Flüchtlinge erneut in Hungerstreik

Die Flüchtlinge treten ab sofort wieder in den Hungerstreik. Das Angebot der Caritas, in ein anderes Quartier umzusiedeln, lehnen sie ab. Sie verlangen ein Eingehen auf ihre Forderungen, vorher wollen sie die Kirche nicht verlassen.

„Wir gehen nicht woanders hin, ohne eine Lösung“, sagten die Betroffenen am Freitag auf einer Pressekonferenz in der Votivkirche. Die Forderungen bleiben aufrecht, allen voran jene nach einer Legalisierung des Aufenthaltsstatus all jener, die seit Beginn bei den Protesten dabei gewesen waren. Laut Auskunft der Flüchtlinge soll es sich dabei um insgesamt rund 100 Personen handeln. In der Kirche sind derzeit rund 60 Flüchtlinge.

Gespräche mit Menschen „mit Herz“ gefordert

Die Protestierenden verlangen Gespräche mit Verantwortungsträgern der Regierung, gefragt, wer das sein solle, hieß es, „jemand mit Herz“. Die Betroffenen in der Kirche betonten, dass sie ihre Entscheidungen eigenständig, ohne Instrumentalisierung von außen, treffen würden.

Fotostrecke: Asylwerber in der Votivkirche

Die Wiederaufnahme des Hungerstreiks sei die Entscheidung jedes Einzelnen. Die Flüchtlinge äußerten auch die Sorge, dass die Polizei kommen und sie wegbringen könnte. Sollte der Polizei Zugang zur Kirche gewährt werden, dann liege das in der alleinigen Verantwortung von Kardinal Christoph Schönborn, sagte einer der Flüchtlinge.

Diözese hält an Hausordnung fest

Kritik gab es seitens der Flüchtlinge an der Caritas, konkret wollen die Flüchtlinge eine Lockerung der strikten Zugangsregeln zu der Kirche. Derzeit dürfen nur fünf Personen von außen auf einmal die Kirche betreten, um mit den Flüchtlingen zu sprechen. Das sei zu wenig, betonten die Flüchtlinge.

Seit über einem Monat in Kirche

Die Asylwerber halten sich seit über einem Monat, nämlich seit dem 18. Dezember 2012, in der Votivkirche auf. Anfangs gab es auch ein Camp vor der Kirche, dieses wurde aber Ende Dezember von der Polizei geräumt.

Die Erzdiözese will die „Hausordnung“ in der Kirche, die gemeinsam mit den Flüchtlingen im Dezember beschlossen wurde, aber nicht ändern. „Wir haben nicht vor, dass das geändert wird“, sagte Schönborn-Sprecher Michael Prüller. Man wolle den Flüchtlingen eine Zuflucht bieten, berücksichtigen müsse man aber auch, dass die Votivkirche Pfarrkirche sei. Man habe derzeit den Eindruck, dass es „ein bisschen den Wunsch“ gebe, eine politische Bühne zu schaffen.

Ängste der Flüchtlinge, die Polizei könnte Zutritt zur Kirche bekommen, versuchte der Sprecher zu zerstreuen. Derzeit werde die Kirche die Polizei keinesfalls aktiv in die Kirche bitten. Das sei derzeit kein Thema. Man werde seitens der Kirche nun weiterhin das Gespräch mit den Flüchtlingen suchen.

Diskussion über Quartier „ohne Fenster“

Zuletzt hatten die Flüchtlinge ein von der Kirche angebotenes Quartier abgelehnt. „Der vom Kardinal (Anmerkung: Christoph Schönborn) öffentlich als ‚ordentliches Quartier‘ bezeichnete Keller ohne Fenster mit einer Dusche und zwei Toiletten ist kein menschenwürdiges Angebot“, hieß es - mehr dazu in Asyl: Diskussion um Quartier „ohne Fenster“.

Dass die Flüchtlinge weiterhin in der Votivkirche bleiben wollen und die von der Caritas angebotenen Ersatzquartiere nicht annehmen wollen, bedauerte der Sprecher. Die Vorwürfe wies der Sprecher am Freitag zurück.

Kardinal Schönborn selbst hatte zuvor scharfe Kritik an der Aktion geübt und gesagt, manche Aktivisten würden die Not der Flüchtlinge in der Votivkirche für ihre Ideologie missbrauchen - mehr dazu in Votivkirche: Kritik von Schönborn.

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