch 39 Jahre wird, steht seit 15. Jänner 2006 in Phoenix bei 58:55 Minuten, jene der ebenfalls 38-jährigen Radcliffe seit 7. Oktober 2001 in Bristol bei 66:47. Sie ist allerdings schon einmal noch schneller gelaufen, die 65:40 Minuten von Newcastle 2003 zählen wegen eines Gefälles aber nicht als Weltrekord.

Vorjahressieger als Jäger

Gebrselassie peilt in Wien eine Zeit um 61 Minuten an. Er kennt die Strecke vom Vorjahr, der Halbmarathon 2011 war in 60:18 Minuten seine Beute geworden. Seine Chancen gegen Radcliffe seien vom Wetter abhängig. „Für Paula sind Kälte und Regen ja kein Problem. Ich mag das nicht. Ich werde aber versuchen, sie einzuholen“, so der zweifache 10.000-m-Olympiasieger. Radcliffe startet um exakt 8:50:38 Uhr, Gebrselassie folgt um 8:58:30. Das Marathon-Elitefeld legt um 8:59 los.

Während Gebrselassie die Qualifikation für den olympischen Marathon in London verpasst hat, ist für Radcliffe das „OMV Champions Race“ über 21,097 Kilometer ein wichtiger Olympiatest. Nach gutem Wintertraining in Kenia und Albuquerque (USA) plagte sich die Marathon-Weltrekordlerin zuletzt allerdings mit einer Bronchitis herum. „Deshalb kann ich nicht sagen, wie gut meine Form ist. Ich möchte einen soliden Lauf hinlegen und wenn ich unter 70 Minuten bleibe, dann bin ich zufrieden“, merkte Radcliffe an.

Erste Medaillengewinne im Jahr 1992

Gebrselassie und Radcliffe blicken auf lange und erfolgreiche Karrieren zurück, beide haben 1992 in Boston im Cross Country ihre ersten internationalen Medaillen gewonnen, beide liefen vor zehn Jahren ihren jeweils ersten Marathon.

Der Respekt voreinander ist groß. „Haile ist eine große Persönlichkeit, er liebt seinen Sport und der Sport braucht ihn. Ich weiß, welches Idol er in Äthiopien ist und ich weiß, wie viel er seinem Land zurück gibt“, sagte Radcliffe, die in ihrem Tun ebenfalls unermüdlich ist: „Ich werde laufen, so lange es der Körper zulässt. Und ich werde dem Sport auch nach dem Ende meiner Karriere erhalten bleiben.“

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