Ärztekammer: Szekeres ist Präsident

Die Vollversammlung der Wiener Ärztekammer hat Thomas Szekeres am Montag zum neuen Präsidenten gewählt. Er erhielt 52 von insgesamt 90 Stimmen und steht damit als erster angestellter Mediziner an der Spitze der Wiener Ärztekammer.

Zudem hat erstmals die SPÖ-Fraktion in der Ärztekammer die Führungsposition inne. Im Vorfeld der Vollversammlung war es dem neuen Präsidenten gelungen, eine Mehrheit hinter sich zu vereinen - unter anderem mit Unterstützung der Grünen Ärzte sowie mit Hilfe der drittstärksten Liste, der „Wahlgemeinschaft“. Eine deutliche Senkung der Kammerumlage, eine nachhaltige innere Kammerreform sowie mehr Services und Dienstleistungen für die Mitglieder nannte Szekeres als Ziele für seine Amtszeit.

Szekeres kündigte Kontinuität in der Gesundheitspolitik an. Er wolle die Gesundheitsreform auf „Augenhöhe mitbestimmen“. Weitere Schwerpunkte sollen die bessere Ausbildung der Jungärzte sowie eine Entlastung der Krankenhausärzte sein: „Zudem brauchen wir eine flächendeckende fachärztliche Versorgung in Wien und endlich die Aufwertung des Allgemeinmediziners.“

Mandatsgewinne bei der Wahl

Die sozialdemokratischen Ärzte („Liste Dr. Thomas Szekeres“) hatten ihr Ergebnis bei der Ärztekammer-Wahl im März fast verdoppelt. Sie kletterten von neun auf 16 Mandate. Die ÖVP-nahe Liste „Vereinigung österreichischer Ärztinnen und Ärzte - Liste Steinhart - Dorner“ konnte sich bei der Wahl als stärkste Fraktion nicht nur behaupten, sondern legte auch von 21 auf 23 Mandate zu - mehr dazu in Ärztekammer: Sieg für ÖVP-nahe Liste.

Von den insgesamt 16 angetretenen Fraktionen konnten nur drei dazugewinnen. Neben Schwarz-Rot war dies die Initiative „Kammerlight“.

Der Chef der sozialdemokratischen Ärzte,  Thomas Szekeres (rechts) sowie Johannes Steinhart, Chef der VP-nahen Liste "Vereinigung österreichischer Ärztinnen und Ärzte - Liste Steinhart - Dorner"

APA/Roland Schlager

Thomas Szekeres (rechts) und Johannes Steinhart bei der Vollversammlung der Wiener Ärztekammer

Zusammenarbeit war nicht ausgeschlossen

Der Wunschkandidat des scheidenden Präsidenten Walter Dorner war Johannes Steinhart, der aus eigener Kraft nicht an die Spitze kommen konnte. Steinhart bekräftigte Anfang Mai, dass er auf eine Zusammenarbeit mit der SPÖ-Fraktion von Thomas Szekeres setzen wolle: „Bei uns ist die Hand offen.“ Das Ziel sei eine „breite Basis“ in der Kammer. Damit wäre der Wählerwille besser abgebildet.

Thomas Szekeres hatte schon vor der Wahl betont, dass es keineswegs fix sei, dass die SPÖ-Ärzte Steinhart zum Präsidenten küren werden. Laut Szekeres gab es schwierige Gespräche mit den vielen kleinen Listen. Eine Zusammenarbeit mit Steinhart und dessen Liste schloss er aber nicht völlig aus.

Aufmerksamkeit als Betriebsrat der AKH-Ärzte

Der 50-jährige Thomas Szekeres war seit 2007 Vizepräsident der Wiener Ärztekammer, vor allem aber als Betriebsrat der AKH-Ärzte und Organisator von Protestveranstaltungen gegen Einsparungen bekannt. Szekeres verlangte von der Medizinischen Universität Wien - die der Arbeitgeber des ärztlichen Personals ist - eine Rücknahme angekündigter Sparmaßnahmen. Letztendlich wurde sogar ein Streik nicht mehr ausgeschlossen.

Der Bund machte schließlich Extra-Gelder locker, in Form einer Überbrückungshilfe an die Uni. Dies wurde durchaus auch als persönlicher Erfolg des Betriebsratschefs gewertet. Wegen der Rufbereitschaft war die Diskussion im Februar wieder aufgeflammt - mehr dazu in AKH-Ärzte wieder in Alarmbereitschaft.

Sein Medizinstudium hatte Thomas Szekeres 1988 abgeschlossen. 1994 begann er als Facharzt für Labordiagnostik zu arbeiten, 1997 wurde er zum außerordentlichen Universitätsprofessor ernannt. Szekeres arbeitet im Zentrallabor des AKH. Sein Spezialgebiet ist die Krebsforschung - wobei seine Arbeit, wie er versichert, auch internationale Beachtung findet.

Dorner will sich um Ausbildung kümmern

Walter Dorner stand seit 13 Jahren an der Spitze der Wiener Ärztekammer, seit fünf Jahren war er Präsident der Bundeskammer. Dorners Ziel war es, sich zwar von der Spitze zurückzuziehen, aber weiter im Vorstand und in der Vollversammlung der Wiener Ärztekammer zu verbleiben. Er will sich vor allem um die Erarbeitung grundsätzlicher Konzepte zur Ausbildung angehender Ärzte kümmern - mehr dazu in Ärztekammer-Präsident Dorner tritt ab.

Link: