Aspern: „Seestadt“ soll ab Ende 2014 bewohnbar sein

Ende 2014 soll urbanes Leben auf Wiens größtem Stadtentwicklungsgebiet einziehen. Dann sind nämlich die ersten 1.600 Wohnungen bezugsfertig, versprach Wohnbaustadtrat Michael Ludwig (SPÖ). Belebt war das Gebiet bereits vor Jahrzehnten: Etwa als Spielwiese von Niki Lauda.

Angesiedelt sind die Bauten im Südwesten des Areals, das sich offiziell mit dem Namen „Seestadt“ schmücken darf. Die Wohnungen werden zwar frei - also ohne Fördermittel - realisiert, allerdings im Rahmen der städtischen Wohnbauinitiative. Die Stadt stellt den privaten Bauträgern günstige Kredite zur Verfügung, dafür müssen Miet- bzw. Eigenmittelobergrenzen eingehalten und einige andere Auflagen erfüllt werden.

Visualisierung des Stadtentwicklungsgebietes Aspern

Schreinerkastl

So soll das Stadtentwicklungsgebiet in Zukunft aussehen

Die günstigen Mietkonditionen gelten für jene Neo-Asperner, die in den ersten zehn Jahren Erstmieter sind. Danach werde der Zins bei einer Neuvermietung „vertretbar“ angehoben, so Ludwig.

Konsortium errichtet erste Wohnbauten

Die ersten 1.600 Einheiten werden vom Partnerkonsortium Wiener Städtische, Erste Bank gemeinsam mit acht Bauträgern auf insgesamt 14 Bauplätzen errichtet. Zwei davon liegen direkt am projektierten, 50.000 Quadratmeter großen See, der gleichzeitig das Herzstück des neuen Stadtteils bilden soll. Sieben weitere befinden sich nahe dem sogenannten Westpark.

Wohnungen in der "Seestadt Aspern"

J. Knötzl

Wohnungen in der „Seestadt“ Aspern

Laut Ludwig richtet sich das Wohnungsangebot an unterschiedliche Zielgruppen. Single-Haushalte seien genauso möglich wie betreutes Wohnen oder generationenübergreifende Einheiten. Außerdem sollen sämtlichen Mietern Balkone, Loggien, Terrassen oder Gartenflächen zur Verfügung stehen. Die Erdgeschoßzonen sind für Geschäfte, Lokale, Ateliers oder Handwerksbetriebe reserviert, um gute Infrastruktur zu gewährleisten bzw. das Grätzel zu beleben.

Vollausbau im Jahr 2028 geplant

Wenn die erste Tranche an Wohnungen bezugsfertig ist, fährt auch bereits die U-Bahn zum früheren Flugfeld. Schließlich ist die Eröffnung der U2-Verlängerung bis in die Seestadt für das kommende Jahr vorgesehen. Die Stadt hat sich zum Ziel gesetzt, bis 2016 einmal mit mehr als 2.800 Wohnungen Lebensraum für rund 6.000 Menschen zu schaffen. Im Vollausbau sollen in der „Seestadt“ dann ab 2028 je 20.000 Menschen leben und arbeiten.

Vom Flughafen zur „Rumpelpiste“

Am 3. Juli 2009 wurde mit dem Abriss der Rollbahn des einstigen Flugfelds Aspern in Wien-Donaustadt begonnen. Spätestens damit endete die knapp 100-jährige Geschichte eines zu seinen Anfangszeiten modernen Luftverkehrsknotenpunkts. Der längst stillgelegte Flughafen bzw. dessen infrastrukturellen Rudimente gingen gewissermaßen dank der Stadtplanung endgültig baden. Schließlich wird am Areal bis 2028 die „Seestadt“ Aspern aus dem Boden gestampft. Die ersten 1.600 Wohnungen werden schon Ende 2014 bezugsfertig sein.

Mit anvisierten 20.000 Wohn- und genauso vielen Arbeitsplätzen im Vollausbau ist das 240 Hektar umfassende Projekt derzeit Wiens größtes Stadtentwicklungsgebiet. Mit Superlativen konnte das Gelände allerdings bereits vor Jahrzehnten aufwarten. Im Sommer 1912 wurde dort ein Flughafenkomplex eröffnet, der zeitweilig als größter Airport des Landes fungierte.

Spielwiese von Rindt und Lauda

Nach wechselvoller Geschichte wurde das Gelände 1955 vom Österreichischen Aero-Club übernommen und für Sportflugzeuge genutzt. Ab diesem Zeitpunkt drehten am Areal auch schnelle Autos ihre Runden: Exakt am 28. April 1957 fand am Stadtrand Wiens das erste internationale Autorennen in Österreich nach dem Zweiten Weltkrieg statt. Die legendäre „Rumpelpiste“ wurde in der Folge bis 1977 Spielwiese von Legenden wie Niki Lauda oder Jochen Rindt. Letzterer gewann dort 1962 im Alfa Romeo.

Aspern hatte als Fliegerstützpunkt nicht zuletzt wegen des sukzessiven Ausbaus von Wien-Schwechat zunehmend an Bedeutung verloren. 1977 wurde das Flugfeld endgültig geschlossen. Auf einem Teil des Platzes siedelte sich Anfang der 1980er Jahre General Motors mit einem Motorenwerk an, das Flughafengebäude und der Kontrollturm fielen Abrissbirnen und Bulldozern zum Opfer. Die Fliegerclubs siedelten großteils ab. Ab 1988 nutzte der ARBÖ die Anlage als Verkehrsübungsplatz.

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