Holpriger Start für Carsharing-Anbieter

Das von der Stadt unterstützte Carsharing-Modell des Unternehmens Zipcar hat Anlaufschwierigkeiten. Obwohl die Stadt dem US-Unternehmen öffentliche Standplätze vorerst gratis zur Verfügung stellt, ist die Auslastung noch hinter dem Plan.

So richtig durchgestartet ist das von der Stadt unterstützte Carsharing-Modell noch nicht. Laut Plan sollte es schon 80 öffentliche Standplätze geben, doch so viele sind es noch nicht. „Von den 80 Standorten konnten wir bis dato 50 umsetzen. Das heißt, wir haben unser Ziel noch nicht ganz erreicht“, sagte Zipcar-Austria-Geschäftsführer Christof Fuchs gegenüber dem ORF Wien.

Carsharing-Auto

ORF/Hubert Kickinger

Geschäftsführer: „Auslastung muss innerhalb eines Jahres verdoppelt werden“

Auch die bereits vorhandenen Autos müssten laut Fuchs öfter ausgeliehen werden: „Die Auslastung ist noch nicht im Plansoll. Wir liegen derzeit bei knapp 20 Prozent. Die Auslastung muss innerhalb eines Jahres verdoppelt werden“, sagte Fuchs.

Unternehmen will „Produkt bekannter“ machen

Seit September stehen die Autos des US-Unternehmens auch an öffentlichen Standplätzen in der Stadt. Zuvor waren sie in Garagen abgestellt. Der Weg an die Oberfläche wurde dank eines Angebotes der Stadt möglich. Dieses sieht vor, dass die ersten drei Jahre keine Gebühr für diese Parkplätze zu zahlen ist, um den öffentlichen Platz für die Betreiber attraktiv zu machen. Danach ist dafür eine reguläre Miete zu entrichten.

„Ein normaler Standort braucht sechs bis acht Monate, bis er hochgefahren wird, bis die Klientel rund um den Standort weiß, dass es das Angebot gibt. Unsere Marketingmaßnahmen im Onlinebereich auf die Standorte bezogen müssen erst greifen“, sagte Fuchs. Ziel sei es nun, „das Produkt insgesamt bekannter zu machen“ und auch neue Angebote zu entwickeln.

Handlungsbedarf gibt es auch andernorts: In fünf Bezirken hat das Unternehmen bis dato gar keine Autos auf der Straße stehen. „Manche Bezirksvorsteher sehen die Vorteile von Carsharing noch nicht. Da müssen wir weitere Überzeugungsarbeit leisten“, so Fuchs - mehr dazu in Tauziehen um Carsharing-Plätze.

Car2go zeigt sich zufrieden

Anders als der Mitbewerber car2go haben die Autos von Zipcar einen fixen Standplatz, an den sie zurückgebracht werden müssen. Das erspart die Parkplatzsuche, geht aber auf Kosten der Flexibilität. Allerdings lasse sich bei Zipcar längerfristig planen, da man schon lange im Vorhinein ein Auto reservieren könne, betonte Fuchs.

Bei car2go, das dem Autohersteller Daimler gehört, zeigte man sich mit dem Geschäft in Wien „sehr zufrieden“. Die 500 smart des Unternehmens „werden mittlerweile wöchentlich über 22.000-mal angemietet. Seit dem Start vor rund einem Jahr gab es deutlich mehr als 700.000 Mietvorgänge“, sagte Unternehmenssprecher Andreas Leo.

Gehsteige und Grün statt Parkplätzen

Vor allem in dicht besiedelten Gebieten Wiens will Verkehrsstadträtin Maria Vassilakou (Grüne) erreichen, dass es eine Alternative zum Besitz eines eigenen Autos gibt. Eine Studie des Verkehrsclubs Österreich (VCÖ) besagt, dass ein Carsharing-Auto bis zu acht Privatwagen ersetzt. Carsharing bedeute auch, dass die Menschen weniger Parkplätze brauchen. Im öffentlichen Raum würde so Platz dafür entstehen, mehr Grün anzulegen, Gehsteige zu verbreitern und Radwege zu bauen, meinte Vassilakou.

Hubert Kickinger, wien.ORF.at

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