Nackte Männer im Leopold

Aufregung im Vorfeld, nackte Tatsachen an den Wänden: Bis 28. Jänner widmet sich „nackte männer“ im Leopold Museum 200 Jahren männlichem Akt. Werke von Cezanne bis Schiele zeigen nicht zuletzt den Wandel von Rollen- und „Mannsbildern“.

Bereits im Vorfeld war die Aufregung groß: Noch weit vor der eigentlichen Eröffnung der Ausstellung „nackte männer. von 1800 bis heute“ sorgte das dazugehörige Plakat für einige Irritationen. Das Sujet, auf dem ein Werk der französischen Künstler Pierre & Gilles zu sehen ist, das drei unbekleidete Fußballer zeigt, wurde schließlich vom Museum überklebt - mehr dazu in: „nackte männer“-Plakat überklebt

Als kleiner Vorgeschmack auf die Werke in der Ausstellung empfing schon zwei Wochen vor der Eröffnung auch Ilse Haiders überlebensgroße Skulptur „Mr. Big“ die Besucher des Museumsquartier-Hofes - mehr dazu in: Nackter Mann wirbt für Museum

Plakat zur Ausstellung "Nackte Männer" mit Balken

Leopold Museum

Das überklebte Plakat-Sujet des französischen Künstler-Duos Pierre & Gilles

Nicht alle Werke jugendfrei

Von 19. Oktober bis 28. Jänner kann sich das interessierte Publikum auch ein Bild vom Irritationspotenzial der Ausstellung selbst machen. Vorweg: Allzu aufdringlich gestalten sich weite Teile der rund 300 Exponate umfassenden Ausstellung nicht. Nicht alle ausgestellten Werke würden aber das Prädikat „jugendfrei“ erhalten. Insbesondere die Exponate ab 1945 thematisieren sexuelle Handlungen wie Masturbation oder Penetration durchaus explizit.

Ägyptische Statuen und nackte Franzosen

Am Beginn der Ausstellung steht aber zunächst ein eher unverfänglicher Prolog, der über 5.000 Jahre reicht und den Bogen von ägyptischen Statuen über den „Jüngling vom Magdalensberg“ aus dem 16. Jahrhundert bis zu Fritz Wotrubas „Torso“ aus dem Jahr 1930 und Heimo Zobernigs unbetitelter Schaufensterpuppe von 2011 spannt.

Der folgende Schwerpunkt „Klassizismus und Aufklärung“ widmet sich Themen wie dem „Aktsaal und die Folgen“, „Das antike Ideal“ und „Helden als kulturelles Muster“. Zu sehen sind Werke wie Koloman Mosers „Männliche Aktstudie“ aus dem späten 19. Jahrhundert, Elmgreen & Dragsets „Sheperd Boy (Tank Top)“ von 2009 oder auch das Plakatmotiv „Vive la France“ von Pierre & Gilles, das aus dem Jahr 2006 datiert.

Martin Ferdinand Quadal, Der Aktsaal der Wiener Akademie im St.-Anna-Gebäude, 1787

© Gemäldegalerie der Akademie der bildenden Künste Wien

Martin Ferdinand Quadal, Der Aktsaal der Wiener Akademie

Badende Männer und weibliche Blicke

Der nächste Schwerpunkt gibt einen Überblick über die Epoche der „Klassischen Moderne“. Darin sind Themenblöcke wie „Beisammensein im Bade“ zu sehen, wo etwa Paul Cezannes „Sieben Badende“ (um 1900) oder Edvard Munchs „Badende Männer“ (1915) gezeigt werden. Egon Schiele und Richard Gerstl sind im Block „Wien um 1900“ vertreten.

Ein deutlicher Bruch in der Ästhetik ist im dritten Schwerpunkt mit Fokus auf Kunst nach 1945 erkennbar: Der weibliche Blick auf den männlichen Akt vollzieht sich etwa in Elke Krystufeks „You don’t want to be one of those Picabias you say“ aus dem Jahr 2009, oder „Woman Laokoon“ (1976) der Kärntnerin Maria Lassnig. Auch der „männliche Blick“ wird aber nicht ausgelassen: Unter anderem sind Exponate von Günter Brus oder Andy Warhol zu sehen.

Edvard Munch, Badende Männer, 1915

© Munch Museum, Oslo © Munch Museum, Oslo/Munch-Ellingsen Group/VBK, Wien 201

Edvard Munch, Badende Männer, 1915

Der Jesus des Otto Mühl

Nachhaltigen Eindruck dürfte bei vielen Besuchern der Abschluss der Ausstellung hinterlassen: Unter dem Titel „Ich zwischen Norm und Aufbegehren“ sind etwa eine Fotostrecke von Tomislav Gotovac („Foxy Mister“, 2002), zwei Werke von Robert Mapplethorpe („Cock and Jeans“, 1978 und „Man in Polyester Suit“, 1980) oder das verstörende Werk „Jesus schlägt zurück“ (1984) von Otto Mühl versammelt.

Ausstellungshinweis:

nackte männer. von 1800 bis heute, 19. Oktober bis 28. Jänner 2013, Leopold Museum im MuseumsQuartier Wien

Elisabeth Leopold, die für die Ausstellung als Co-Kuratorin fungierte, hob das Werk des Wiener Aktionisten und Kommunen-Gründers speziell hervor: Otto Mühl sei zwar als Mensch umstritten, als Maler habe er aber Genie bewiesen. Gerade das gezeigte Werk versammle Mühls „ganze vulgäre Ausdrucksweise“.

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