Raddiskussion als „Scheindebatte“

Martin Blum, Fahrradbeauftragter der Stadt Wien, hält die derzeit laufende Diskussion über mögliche Verbote und Maßnahmen für Radfahrer für eine „Scheindebatte“. Blum verweist unter anderem auf die Unfallstatistik.

37 Verletzte hat es 2011 bei Unfällen von Radfahrer und Fußgängern in Wien geben, allerdings über 1.100 bei Unfällen von Autos mit Fußgängern. Für den Fahrradbeauftragten Martin Blum ist daher klar: „Es gibt eine eindeutige Problemlage in Wien und die heißt eher motorisierter Verkehr als Radverkehr.“

Als Ziel nannte er in einem „Radio Wien“-Interview Rücksichtnahme, Miteinander und Achtsamkeit im Straßenverkehr zu etablieren: „Rücksichtslosigkeit muss sowohl bei Radfahrern als auch im motorisierten Verkehr bekämpft werden.“

Strengste Strafen in Europa

Am Dienstag hatte ÖVP-Klubobmann Fritz Aichinger die Gleichstellung von Radfahrern mit Autofahrern und damit etwa ein Handyverbot und ein strengeres Alkohollimit gefordert. SPÖ-Klubobmann Rudolf Schicker und das Kuratorium für Verkehrssicherheit unterstützten die Forderungen - mehr dazu in Strengere Regeln für Radfahrer.

Alkoholisiert Radfahren sei natürlich genauso abzulehnen wie das Telefonieren beim Radeln, meinte dazu Martin Blum, schränkte aber ein: „In erster Linie gefährden sich Radfahrer wegen der geringeren Geschwindigkeit sich selbst“. Zudem lehnte er im „Radio Wien“-Interview Verbote ab: „Soll als nächstes das CD-Wechseln beim Autofahrer verboten werden, weil das auch eine Ablenkung und Gefährdung ist?“

Laut Blum gibt es in Österreich europaweit bereits jetzt die höchsten Strafen für Alkohol am Rad: „Ab 800 Euro sind möglich, das ist Europarekord. In Dänemark, Deutschland oder Großbritannien gibt es überhaupt kein Alkohollimit für Radfahrer.“

Nummerntafeln „nicht sinnvoll“

Auch in der Debatte um Nummerntafeln für Radfahrer zeigte sich Blum skeptisch, die Diskussion war unter anderem durch Bürgermeister Michael Häupl geführt worden - mehr dazu in Politdebatte über Radkennzeichen.

„Es gibt weltweit kein einziges Beispiel für Nummerntafeln, wäre das sinnvoll, hätte man es schon irgendwo umgesetzt. Im Gegenteil: Die Schweiz hat Versicherungsplaketten gehabt und die wurden wieder abgeschafft“, verwies Blum auf internationale Erfahrungen.

Den Verwaltungsaufwand bei Nummerntafeln hält Blum bei etwa einer Million Rädern in Wien für enorm: „Es gibt weniger Autos als Fahrräder in Wien, das zeigt, was auf uns zukommen würde. Mehr Disziplin könnte auch nicht erreicht werden, denn dann müsste es ja schon jetzt bei den Autofahrern keine Regelverstöße geben. Am Steuer telefonieren, Geschwindigkeit übertreten gibt es aber trotz Nummerntafeln. Die sind einfach nicht der Weisheit letzter Schluß, um zu größerer Verkehrssicherheit zu gelangen.“

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