Schauspielerin Louise Martini tot

Die Schauspielerin Louise Martini ist Mittwochnacht 81-jährig verstorben. Seit den 50er Jahren stand die Allrounderin auf der Bühne und war dem Publikum als Sprecherin ebenso ein Begriff wie als Theater- und Fernsehdarstellerin.

Die Schauspielerin, Sängerin, Moderatorin und Kabarettistin ist nach kurzer Krankheit gestorben. Das gab das Theater in der Josefstadt bekannt. Geboren wurde Louise Martini (eigentlich Maria Louise Schwarz, geborene Chiba) am 10. November 1931 in Wien als Tochter eines Beamten. Den Mädchennamen ihrer Mutter verwendete die Schauspielerin als Künstlernamen.

Louise Martini

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Am Max-Reinhardt-Seminar studiert

Ihre Ausbildung am Max-Reinhardt-Seminar begann sie noch vor der Matura, ab 1950 startete sie an verschiedenen Wiener Theaterhäusern ihre Bühnenkarriere. Nach Engagements am Kleinen Theater im Konzerthaus, dem Volkstheater, der Volksoper und dem Theater in der Josefstadt folgten einige Jahre als Kabarettistin und Zusammenarbeiten mit Helmut Qualtinger, Carl Merz, Gerhard Bronner und Georg Kreisler, bevor sie bei den Festspielen in Salzburg und Bregenz zu sehen war.

Der Durchbruch gelang Martini aber in Deutschland: 1962 begann ihr langjähriger Erfolg mit der Titelrolle im Musical „Irma la Douce“ in München, später gastierte sie an der Kleinen Komödie München, dem Deutschen Schauspielhaus Hamburg und in den Münchner Kammerspielen.

„Ich bin Wienerin, und darauf bin ich stolz - auch wenn es einen Umweg gebraucht hat“, sagte Martini, als ihr vor fünf Jahren das Goldene Ehrenzeichen des Landes Wien überreicht wurde.

Louise Martini als "Daisy Werthan" und Robert Owens als "Hoke Coleburn" in den Kammerspielen

APA/Georg Hochmuth

Louise Martini in „Miss Daisy und ihr Chauffeur“ in den Kammerspielen

Neben Theater auch Fernseh- und Radioengagements

Der Karriere am Theater folgten alsbald Auftritte in Fernsehserien wie „Traumschiff“, „Derrick“, „Tatort“ und „Kottan“, die sie einem breiteren Publikum bekanntmachen sollten. Erst 2007 war sie in einer Wien-Folge des „Bullen von Tölz“ zu sehen.

Aber auch Radiohörern dürfte ihre Stimme seit den 60er Jahren ein Begriff sein, moderierte sie doch Musikprogramme für den Österreichischen, Bayrischen und Westdeutschen Rundfunk. Ab 1968 war sie 17 Jahre lang die Stimme der Ö3-Sendungen „Mittags Martini“ und „Martini Cocktail“. Im ORF präsentierte sie die Serie „Gerichte mit Geschichte“ und fungierte als Gastgeberin des „Club 2“.

Audio: Nachruf auf Louise Martini von ORF-Redakteurin Marina Watteck

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Auch Buch veröffentlicht

Die vielseitig Begabte veröffentlichte auch zahlreiche Schallplatten. Ihr 2004 verstorbener Ehemann, Regisseur Heinz Wilhelm Schwarz, mit dem sie seit 1966 verheiratet war, schrieb ihr Chansons auf den Leib. Als Autorin veröffentlichte Martini 1998 das Buch „Ein O für Louise. Wien in den 50er Jahren“. In Spielfilmen wie „Regentage“ (2002) von Wolfram Paulus, „Daniel Käfer - Die Villen der Frau Hürsch“ (2005 ) von Julian Pölsler und „Ilona und Kurti“ (1991) von Reinhard Schwabenitzky war sie ebenfalls zu sehen.

Bis zuletzt verbunden war Martini dem Theater in der Josefstadt, zu dessen Ensemble sie bis zuletzt gehörte. Ihr 60-Jahre-Bühnenjubiläum feierte die Schauspielerin 2009 unter dem Titel „Nylons, Swing und Chesterfield“ mit einem bunten Potpourri an Auszügen ihrer Karriere in den Kammerspielen.

Louise Martini

APA/Herbert Pfarrhofer

Radio-Hinweis:

Ö1 ändert in memoriam Louise Martini sein Programm. Am Samstag steht in der „Hörspiel-Galerie“ um 14.00 Uhr die 1989 entstandene Produktion „Die Erzählung der Magd Zerline“ auf dem Programm. Am Sonntag ist in „Contra“ ab 22.05 Uhr die Wiederholung von „Erinnerungen an das Kabarett, das Chesterfieldgirl und das Theater“ zu hören.

Zahlreiche Auszeichnungen bekommen

„Ich hatte mir den Ruf eingehandelt, eine Sexbombe zu sein, aber ich hab die Bomberl doch nur parodiert“, sagte Martini damals. Bereits drei Jahre zuvor brachte es Helga Rabl-Stadler bei der Verleihung des Goldenen Ehrenzeichens des Landes Wien auf den Punkt: „Sex und Hirn schließen auch bei Frauen einander nicht aus“, sagte die Präsidentin der Salzburger Festspiele in ihrer Laudatio.

Und auch Kulturstadtrat Andreas Mailath-Pokorny (SPÖ) war sich sicher: „Das Wiener Kabarett mit all seinen Größen wäre ohne sie nicht denkbar.“ Zu den weiteren Auszeichnungen von Martini zählten die „Goldenen Kamera“ (1978) und die Goldene Ehrenmedaille der Stadt Wien (1987), seit 1997 war sie Trägerin des Nestroy-Rings.

Trauer nach Tod von Louise Martini

Nach dem Tod der Schauspielerin lobte Josefstadt-Dirketor Herbert Föttinger „ihre innerliche Eleganz, nämlich des Herzens und des Geistes“. Auch die Politik zeigte sich betroffen vom Ableben der prominenten Künstlerin - mehr dazu in Trauer nach Tod von Louise Martini.

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