Banker Andreas Treichl ist 60

Der österreichische Topbanker Andreas Treichl ist am Samstag 60 Jahre alt geworden. Er hat als Banker ein hartes Jahr mit Rekordverlust hinter sich. Im Vorjahr ließ er zudem mit einem Wutausbruch aufhorchen.

Bei einer Podiumsdiskussion der ÖVP in Salzburg hatte Treichl im Frühjahr 2011 erklärt, Politiker seien „zu blöd und zu feig“ und in Wirtschaftsdingen ahnungslos. Sein Sager wurde ihm daraufhin ein paar Wochen lang verübelt. Viele klopften ihm aber auch anerkennend auf die Schulter.

Erste Group Chef Andreas Treichl bei Pressekonferenz im Oktober 2011

APA/Georg Hochmuth

Treichl: „Gehöre einer extrem privilegierten Generation an“

„Hab’ unfassbares Schwein gehabt“

Treichl, Chef der börsenotierten Erste Group, ist nicht nur der frechste unter allen österreichischen Bankern, sondern in den meisten Jahren auch jener, der am meisten verdient. Traumgagen und Boni des ÖVP-nahen Managers in Gewinnjahren machten ihn zur Zielscheibe von Kritik des politischen Gegenüber.

Die Bankerkarriere selbst wurde dem Boss der Ersten (mehr als 50.000 Mitarbeiter) schon in die Wiege gelegt. Sein Vater ist der einstige langjährige Creditanstalt-Chef Heinrich Treichl. Treichl ist mit Opernball-Organisatorin Desiree Treichl-Stürgkh verheiratet.

Andreas Treichl bei Pressekonferenz

APA/Helmut Fohringer

Treichl am Rednerpult einer Pressekonferenz der Erste-Bank

„Ich gehöre einer extrem privilegierten Generation an“, sagt der Erste-Chef immer von sich. Vor einem knappen Jahr hat er im sommerlichen Alpbach in einer Diskussion geschildert, wofür er dankbar ist: „Für 59 Jahre auf dieser Welt, die mir unfassbar viel Glück gebracht haben, Familie und Kinder. Es gibt nichts in meinem ganzen Leben, worüber ich mich beschweren darf. Es gibt ganz wenige, die das sagen können.“ Nachsatz: „Ich hab’ 59 Jahre unfassbares Schwein gehabt. Es ist ganz einfach toll.“

Opernball-Organisatorin Desiree Treichl-Stürgkh und Ehemann Andreas Treichl auf der Tanzfläche am Opernball 2012

APA/Herbert Neubauer

Opernball-Organisatorin Desiree Treichl-Stürgkh und Ehemann Andreas Treichl

Lehrjahre bei US-Banken

Aus der jahrzehntelang etwas trägen Ersten hat Treichl durch zahlreiche milliardenschwere Banken-Zukäufe einen der größten Finanzkonzerne in Zentral/Osteuropa gebaut. Vorher schon hat er das zerstrittene Sparkassenlager geeint. Als Verstärkung im Aktionärskreis hat er sich vor zwei Jahren eine spanische Großsparkasse (La Caixa) geholt. Da war noch keine Rede von der spanischen Bankenkrise. La Caixa gilt aber als stabil im Kreis der derzeit trudelnden spanischen Banken und Sparkassen.

Treichl wurde am 16. Juni 1952 in Wien geboren. Nach dem Studium der Volkswirtschaft an der Universität Wien (1971-1975) trainierte er bei US-Banken wie Citibank und Morgan Stanley. Die Bankerkarriere begann 1977 bei der Chase Manhattan Bank in New York. Von 1979 bis 1983 war er für „Chase“ in Brüssel, dann in Athen.

1983 wechselte er nach Wien zur „Ersten“. Dazwischen ging er wieder zur „Chase“ als deren Wien-Chef, bevor er 1994 endgültig in den Erste-Vorstand wechselte. Seine Wiener ÖVP-Finanzreferentenfunktion gab er ab, als er 1997 zum Erste-Chef designiert wurde.