Eiserner Vorhang vom iPad

Der britische Starkünstler David Hockney hat die neue Gestaltung des Eisernen Vorhangs in der Staatsoper übernommen. Unter dem Titel „Wien Musik“ malte Hockney wie bei allen seinen Werken zunächst am iPad.

Zum 15. Mal wurde in Kooperation mit der Initiative „museum in progress“ von einer internationalen Jury ein zeitgenössischer Künstler beauftragt, ein Werk für den Feuerschutzvorhang der Staatsoper zu erstellen. Für eine Saison werden damit die rund 600.000 Gäste der Vorstellungen begrüßt. „Ich weiß nicht, ob es auf der Welt einen größeren Rahmen als die Wiener Staatsoper gibt“, so Staatsopern-Direktor Dominique Meyer bei der Präsentation.

David Hockney wird weltweit als einer der wichtigsten Maler der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts genannt. In Großbritannien gilt er sogar als der größte lebende Künstler - mehr dazu in David-Hockney-Vorhang für Staatsoper (wien.ORF.at; 6.10.2012).

Staatsopern-Direktor Dominique Meyer vor dem neuen, von David Hockney gestalteten Eisernen Vorhang

APA/Georg Hochmuth

Dominique Meyer bei der Präsentation des Eisernen Vorhangs

Bild am iPad gestaltet

Das Bild „Wien Musik“ am Eisernen Vorhang ist in gedecktem Rosa, Orange und Blau gehalten. Eine stilisierte Guckkastenbühne führt in die Tiefe des Bildes, in dessen Zentrum die comicartigen Worte Wien und Musik stehen. Im Vordergrund sind stilisierte Souffleusenkuppeln und ein Auditorium zu erkennen. „Es geht darum, den Rahmen des Theaters zu vergrößern. David ist eine sehr klaustrophobische Persönlichkeit“, so Hockney-Kenner Marco Livingstone.

„Wien Musik“ ist das größte Werk, das der Brite am iPad bis dato erstellt hat - eine Technik, die der Künstler seit Jahren erfolgreich praktiziert. Zunächst arbeitete er mit der Malapplikation Brushes am iPhone und seit einiger Zeit mit dem iPad. „Er hat seine Kleidung umnähen lassen. Jeder Mantel hat nun eine Tasche, in die genau das iPad passt“, so Livingstone. Das auf ein Kunststoffnetz gedruckte „Wien Musik“ wurde mit Magneten auf dem eisernen Vorhang fixiert.

Publikation zum 15-Jahr-Jubiläum

Zum 15-Jahr-Jubiläums der gestalteten Eisernen Vorhänge in der Staatsoper ist im Eigenverlag nun die Publikation „Die temporären Eisernen Vorhänge. 1998/99 - 2012/2013“ erschienen. Darin werden die einzelnen Künstler und ihr jeweiliges Werk ausführlich gewürdigt.

Den Beginn macht Kara Walkers Scherenschnittsymbolik „Schattenwelt und Exorzismus“ (1998/1999) über Richard Hamiltons Zuschauerraumdopplung „Verzögerung in Eisen“ (2001/2002) und Maria Lassnigs blutironisches „Frühstück mit Ohr“ (2005/2006). Im Vorjahr hatte Cerith Wyn Evans mit dem Kurzgedicht „Die Sprache der Kunst“ (2011/2012) den Vorhang gestaltet - mehr dazu in Eiserner Vorhang mit Gedanken (wien.ORF.at; 28.10.2011).

Der darunter liegende originale, von einem „Orpheus und Eurydike“-Motiv gezierte Eiserne Vorhang wurde 1955 von Rudolf Eisenmenger (1902-1994) geschaffen, der wegen seiner Leitungstätigkeit im Wiener Künstlerhaus zur Zeit der nationalsozialistischen Herrschaft umstritten ist.

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