Comedian Harmonists „waren die Beatles“

Im Sturm haben sie das Publikum der 1930er Jahre erobert: Nun wird den „Comedian Harmonists“ ein Stück im Volkstheater gewidmet. Regisseur Marcello de Nardo vergleicht die vielleicht erste Boygroup im wien.ORF.at-Interview mit den Beatles.

Marcello de Nardo

ORF.at/Sophia Schnack

Marcello de Nardo über Premiere, Musik und Träume

„Veronika, der Lenz ist da“ oder „Lass mich dein Badewasser schlürfen“ - warum kennt man diese Lieder heute immer noch? Die „Comedian Harmonists“ hätten es geschafft „mit ihrer Kunst eine Wehmut zu schaffen, wo sie doch eigentlich Schlager gesungen haben“, meinte de Nardo im Gespräch mit wien.ORF.at. Die Gruppe und ihre Epoche stünden auch für die heutige Zeit: Damals wie jetzt fand eine Weltwirtschaftskrise statt, rechtsradikale Tendenzen erleben wie einst einen Aufschwung.

Unter diesen Umständen hätten sich die Musiker „um nichts geschissen“ und entgegen des öffentlichen Geschmacks Swing und Jazz zum Besten gegeben. Als rundherum die Welt in Brüche ging, entstaubten sie die zeitgenössische Musik und brachten reichlich Geld nach Hause. „Sie waren die Rolling Stones, sie waren die Beatles“, so de Nardo. Die etwas „ungezogene“ Seite der Sänger, die auf Bildern mit ihrer Brillantine und den Fretten „wie der feuchte Traum aller Schwiegermütter“ ausschauen, solle im Theaterstück besonders gut herauskommen.

Motto: Träume gehören gelebt

Die „Comedian Harmonists“ ließen sich von denjenigen, die ihre Musik in die „entartete Kunst“ einordneten, nicht beirren. Zielsicher verfolgten sie ihren Weg zum Erfolg und verwandelten einen Traum in Realität. Und genau das sei es, woran laut de Nardo ein Großteil der Menschen scheitert: Träume gelten als naiv und „irgendwann verstummen sie, man gibt auf.“

Bereits zu seiner Schulzeit malte sich de Nardo ein Leben auf der Bühne aus. Dass es eine Schauspielschule gibt, wusste er. Für ihn war das aber noch „so etwas unglaublich Absurdes und Grandioses“. Er erzählte von seinem „einfachen Background“, in dem man mit Kunst nicht viel in Berührung kam und wo der Wunsch entstand, mit der Schauspielerei seinem Umfeld zu entkommen, diese gewisse „Enge“ zu überwinden. Dass ihm diese Chance geboten wurde, weiß er zu schätzen, das Glück ist deswegen aber nicht ein für allemal in die Tasche genäht: „Lottare vita“ - mit dem Leben weiterkämpfen - lautet sein Motto, um Miene und Lebensfreude zu bewahren.

Ausdruck in aller Vielfalt

Vom Vater habe der Schauspieler regelmäßig drei Grundregeln zu hören bekommen: „Sprich nicht laut, gib keine Widerworte und verzieh’ das Gesicht nicht beim Reden.“ De Nardo hat sich scheinbar an das Gegenteil gehalten: Mit aller Kraft versuchte er, aus seinem kleinen italienischen Dorf heraus zu kommen und verlieh sich mit charakterhafter Stimme und facettenreichem Mienenspiel Ausdruck.

Neben seiner Ausbildung am Max-Reinhardt-Seminar studierte er auch Gesang und nahm regelmäßigen Tanzunterricht. Die zusätzliche Arbeit mit seinem Körper habe de Nardo „immer am Leben erhalten“, manchmal diene sie ihm auch als „Steigbügel“ für ein Rolle, um vom „Äußeren auf eine Tiefe zu kommen“ und die Figur „auffüllen“ zu können. Wichtig sei für ihn außerdem immer der „Bezug zur Realität“, den er in Tanz oder Gesang alleine weniger stark nachempfinden könne als im Theater.

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