Josef Taus ist 80

Josef Taus, Industrieller und Ex-ÖVP-Bundesparteiobmann, ist am Freitag 80 Jahre alt geworden. Als Aufsichtsrat tätig plant er derzeit nicht, sich ins Privatleben zurückzuziehen. Traurig ist er über den Zustand der einstigen Großparteien ÖVP und SPÖ.

„Ich hab noch keinen Geburtstag gefeiert, aber diesmal entkomm ich ihm nicht“, ergibt sich Taus seinem Schicksal. 1933 geboren feiert er am Freitag, den 8. Februar, seinen 80. Geburtstag - und gibt sich gelassen: „Schau’n Sie, es könnt’ mir schlechter gehen - es könnt’ mir aber auch besser gehen.“

Josef Taus

APA/Helmut Fohringer

Josef Taus, Industrieller und Ex-ÖVP-Obmann

Taus wurde in Wien geboren, war Werkstudent und schloss 1955 sein Jusstudium an der Uni Wien mit dem Doktorat ab. Er war einer der ersten Quereinsteiger der österreichischen Innenpolitik und von 1975 bis 1979 ÖVP-Bundesobmann. In der von ihm mitbegründeten Management Trust Holding (MTH) ist er heute noch einfacher Aufsichtsrat. Die Gruppe, die großteils aus Industrie- und Handelsunternehmen besteht, erwirtschaftete im Jahr 2011/12 per Ende Februar 700,8 Mio. Euro Umsatz.

Taus zur ÖVP: „Klein sind wir geworden“

Von aktuellen Korruptionsskandalen in Politik und Wirtschaft lässt Taus sich nicht erschüttern. Korruption sei in der ganzen Welt weit verbreitet, Österreich gehöre nicht zu den führenden Ländern, „aber wir tun’s hochspielen“, sagte Taus. „Man soll nicht sagen, dass wir ein unanständiges Land sind.“ Passieren würde in jedem Land etwas, natürlich auch in Österreich. „Wenn manches nicht passieren würde, wär’s besser.“

Über den heutigen Zustand von ÖVP und SPÖ ist Taus gar nicht glücklich: „Klein sind wir geworden.“ Es stimme ihn traurig, dass die Parteien, unter deren Führung „dieses arme Land“ nach dem Krieg etwas geworden sei, nun eigentlich keine Großparteien mehr seien: „Wie soll denn das Land regiert werden? Das ist ja nicht so einfach.“

Natürlich entwickle sich die Demokratie weiter, frühere Kleinparteien seien gewachsen. Die FPÖ sei eine zugelassene Partei und werde gewählt, daher sei sie koalitionsfähig und müsse auch regierungsfähig sein, so wie alle zugelassenen Parteien. Unaufgeregt sieht Taus die Kandidatur Frank Stronachs. Dieser habe in Kanada versucht, in die Politik einzusteigen, „dort ist’s ihm nicht gelungen, nun probiert er’s halt hier“.

Niederlagen gegen Kreisky

Zum ersten Mal kam Taus 1971 als ÖVP-Bundesparteiobmann ins Gespräch, ließ aber Karl Schleinzer den Vortritt. Nach dessen tödlichen Verkehrsunfall übernahm er im Juli 1975 kurz vor der Nationalratswahl die Parteiführung. Legendär wurde sein Rededuell mit Bruno Kreisky. Erst zwei Monate im Amt unterlag der Ex-Manager dem mediengewandten Kreisky im Fernsehduell und bei der Wahl. „Ich hatte Kreisky unterschätzt“, sagte Taus später. Mit Kreisky verband ihn dennoch ein freundschaftliches Verhalten.

Seinen Neustart in der Wirtschaftswelt begann Taus in der Industriegruppe von Herbert Turnauer. 1989 zog Taus gemeinsam mit den Vorstandskollegen Manfred Leeb und Herbert Liaunig aus dem Turnauer-Imperium aus. Mit ihrer neu gegründeten MTH wollten sie einen österreichischen Privatkonzern aufbauen und angeschlagene Firmen kaufen.

63 Arbeitsjahre und kein Ende

Nicht alle Projekte gelangen. Die Sanierung des oberösterreichischen Motorradbauers KTM scheiterte, auch einer Beteiligung am Wiener Elektronikunternehmen AKG war kein Erfolg beschieden. Ein Deal in Bulgarien, der Kauf des Handybetreibers Mobiltel und Verkauf an die Telekom Austria brachte Taus Probleme. 2007 sagte er im Bankenuntersuchungsausschuss aus, dass er nur Treuhänder für den Investor Martin Schlaff gewesen war.

Auch ein Besuch bei Helmut Elsner in Südfrankreich brachte ihn in die Medien. Taus stellte sich auch später hinter den Bankchef. Er sei vorverurteilt und als Staatsfeind dargestellt worden: „Hier hat man jemand öffentlich zerstört.“

Er gehe nach wie vor täglich ins Büro, „und ich hoffe, das schadet meinen Firmen nicht.“ Er arbeite nun schon „63 oder 64 Jahre“, und habe auch nicht vor aufzuhören, solange es gesundheitlich möglich sei. „Ich war schon alles, vom Hilfsarbeiter bis zum Generaldirektor.“ Für seine Nachfolge hat er gesorgt: „Da ist alles geregelt, wenn ich nicht mehr da bin.“

Gratulation von Spindelegger

„Ich gratuliere Josef Taus herzlich zu seinem heutigen 80. Geburtstag“, so Vizekanzler Michael Spindelegger (ÖVP) anlässlich des runden Jubiläums. „Mit seiner Wirtschafts- und Finanzexpertise hat Josef Taus den Kurs der ÖVP und des ÖAAB entscheidend geprägt. Nicht nur bei Parteifreunden, sondern auch bei politischen Mitbewerbern hat sich Josef Taus einen Namen gemacht“, würdigte Spindelegger den Jubilar.

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