Kellerleichen: Gatte sagt nicht aus

Am zweiten Verhandlungstag im Prozess um die Kellerleichen in Meidling hat der Ehemann von Estibaliz C. keine Aussage gemacht. Frühere Freunde der Angeklagten waren im Zeugenstand, der Prozess wird am Mittwoch fortgesetzt.

Der 47-jährige Ehemann von C. machte von seinem Entschlagungsrecht Gebrauch und sagte damit nicht als Zeuge aus. Während der paar Augenblicke, die er auf dem Zeugenstuhl verbrachte, nahm er keinen Blickkontakt mit seiner Frau auf. Der Mann hatte C. im März 2012 in der Justizanstalt Wien-Josefstadt geheiratet und ist der Vater ihres inzwischen zehn Monate alten Sohnes - mehr dazu in Estibaliz C. heiratete im Gefängnis.

Estibaliz C. vor Beginn des zweiten Prozesstages im Mordfall um die Kellerleichen in Meidling

APA/Helmut Fohringer

Estibaliz C. vor Beginn des zweiten Prozesstages

Angeklagte „gefallsüchtig und Chaotin“

„Die Esti war eine, die alles getan hat, um einem zu gefallen“, schilderte dann im Zeugenstand ein 45-Jähriger, der im Frühjahr 2008 mit der Angeklagten liiert war. Ein weiterer Grund, die intime Beziehung abzubrechen, sei „der ausgeprägte Kinderwunsch“ der Frau gewesen, „dem ich auf keinen Fall nachkommen wollte“. C. sei grundsätzlich „eine Chaotin“ gewesen und habe ihre Ziele „ausgesprochen planlos verfolgt“.

Zwei weitere Männer, die unterschiedlich lange mit der Angeklagten verkehrt hatten, beschrieben sie im Zeugenstand als „hübsche, nette Frau“ und als „Frau, bei der irgendwelche Eigenheiten und Abnormitäten nicht aufgefallen“ seien.

Esitbaliz C. am zweiten Verhandlungstag im Mordprozess um die Kellerleichen in Meidling

APA/Helmut Fohringer

Frühere Freunde der Angeklagten waren am Dienstag im Zeugenstand

Trauzeuge: Harmonische Ehe

Der engste Freund von Holger H., den C. im April 2008 erschossen haben soll, sagte am Dienstagnachmittag aus. Der Mann war auch Trauzeuge bei der Eheschließung der beiden und bezeichnete die Ehe als „insgesamt harmonisch“.

Durch den Umzug nach Wien und die Eröffnung des Eissalons sei die Unzufriedenheit gestiegen, am Ende wurde die Ehe von H. und C. geschieden. Aus dem Eisgeschäft habe H. ausscheiden wollen, das aber seiner Ex-Frau verheimlicht, weil er von ihrer Seite Konsequenzen befürchtet habe, behauptete der Trauzeuge. Am Nachmittag berichtete C. zudem von mehreren Schönheitsoperationen, denen sie sich auf Wunsch des zweiten Opfers Manfred H. unterzogen habe. Zudem habe sie auf Wunsch von Manfred H. „viel Sport machen müssen, oft noch nach Zwölfstundenschichten im Eissalon“.

Estibaliz C. vor Beginn des zweiten Prozesstages im Mordfall um die Kellerleichen in Meidling

APA/Helmut Fohringer

Die Angeklagte berichtete von einem Besuch bei einem Psychologen

„Versuche, mich zusammenzureißen“

Anders als am ersten Verhandlungstag am Montag blieben viele Plätze frei. C. hatte am Beginn des zweiten Verhandlungstages klargestellt, dass sie Beruhigungsmittel nehme und womöglich deshalb nach außen gefühlskalt wirke. Die Medikamente hätten „eine distanzierende Wirkung“, sagte die 34-Jährige. Sie bedürfe der Mittel, „weil ich Angstzustände und Herzrasen habe. Es ist so, dass ich ständig mein Herz schlagen höre.“

Es sei ihr schon lange vor ihrer Festnahme im Juni 2011 nicht gutgegangen, sagte die Angeklagte. Sie habe auch einen Psychologen aufgesucht: „Das Problem war, dass ich mich nicht aufmachen konnte.“ Der Arzt habe eine Depression festgestellt. Laut Staatsanwältin Petra Freh soll die Frau seit ihrer Inhaftierung in der Justizanstalt Wien-Josefstadt jedoch nur dreimal einen Psychiater konsultiert und daneben lediglich eine psychologische Haftbetreuung erhalten haben.

Schon am Montag hatte ein Geschworener bemängelt, dass sie bei ihren Erzählungen keine Reue zeige. „Wenn ich in Tränen ausbreche, würde man sagen, was ist das für ein Theater. Es ist widerlich, was ich getan habe. Ich versuche, mich zusammenzureißen und die Schuld auf mich zu nehmen“, hatte die Angeklagte erwidert - mehr dazu in Estibaliz C.: „Taten waren widerlich“.

Geständnis zum Auftakt

Bereits am ersten Verhandlungstag hatte die Angeklagte ein Geständnis abgelegt. Sie bekenne sich „zu den Tötungen schuldig“, sagte die 34-Jährige. Schluchzend erzählte sie, wie sie schließlich auf die Idee gekommen sei, ihr erstes Opfer mit einer Kettensäge zu zerstückeln. Am ersten Prozesstag wurden die ersten vier Zeugen befragt, darunter auch jene zwei Arbeiter, die zufällig die einbetonierten Leichenteile im Keller unter dem Meidlinger Eissalon der Angeklagten entdeckt hatten.

Die Zeugenbefragungen will die Richterin bis Mittwoch abschließen, dann sind die Sachverständigen am Wort. Wenn die Verteidiger, die Staranwälte Rudolf Mayer und Werner Tomanek, keine weiteren Anträge einbringen, denen stattgegeben wird, sollen die Geschworenen am Donnerstag oder Freitag das Urteil fällen. Der Spanierin droht eine Einweisung in eine Anstalt für geistig abnorme Rechtsbrecher.

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