Journalisten-Proteste gegen KV-Kündigung

Einige hundert Journalisten sind am Montag in Wien auf die Straße gegangen. Sie demonstrierten gegen die Aufkündigung des Journalisten-Kollektivvetrags durch die Zeitungsverleger. Die Arbeitgeber argumentieren damit, dass der alte KV schon lange nicht mehr leistbar sei.

„JournalistInnen schützen die Demokratie, Verleger gefährden sie“ - „Geht’s dem Journalismus schlecht, geht’s uns allen schlecht“ oder „Ich bin kein Schnäppchen“ war auf den Bannern zu lesen, mit denen die Journalisten vor dem Standort des Verbands Österreichischer Zeitungen (VÖZ) aufmarschierten.

Ein paar hundert Vertreter aus gut einem Dutzend Medienhäusern machten dabei ihrem Unmut über die Aufkündigung des Kollektivvertrags durch die Verleger durch ein lautstarkes Pfeifkonzert Luft.

Journalisten mit Transparenten auf der Straße

APA/Herbert Pfarrhofer

Die Journalisten fordern ihren Kollektivvertrag zurück

Historische Moment für Gewerkschaft

Franz C. Bauer, Chef der Journalistengewerkschaft sprach von einem „historischen Moment“. Noch nie in der Zweiten Republik seien Journalisten auf die Straße gegangen, um für ihre Rechte zu kämpfen. Freilich gehe es auch ums Geld, aber in erster Linie gehe es um die Absicherung der Meinungsfreiheit, so Bauer.

Wie viele Journalisten und Sympathisanten tatsächlich vor dem VÖZ Stellung bezogen, konnte zunächst nur geschätzt werden. Die Gewerkschaft in der gpa-djp ging von 800 aus. Darunter waren auch Medienvertreter aus Salzburg, Nieder- und Oberösterreich. Bei der Wiener Polizei schätzte man die Teilnehmerzahl auf „an die 300“. Öffentliche Versammlungen fanden am Montag auch in Graz, Salzburg und Innsbruck statt - mehr dazu in Journalisten demonstrierten in Innsbruck. In Graz gingen dabei nach Schätzungen der Exekutive um die 200 Journalisten auf die Straße.

Journalisten mit Transparenten auf der Straße

APA/Herbert Pfarrhofer

Vor dem Verband Österreichischer Zeitungen in der Wipplingerstraße

Neuer Gesprächstermin mit Verlegern

Laut Bauer soll sich die Protestkundgebung in den einzelnen Medienhäusern „nicht betriebsstörend“ ausgewirkt haben. „Im Gegensatz zu den Verlegern wollen wir uns die Eskalationsszenarien noch offen halten“, so der Gewerkschaftsführer. Montagnachmittag war ein weiterer Gesprächstermin zwischen den Verhandlern von VÖZ und Journalistengewerkschaft anberaumt.

Für die Arbeitnehmervertreter war vorher allerdings klar, dass man über den neuen Kollektivvertrag nur verhandeln werde, wenn die Verleger die Kündigung des derzeitigen KV zurücknehmen. „Mit offenem Messer auf uns gerichtet, wird das nicht gespielt“, sagte Bauer.

Der Verlegerverband begrüßte die Journalisten unterdessen ebenfalls mit Spruchbändern, die auf dem VÖZ-Gebäude angebracht waren und auf denen zu lesen war: „Verhandlungen statt Pfeifkonzerte“ und „Für einen Journalismus-KV mit Zukunft“.