Streit um Gratiswasser spitzt sich zu

In Wien tobt der Sturm im Wasserglas: Gäste für Leitungswasser bezahlen zu lassen, ist für Norbert Kettner von Wien Tourismus „ein gefährlicher Imagekiller“. Für die Wirtschaftskammer ist ein Glas Wasser aber „eine Leistung“, die auch etwas kosten darf.

„Als Tourismusdirektor lehne ich den Versuch einiger Gastronomen, unter dem Vorwand einer Charity-Aktion Serviceleistungen zu reduzieren, dezidiert ab. Damit setzt man den guten Ruf der Destination Wien aufs Spiel und verärgert Gäste - ein guter Zweck heiligt nicht jedes Mittel“, teilte Tourismusdirektor Kettner in einer Aussendung mit.

Stein des Anstoßes war das Projekt „Wasserspende“, das derzeit von zehn Wiener Gastronomen unterstützt wird und auf Freiwilligkeit beruht. Der Gast kann für das Leitungswasser spenden, ein Teil der Erlöse unterstützt dann den Bau eines Brunnens in Sierra Leone, ein Teil geht an den Lokalbesitzer. Die Branche müsse sich sehr wohl die grundlegende Frage stellen, ob man das Wasser weiterhin gratis servieren könne, so Kaffeehausbetreiber und Kaffeehaus-Fachgruppenobmann Berndt Querfeld gegenüber ORF.at - mehr dazu in Gratis-Wasserkonsum ein „Irrsinn“.

Querfeld: „Glas Wasser ist eine Leistung“

„Jeder Unternehmer muss auf die Wirtschaftlichkeit seines Betriebes schauen. Deshalb setze ich mich für meine Kollegenschaft ein, die es schon schwer genug hat. Ein Glas Wasser ist eine Leistung des Unternehmers. Für Leistung Geld zu verlangen, darf nicht als verwerflich oder gar imageschädigend gesehen werden. Denn schließlich sind es die Wiener Unternehmer, die Wien zu dem machen, was es ist: Eine wunderschöne, vielfältige Tourismusmetropole mit hohen Besucher- und Nächtigungszahlen“, so Querfeld in einer Aussendung in seiner Funktion als Fachgruppenobmann.

Im benachbarten Ausland würden die anfallenden Kosten oft ganz selbstverständlich über Gedeckkosten ausgeglichen oder Wasser ausschließlich in Gebinden verkauft, hieß es in der Aussendung weiter.

Kettner: „Vorteilhaftes Differenzierungsmerkmal“

Kostenfrei serviertes Leitungswasser ist laut Kettner aber „ein traditioneller Service in Wiens Gastronomie, und zwar“, wie er betont, „in Restaurants ebenso wie in Kaffeehäusern. Gerade damit hat sich die ausgezeichnete Wiener Gastronomie nachhaltig gegenüber der Konkurrenz in anderen Destinationen positioniert. Dieses vorteilhafte Differenzierungsmerkmal darf nicht leichtfertig aufgegeben werden.“

Ausschließlich im Fall einer Bestellung von Wasser als einzigem Getränk sieht der Tourismusdirektor eine Verrechnung als gerechtfertigt an. „Eine Gastronomie von internationalem Rang zeichnet sich auch durch den Verzicht auf kleinliche Gesten aus“, so Kettner weiter.

Links: