Mohammed-Film: 700 vor US-Botschaft

Vor der US-Botschaft in Wien haben laut Polizei am Samstag rund 700 Teilnehmer an einer Protestkundgebung gegen den Mohammed-Film teilgenommen. Sie sprachen sich lautstark gegen die Beleidigung ihrer Religion aus.

Der Demonstrationszug in Wien war gut organisiert. Rund zehn von den Veranstaltern selbst gestellte Ordner in orangen Warnwesten hatten die Demonstrierenden von der U-Bahnstation Friedensbrücke zur US-Botschaft gelotst und gewissenhaft ihren Plätzen zugeteilt: Männer sollten in der vorderen Hälfte der Menschenmenge gehen, Frauen und Kinder in der hinteren. Einige der Demonstrationsteilnehmer hielten sich allerdings trotz Anweisungen nicht daran.

„Wien heute“-Video von der Kundgebung

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Die Gruppe war sehr heterogen: Strenggläubige mischten sich mit liberalen Muslimen, hauptsächlich junge Erwachsene. „Der Trailer hat so eine Wut in mir ausgelöst, ich hatte Tränen in den Augen“, erzählte eine junge Frau mit Kopftuch. Als der Demonstrationszug die US-Botschaft errichte, wurde spontan zum Gebet gerufen, an dem etwa die Hälfte der Demonstranten teilnahm. Die rund 700 Teilnehmer demonstrierten dann lautstark, aber friedlich vor der US-Botschaft. Allein die Darstellung des Propheten als Mensch ist für gläubige Muslime anstößig.

Organisator der Polizei bekannt

Zur Organisation der Demonstration unter dem Motto „Protest gegen die Unzumutbarkeit der US-Filmindustrie und den Schmähfilm gegen den Propheten Mohammed“ wurde eigens eine Facebook-Gruppe gegründet, hinter der Einzelpersonen stehen, darunter unter anderem ein junger Österreich-Tunesier. Der Mann ist dem Innenministerium bekannt, er werde aber nicht überwacht. „Wenn es ein akutes Gefährdungspotenzial geben würde, wäre die Demonstration untersagt worden“, sagte Polizeisprecher Roman Hahslinger. Laut Polizei waren Beamte in Uniform und Zivil unterwegs. Zudem war auch die WEGA vor Ort.

Mohammed-Film: 700 Demonstranten vor US-Botschaft in Wien

APA/Herbert Neubauer

Demo verlief lautstark, aber friedlich

Islamische Glaubensgemeinschaft distanzierte sich

Die islamische Glaubensgemeinschaft, die die gewaltsamen Proteste in der islamischen Welt kritisiert hatte, hatte mit der Demo „nichts zu tun. Der Veranstalter ist uns unbekannt“, sagte der Sprecher der IGGiÖ, Zekirija Sejdini, im Vorfeld. Es gebe keine Gespräche zwischen der IGGiÖ und dem jungen Österreich-Tunesier. Die Glaubensgemeinschaft betrachtet die Demonstration als Aktion einer „Privatperson“.

Die Türkische Kulturgemeinde in Österreich und die Initiative Liberaler Muslime distanzierten sich ebenfalls. „Wir rufen alle Moslems und insbesondere aus der Türkei stammende Mitbürger auf, hier bei diesem schmutzigen Spiel nicht mitzumachen. Das ist nämlich eine Falle“, betonte die Generalsekretärin der Türkische Kulturgemeinde, Melissa Günes, am Freitag in einer Aussendung. Die Muslime müssten Ruhe bewahren und dürften „Hetzern und Hassern“ keinen „Showroom“ bieten.

Amer al-Bayati von der Initiative Liberaler Muslime sagte: „Wir Muslime wären gut beraten, Karikaturen oder Filme nicht zum Anlass zu nehmen, auszurasten und gegen Unschuldige vorzugehen.“