Mit bis zu 250 km/h raus aus Wien
ÖBB/ Florian Wieser
Vom Bahnhof Meidling aus ging die Fahrt durch den Lainzer Tunnel Richtung Westen. Insgesamt 60 Kilometer lang ist die neue Trasse nach St. Pölten. In Wien verläuft die Strecke ab Meidling zur Gänze unterirdisch. Der Lainzer Tunnel mündet direkt in den Wienerwald-Tunnel, der sich weit nach Niederösterreich hinein erstreckt.
Video: „Wien heute“ war bei der Premierenfahrt dabei
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Bau nicht immer konfliktfrei verlaufen
Mehr als zwei Jahrzehnte dauerte es, die gesamte Strecke fertigzustellen. Sie ist für Verkehrsministerin Doris Bures (SPÖ) ein Beweis dafür, „dass Infrastrukturpolitik einen langen Atem braucht und Verantwortliche mitunter auch im heftigen Gegenwind Haltung bewahren müssen“. Sie betonte die große allgemeine Skepsis, die dem Projekt anfänglich gegenüberstand.
Insbesondere der Bau von Lainzer und Wienerwald-Tunnel, die das Herzstück der neuen Strecke ausmachen, sei in den frühen 1990er Jahren massiv kritisiert worden. Es gab Sicherheitsbedenken, Anrainerbeschwerden und sogar einen Baustopp: Der Lainzer Tunnel brachte so bereits vor seiner Eröffnung eine überaus bewegte Entstehungsgeschichte hinter sich - mehr dazu in Lainzer Tunnel nach 13 Jahren fertig.
APA/Grafik/Margret Schmitt
Premiere für neues Zugsicherungssystem
Eine Premiere war die Fahrt auch für den Lokführer. Erstmals wird mit dem railjet die technisch mögliche Höchstgeschwindigkeit von 250 km/h auch in Österreich erreicht. Bisher war das nur bei Schulungsfahrten im Ausland möglich. „Der Bremsweg aus 250 km/h würde in etwa 1.600 Meter brauchen, mit allen Bremsen, die zur Verfügung stehen“, so Lokführer Manfred Kraus. Normalerweise sollen die Züge auf der Neubaustrecke eine Höchstgeschwindigkeit von maximal 230 km/h erreichen. In den Tunneln wird freilich noch langsamer gefahren.
Auffallend auf der neuen Strecke ist auch, dass es keine Signale mehr mit roten und grünen Lichtern gibt. Stattdessen wird der Zugsverkehr elektronisch überwacht: „Erstmals kommt das Europäische Zugsicherungssystem zum Einsatz. Es ermöglicht wesentlich bessere Kommunikation mit dem Lokführer und ersetzt die bisherigen Signale. Es ermöglicht auch, mehr Züge auf der Strecke bei gleichzeitig höherer Sicherheit unterzubringen“, so ÖBB-Vorstand Franz Seiser.
ÖBB/ Florian Wieser
Ab 9. Dezember in Betrieb
Mit Fahrplanwechsel am 9. Dezember wird die neue, rund 60 Kilometer lange Strecke in Betrieb genommen. Mehr als die Hälfte der Strecke von Wien-Meidling nach St. Pölten verläuft in insgesamt acht Tunneln. Bis zur Inbetriebnahme werden noch Großübungen im Sicherheitsbereich durchgeführt, in die neben den Berufsrettern auch Freiwillige Feuerwehren und andere Organisationen eingebunden werden.
Auf der neuen Strecke geht es in Zukunft nicht nur schneller, sondern auch öfter voran. Pro Tag sollen hier 447 Züge unterwegs sein, ein Drittel mehr als jetzt. Kürzer wird übrigens auch die Fahrzeit nach Salzburg. Sie soll durch die schnellere Verbindung zwei Stunden und 22 Minuten betragen. Auch Westbahn-Züge werden die Strecke bedienen.
Links:
- 2,8 Milliarden Euro in Ausbau investiert (noe.ORF.at; 12.9.2012)
- ÖBB-Konzern