Zugscrash: Lokführer außer Lebensgefahr

Nach der Kollision zweier Schnellbahnzüge in Penzing ist die Strecke seit Dienstagfrüh wieder frei befahrbar. Die Ursache für den Crash dürfte menschliches Versagen sein, ein schwer verletzter Lokführer ist mittlerweile außer Lebensgefahr.

Die ganze Nacht über wurde an der Unglücksstelle in Penzing gearbeitet. Seit vier Uhr ist die Strecke wieder frei befahrbar. Die beiden kaputten Zugsgarnituren konnten mit speziellen Kranzügen der ÖBB abgeschleppt werden. Danach mussten im Unglücksbereich noch an den Schienen und Oberleitungen leichte Reparaturarbeiten durchgeführt werden.

Bilder vom Einsatzort

Lokführer außer Lebensgefahr

Der Lokführer, der sich nach der Kollision am Montagnachmittag noch in Lebensgefahr befand, ist inzwischen in einem stabilen Zustand, sagte eine Sprecherin der AUVA-Landesstelle Wien. Insgesamt hat das Unglück 41 Verletzte gefordert, fünf Personen wurden schwer verletzt. Laut Wiener Berufsrettung haben sich nach dem Unfall noch weitere Personen gemeldet, die etwa leichte Prellungen behandeln ließen.

Der 34 Jahre alte Lokführer des Zuges, der von Penzing nach Hütteldorf fuhr, war einer von fünf Schwerverletzten. Er wurde vom Notarzthubschrauber Christophorus 3 ins Unfallkrankenhaus Meidling gebracht und notoperiert.

ÖBB: Voraussichtlich „eine menschliche Fehlleistung“

Einer Aussendung der ÖBB zufolge war voraussichtlich „eine menschliche Fehlleistung des zuständigen Fahrdienstleiters“ für den Zusammenstoß verantwortlich. Demnach gab es bei einer Weiche vermutlich witterungsbedingt eine Störung, das Störungsprozedere musste daher vom Fahrdienstleiter in Penzing manuell in Kraft gesetzt werden. Laut derzeitigem Ermittlungsstand dürfte dabei vergessen worden sein, ein Signal umzustellen - mehr dazu in Zugscrash: „Menschliche Fehlleistung“.

Wie es zum Fehler kommen konnte wird laut ÖBB noch untersucht. Die Auswertung der Aufzeichnungen in den Unglückszügen hat inzwischen ergeben, dass beide Lokführer sofort eine Notbremsung eingeleitet haben und dadurch die Geschwindigkeit beim Zusammenstoß erheblich senken konnten.

Der ÖBB-Konzernbetriebsratsvorsitzende Roman Hebenstreit warnte vor Vorverurteilungen der Beschäftigten, für Aussagen zur Unfallursache sei es viel zu früh. „Ohne die Untersuchungsergebnisse abzuwarten, ist es deshalb zu verfrüht und in keiner Weise angebracht, in diesem Zusammenhang bereits von menschlichem Versagen zu sprechen und Vorverurteilungen in Richtung von ÖBB-Beschäftigten zu tätigen“, wiest Hebenstreit Aussagen seitens der ÖBB zurück.

Unfallopfer: „Ein Crash und das war´s“

Ein Unfallopfer schilderte in „Wien heute“ den Crash. Die Krankenpflegerin überstand den Frontalzusammenstoß mit Prellungen am Oberschenkel relativ glimpflich, obwohl sie im vordersten Teil der Schnellbahn unterwegs war: „Ich war in der Schnellbahn Richtung Hütteldorf, im ersten Waggon“, sagte die Frau gegenüber „Wien heute“.

Zugscrash in Penzing: Leichtverletztes Unfallopfer im "Wien heute"-Gespräch

ORF

Unfallopfer schildert ihre Eindrücke

„Es ist ganz schnell gegangen, ein Crash und das war’s. Der Fahrer ist aus der Kabine und dann war schon wieder alles vorbei“, schilderte die Frau die Ereignisse. Nachsatz: „Das war nicht schön, aber mir geht es eigentlich gut. Ich hatte Glück im Unglück“.

Züge frontal zusammengestoßen

Der Frontalzusammenstoß ereignete sich auf dem eingleisigen Abschnitt der Vorortelinie zwischen den beiden Stationen Penzing und Hütteldorf (Endstation) auf Höhe Zehetnergasse. Da beide Garnituren zum Zeitpunkt des Unfalls gut besetzt waren, dauerte es dann auch mehr als zwei Stunden, bis alle Fahrgäste aus den Waggons befreit wurden. Die mit 80 Mann und 19 Fahrzeugen angerückte Feuerwehr musste einen Passagier, der unmittelbar hinter der Lokführerkabine gesessen war, mit hydraulischem Gerät befreien.

Letzte Zugsentgleisung im September

Ein Fehler eines ÖBB-Mitarbeiters hatte erst vergangenen September zu einer Zugsentgleisung in Penzing geführt. Die Untersuchung der Unfallkommission ergab, dass eine Weiche falsch gestellt war - mehr dazu in Zugsentgleisung: Menschliches Versagen.

In Wien kommt es immer wieder zu Kollisionen zwischen Zügen oder anderen Schienenfahrzeugen. Die schwersten Unfälle liegen bereits geraume Zeit zurück. Folgend eine Chronologie von Zusammenstößen - mehr dazu in Kollisionen im Bahnverkehr: Eine Chronologie.

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