Missbrauch: Acht Mio. Euro genehmigt

Die kirchliche Opferschutzanwaltschaft unter der Leitung von Waltraud Klasnic hat einen Zwischenbericht vorgelegt: Bisher wurden über 1.200 Fälle von Gewalt und Missbrauch bearbeitet. Den Opfern wurden bisher acht Mio. Euro zugesprochen.

Insgesamt sind per Stichtag 3. April 2012 1.244 Meldungen bei der Klasnic-Kommission eingelangt, davon betrafen 1.129 Gewalt oder Missbrauch durch Vertreter der römisch-katholischen Kirche in Österreich. Die meisten Fälle wurden in Oberösterreich (239), Tirol (227) und Wien (186) registriert, im Burgenland waren hingegen nur elf Personen betroffen.

Bilanz: Zwei Jahre Klasnic-Kommission =

APA/Martin Hirsch

In 613 Fällen entschied die Kommission, dass den Opfern finanzielle Entschädigungen und Therapiestunden zustehen. Insgesamt acht Millionen Euro bekamen die Opfer bisher zuerkannt, weiters wurden bisher 23.500 Therapiestunden im Wert von 2,1 Millionen Euro beschlossen. „Die Mauer des Schweigens und der geschlossenen Systeme wurde durchbrochen“, zeigte sich Klasnic am Dienstag bei der Präsentation überzeugt.

Bilanz: Zwei Jahre Klasnic-Kommission

APA/Martin Hirsch

Zwei Drittel von sexuellem Missbrauch betroffen

Bei den meisten Betroffenen (46,3 Prozent) begannen die Übergriffe laut Statistik der Kommission im Alter von zehn bis 13 Jahren. 30,7 Prozent waren im Volksschulalter. Knapp elf Prozent wurden vor dem sechsten Lebensjahr missbraucht. Im Durchschnitt dauerte der Missbrauch vier Jahre an. Unter den Betroffenen stellen Männer mit 75,4 Prozent klar die Mehrheit dar. 24,6 Prozent der Fälle (265) betrafen Frauen.

Rund zwei Drittel der Opfer waren je von sexuellem Missbrauch, körperlicher und psychischer Gewalt betroffen. Drei Viertel erlebten allerdings zwei Arten des Missbrauchs gleichzeitig, ein Viertel musste alle drei über sich ergehen lassen. Was den Zeitraum der Taten betrifft, fallen 40 Prozent der Fälle in die 1960er Jahre.

Arbeit soll weitergehen

Bis Jahresende wolle man einen Großteil der Fälle entschieden haben, hieß es von Kommissionssprecher Herwig Hösele. Das bedeute aber keinesfalls ein Ende der Arbeit der Kommission - die soll auch künftig existieren und sich um Bewusstseinsschärfung innerhalb der Kirche und auch Prävention kümmern.

Insgesamt sei die Arbeit der Kommission im vergangenen Jahr professioneller geworden, so Hösele. Man habe ein Modell erarbeitet, das jetzt schneller anwendbar sei. Klasnic wünscht sich eine Einrichtung, die Missbrauch in öffentlichen und privaten Einrichtungen vorbeugen soll. „Wir brauchen eine Präventionsplattform“, lautete ihre Forderung.

Kritik: 40 beschuldigte Priester noch im Amt?

Die ebenfalls seit zwei Jahren existierende „Plattform betroffener kirchlicher Gewalt“ kritisierte unterdessen weiter die mangelnde Aufarbeitung der Missbrauchsfälle in der römisch-katholischen Kirche. Derzeit seien rund 40 beschuldigte Priester noch im Amt, sagte Sepp Rothwangl von der Plattform heute - mehr dazu in Missbrauch: 40 Priester noch im Amt?

Die Kritik, man befasse nicht nicht mit den Tätern, entgegnete Caroline List, Richterin und Kommissionsmitglied: „Was wir tun ist eine Plausibilitätsprüfung.“ Entscheidungen der Opferschutzanwaltschaft seien keine Urteile, da die mutmaßlichen Täter nicht angehört würden. Dass, wie die Plattform behauptete, rund 40 verdächtigte Priester nach wie vor im Amt seien, konnte List nicht bestätigen. „Ich würde ganz dringend darum bitten, dass diese Namen bekanntgegeben werden.“ Nur dann könne „dementsprechend gehandelt“ werden.

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