Debatte um Gewalt in der Familie

Nach zwei Mordfällen am Wochenende ist die Debatte über Gewalt in der Familie wieder aufgeflammt. Die Wiener Polizei sieht in der Statistik zwar einen Rückgang bei der Zahl der Betretungsverbote, die Frauenhäuser sehen das aber anders.

Die Wiener Polizei hat heuer bisher rund 2.800 Betretungsverbote nach Gewalt in der Familie gezählt - meist Männer dürfen dann nicht mehr in die Wohnung, voriges Jahr war das noch 3.300 Mal der Fall. Den statistischen Rückgang erklärt sich Andrea Brem von den Wiener Frauenhäusern mit der Schamgrenze der Frauen: „Wir erleben immer wieder, dass sich Frauen wahnsinnig schämen, zu erzählen, dass sie Opfer von Gewalt geworden sind. Aber es muss sich nicht die Frau schämen, sondern der Gewalttäter.“

Gewalt in der Familie kündige sich immer an, von Beschimpfungen über Rempeleien bis zu Morddrohungen: „Morddrohungen sind absolut ernst zu nehmen, das ist keine milieubedingte Unumtsäußerung, das sind massive Anzeichen“, meinte Brem.

Trennung als größte Gefahr

Einer Aussendung der Frauenhäuser zufolge bergen Trennungen oder Scheidungen die größte Gefahr für Frauen, vom (Ex-)Partner ermordet zu werden. Gewalttätige Männer können demnach den Verlust der Familie meist kaum ertragen, das Aufgeben der Kontrolle und der Macht über die Frau führt dann zu schweren Gewaltdelikten.

Unterstützung gibt es bei der österreichweiten Frauenhelpline gegen Männergewalt unter 0800/222 555, in Wien steht zudem der Frauennotruf der Stadt Wien (71 71 9) zur Verfügung. In Wien sind seit Montag im Rahmen der Aktion „16 Tage gegen Gewalt“ Fahnen mit der Aufschrift „Frei leben ohne Gewalt“ als sichtbares Zeichen zu sehen - mehr dazu in 16 Tage gegen Gewalt.

Zwei Morde an Ehefrauen am Wochenende

Anlass für die erneute Debatte waren zwei Mordfälle am Wochenende. In Ottakring und Brigittenau hatten Ehemänner ihre Frauen erstochen. In einem Fall ging es um eine bevorstehende Trennung, im anderen war Streit um Geld das Motiv - mehr dazu in Beide Mordverdächtige geständig.

Links: