Universitätsring: Straßentafel enthüllt

Mit der Enthüllung einer Straßentafel ist seit heute Vormittag der Name Universitätsring sichtbar. Über die Umbenennung des früheren Dr.-Karl-Lueger-Rings hatte es einige Diskussionen gegeben.

„Die Umbenennung ist ein entscheidender Schritt hin zum sorgsamen Umgang mit der Vergangenheit“, begründete Kulturstadtrat Andreas Mailath-Pokorny, „es geht aber nicht um das bloße Austauschen von Straßentafeln, das allein wäre zu wenig. Es geht um eine differenzierte Betrachtung und Bewertung der Person Luegers und damit auch um ein differenziertes Geschichtsbild unserer Stadt.“

Die Universität Wien hatte die Bezeichnung Dr.-Karl-Lueger-Ring wiederholt abgelehnt. Bei der Enthüllung der Straßentafel zeigte sich Rektor Heinz Engl zufrieden: „Die neue Bezeichnung Universitätsring bringt die Verbindung zwischen Stadt und Universität in besonderer Weise zum Ausdruck.“

Kulturstadtrat Andreas Mailath-Pokorny (r.), Rektor Heinz Engl (Mitte) und der Kultursprecher der Wiener Grünen, Klaus Werner-Lobo bei der Enthüllung der neuen Straßentafel "Universitätsring"

APA/Hans Klaus Techt

Der Universitätsring soll die Verbindung der Uni zur Stadt dokumentieren

Ummeldungen bereits durchgeführt

18 Straßentafeln und sechs Hausnummerntafeln werden von der MA 28 getauscht. Die Wiener Linien ändern die Leitsystemschilder in der Station Schottentor, Wien-City-Pläne und Nightline-Pläne für die U-Bahn-Vitrinen. Nicht betroffen sind Haltestellennamen, Durchsagen in Fahrzeugen und Aufzugsbesprechungen, da keine Station nach Dr.-Karl-Lueger benannt war.

Zudem hat die Meldebehörde (MA 62) die angefallenen Ummeldungen bereits durchgeführt und den betroffenen Anrainerinnen und Anrainern eine Meldebestätigung samt Begleitschreiben zugesendet. Der Kulturstadtrat sagte, dass man die anfallenden Kosten für neue Meldezettel bzw. Hausnummern übernehme. Damit bleibe für die Betroffenen nur die Änderung von Drucksorten - also Visitenkarten und Briefpapier.

Unter Rücksichtnahme auf die ansässigen Büros und Institutionen hat die Stadt mit der Post ausverhandelt, dass die alten und neuen Adressen für einen gewissen Zeitraum parallel gültig sind.

Kritik der Oppositionsparteien

Während sich auch Grünen-Kultursprecher Klaus Werner-Lobo über die Enthüllung erfreut zeigte und „eine langjährige Forderung“ seiner Fraktion erfüllt sah, gab es von Vertretern der Oppositionsparteien Kritik an der Umbenennung. ÖVP-Obmann Manfred Juraczka wollte von Rot-Grün wissen, wie man zum Dr.-Karl-Renner-Ring, dem Schuhmeier-Platz und dem Julius-Tandler-Platz stehe, er ortetet historische Belastungen bei den entsprechenden Persönlichkeiten.

„Che Guevara hui, Lueger pfui“, betitelte Anton Mahdalik (FPÖ) eine Aussendung. Der Freiheitliche verwies dabei auf das Denkmal im Donaupark, das dem „homophoben Folterknecht und Massenmörder Che Guevara“ gewidmet ist.

Keine weiteren Änderungen geplant

Mailath-Pokorny betonte erneut, dass keine weiteren Namensänderungen in Wien angedacht seien. Ob das in Einzelfällen doch passieren könnte, werde man nach Vorliegen des Berichts der von der Stadt eingesetzten Historikerkommission wissen.

Diese prüft derzeit sämtliche namensbezogene Bezeichnungen der Bundeshauptstadt auf etwaige geschichtliche Belastungen. Ein Ergebnis soll im Lauf des nächsten Jahres vorliegen. Für das umstrittene Lueger-Denkmal beim Stubentor könne er sich eine „Kontextualisierung“ mit künstlerischen Mitteln bzw. Hinweistafeln vorstellen, betonte er einmal mehr.

Straßenschild des Dr. Karl Lueger Rings in Wien

ORF.at/Roland Winkler

Umstrittener Wiener Bürgermeister

Nach jahrelanger Debatte hatte sich die Stadtregierung heuer im Frühjahr dazu durchgerungen, den Forderungen der Universität nachzugeben und den Karl-Lueger-Ring in Universitätsring umzubenennen. Schließlich gilt der frühere Wiener Bürgermeister Karl Lueger (1844 bis 1910) nicht nur als Erneuerer kommunaler Dienstleistungen wie der Wasser- und Energieversorgung, sondern vor allem auch als Populist, der Antisemitismus zum Teil seiner politischen Strategie machte. Das Teilstück wurde 1870 eröffnet und hieß zunächst Franzensring.

Nach dem Ende der Monarchie wurde es 1919 in Ring des 12. November umbenannt, um an den Tag der Ausrufung der Republik zu erinnern. Als sich die politischen Verhältnisse in Österreich erneut änderten, wurde 1934 - in der Zeit des Ständestaates - die Straße in zwei Abschnitte geteilt. Der Bereich zwischen Burgtheater und Schottengasse hieß seitdem Dr.-Karl-Lueger-Ring.

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