Sigrid Pilz neue Patientenanwältin

Sigrid Pilz wird neue Wiener Pflege- und Patientenanwältin. Die bisherige Gemeinderätin der Grünen folgt auf Konrad Brustbauer, Pilz tritt ihr Amt als Patientenanwältin am 1. Juli an. Sie ist die erste Frau in dieser Funktion.

Zwölf Personen hatten sich für die Funktion als Pflege- und Patientenanwalt beworben. Die Auswahl erfolgte durch eine externe Personalmanagement-Firma. „Sigrid Pilz erfüllte fachlich, inhaltlich, persönlich und sozial das Anforderungsprofil ausgezeichnet und ging daher als die bestqualifizierte Bewerberin aus dem Verfahren hervor“, begründete Gesundheitsstadträtin Sonja Wehsely (SPÖ).

Unabhängige Informationen als Ziel

Pilz zeigte sich über die Ernennung erfreut: „Es ist schlicht und einfach mein Traumjob. Ich will Patientinnen im Wiener Gesundheitswesen eine weitere Möglichkeit bieten, patientenorientierte und unabhängige Informationen am Stand der Wissenschaft zu erhalten. Vor allem Bürger, die wenig Kenntnis haben, wie Krankheiten entstehen und wie man sie vermeiden oder behandeln kann, will ich ermutigen, sich mit Gesundheitsfragen zu befassen.“

Als Patientanwältin werde sie individuelle Schadensfälle prüfen und auch „kollektive PatientInneninteressen öffentlich thematisieren.“ Zudem kündigte sie an, nach Behandlungsfehlern auch das Risikomanagement zu überprüfen, „damit aus Fehlern nachhaltig gelernt werden kann“. Mit dem Wiener Spitalskonzept 2030 erhofft sich Pilz großen Nutzen für die Patienten.

Video: Sigrid Pilz zu Gast in „Wien heute“

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Abgeordnete im Wiener Landtag seit 2001

Die gebürtige Oberösterreicherin hatte in Innsbruck Erziehungswissenschaften und Psychologie studiert und war im Familienministerium Abteilungsleiterin der Abteilung „Internationale Familien- und Jugendpolitik“.

Für die Grünen war Pilz seit 2001 Abgeordnete im Landtag, seit 2011 war sie stellvertretende Klubobfrau des Grünen Klubs im Rathaus. Pilz war Mitglied in den beiden Untersuchungskommissionen des Wiener Gemeinderates zu „Gravierenden Missstände bei der Pflege von alten Personen und Personen mit Behinderung im Verantwortungsbereich der Gemeinde Wien“ und „Gravierenden Missstände in der Versorgung von psychiatrischen PatientInnen im Verantwortungsbereich der Gemeinde Wien“.

Sigrid Pilz und Sonja Wehsely

ORF

Sigrid Pilz und Sonja Wehsely

Sigrid Pilz wird die erste Patientenanwältin sein und als erste direkt aus der Politik in die Patientenanwaltschaft wechseln. Ihre Nachfolge im Gemeinderat ist noch nicht fixiert.

170.000 Kontakte in 20 Jahren

Die Wiener Pflege- und Patientenanwaltschaft besteht seit 20 Jahren und ist eine unabhängige und weisungsfreie Einrichtung zur Wahrung und Sicherung der Rechte und Interessen von Personen in allen Angelegenheiten des Gesundheitswesens und Pflegebereiches in Wien. Sie wird von PatientInnen, Angehörigen, aber auch von ÄrztInnen in Anspruch genommen.

Laut Gesundheitsstadträtin Wehsely gab es in den 20 Jahren rund 170.000 Kundenkontakte, über 36 Millionen Euro an Entschädigung für Patienten wurden erreicht.

Opposition kritisiert „Postenschacher“

Die Klubobmänner der Oppositionsparteien haben die Bestellung von Sigrid Pilz als „rot-grünen Postenschacher“ bezeichnet. „Anstelle eines echten Fachmannes wurde hier eine ausrangierte Politikerin versorgt“, meinte FPÖ-Klubchef Johann Gudenus, „Supersauber sieht anders aus“.

Für den Wiener ÖVP-Obmann Manfred Juraczka „bleibt nur zu hoffen, dass sich Pilz, die inhaltlich durchaus als versiert gilt, ihrer Verantwortung bewusst ist, für die Interessen der Patientinnen und Patienten eintritt und sich nicht ihren roten und grünen Freunden verpflichtet fühlt“.

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