ÖBB stellen auf Rechtsverkehr um

Auf die Bahnfahrer in Wien kommen einige Neuerungen zu. Erstmals werden heuer Züge im neuen Hauptbahnhof halten und durch den Lainzer Tunnel fahren. Und eine historische Tradition geht zu Ende: Die Züge werden im Raum Wien von Links- auf Rechtsverkehr umgestellt.

Mit 6. August stellen die ÖBB acht Bahnstrecken in der Ostregion auf Rechtsverkehr um. Das soll den Verkehr effizienter machen und Trassenkonflikte im Bereich Wien-Meidling bis Wien-Hauptbahnhof vermeiden helfen, sagte ÖBB-Holding-Vorstand Franz Seiser.

Seit dem 19. Jahrhundert ist das Schienennetz zweigeteilt: Während in den frühen Eisenbahntagen englische Ingenieure die Südbahn auf den Linksverkehr ausgelegt haben, fährt man auf der West- und Ostbahn traditionell auf der rechten Seite. Die schrittweise Umstellung wird bereits seit Jahrzehnten betrieben. Mit dem Ausbau der Südbahn bzw. dem Semmering-Basistunnel soll auch die Südbahn auf den Rechtsverkehr umgestellt werden.

Illustration zum Thema "Verkehr, Bahn und ÖBB".

APA/Herbert Pfarrhofer

ÖBB stellen im August im Osten auf Rechtsverkehr um

Acht Bahnstrecken und 80 Bahnhöfe betroffen

Der ab Sommer stattfindende Schritt betrifft acht Bahnstrecken und insgesamt 80 Bahnhöfe: die Nordbahn von Floridsdorf bis Bernhardsthal, die Flughafenschnellbahn (S7) von Wien-Rennweg bis Flughafen Wien-Schwechat, die Pottendorfer Linie von Wampersdorf bis Wiener Neustadt.

Ebenfalls umgestellt wird die Südbahn von Hauptbahnhof Wien bis Payerbach-Reichenau, die Verbindungsbahn von Wien-Hütteldorf/Penzing bis Wien-Meidling, die S-Bahn-Stammstrecke von Wien-Meidling bis Wien-Floridsdorf, die Nordwestbahn von Wien-Floridsdorf bis Stockerau und die Laaer Ostbahn von Wien-Süßenbrunn bis Wolkersdorf. Zwei Strecken (Wien-Hauptbahnhof bis Süßenbrunn und Franz-Josefs-Bahn) bekommen den Rechtsverkehr erst nach 2015.

Kosten mit 16 Millionen Euro beziffert

Die Kosten für die Umstellung wurden von der ÖBB Infrastruktur mit 16 Millionen Euro beziffert. Sie werden hauptsächlich durch das Legen von Überholgleisen und in geringerem Maß durch neue Leitsysteme verursacht.

Für Fahrgäste heißt das: Der Zug kommt bei zweigleisigen Strecken, wo bisher links gefahren wurde, auf dem „anderen Gleis“ an, der bisher gewohnte Zugangsweg ändert sich. Besonders bei Randbahnsteigen „ist dann also die geänderte Wegeleitung zu beachten“, schreiben die Bundesbahnen. Die Umstellung werde in einigen Fällen ein einfacheres Umsteigen ohne Wechsel des Bahngleises ermöglichen, kündigte Seiser an. In der Station Handelskai wird dagegen der Weg länger. „Vor allem wird es für viele unserer Reisenden bedeuten, dass sie sich etwas umgewöhnen werden müssen“, so der ÖBB-Holding-Vorstand.

ÖBB sprechen von „entscheidendem Bahnjahr“

2012 sei „ein entscheidendes Bahnjahr“. 70 Kilometer Tunnel und 100 Streckenkilometer Geleise würden neu in Betrieb genommen. Mit dem Winterfahrplan werden am 9. Dezember die ersten Teile des neuen Wiener Hauptbahnhofs für den Nahverkehr verwendet.

Durch den Lainzer Tunnel werden die ersten Güterzüge fahren (der Personenverkehr folgt 2014). Der viergleisige Ausbau der Strecke nach St. Pölten soll die Fahrzeit von Wien-West in die niederösterreichische Hauptstadt von 40 auf 25 Minuten beinahe halbieren. Im Unterinntal, der Zubringerstrecke zum noch lange nicht existenten Brenner-Basistunnel, wird eine neue zweigleisige Hochleistungstrasse zwischen Kundl und Baumkirchen in Betrieb genommen.

Link: