Votivkirche kurzfristig besetzt

Flüchtlingsgegner haben am Sonntag für einige Stunden die Votivkirche besetzt. Zwischenfälle gab es nicht. In der Kirche befinden sich rund 50 Asylwerber. Die Caritas sprach von einer „bewussten Provokation“ auf Kosten der Asylwerber.

Laut Polizei ist nicht bekannt, was die neun Männer zum Abzug bewogen hat. Es sei nichts über Gespräche zwischen Caritas und den Flüchtlingsgegnern bekannt. Die Polizei geleitete die neun Männer kurz nach 17.00 Uhr von der Kirche weg, um Zusammenstöße mit etwa rund 100 Asylwerber-Sympathisanten zu vermeiden, die sich vor der Kirche versammelt hatten. Verletzt wurde niemand. Anzeigen wurden nicht erstattet.

Nach der Messe in der Kirche geblieben

Zuvor hatte Klaus Schwertner von der Caritas berichtet, dass am Sonntag „um ca. 12.30 Uhr neun Männer, es dürften Österreicher zwischen 20 und 30 Jahre alt sein, die Kirche besetzt“ hatten. Die Männer würden behaupten, dass sie die Kirche besetzt haben - „zum Unterschied von den Flüchtlingen, die hier ein Gastrecht haben, vom Kardinal und von der Diözese ausgesprochen“, so Schwertner.

Die Gruppe nennt sich „W.I.R., Wiens Identitäre Richtung“. Es soll sich dabei um eine Gruppe von Wienern handeln, die laut eigenen Angaben „für den Erhalt unserer Identität“ eintreten. Die Männer waren nach einer Messe in der Kirche geblieben und hatten die Kirche für besetzt erklärt.

Video von der Votivkirche

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Gruppe der Caritas nicht unbekannt

„Es dürfte sich um eine Gruppierung handeln, die eher rechts orientiert ist, eine rechte Gruppierung handeln, genaueres wissen wir aber nicht“, so Schwertner weiter.

Votivkirche

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Die Votivkirche

Die Gruppe dürfte der Caritas nicht unbekannt sein. Denn laut Schwertner gab es schon einmal unangenehme Erfahrungen mit dieser Gruppe, als sie eine Tanzveranstaltung in Floridsdorf gestört hatte. Die neun Besetzer ließen sich im rechten Kirchenschiff nieder, genau gegenüber der rund 40 bis 50 Flüchtlinge, die im linken Kirchenschiff lagern. Dazwischen befanden sich Mitarbeiter eines Wachdiensts und der Caritas.

Caritas: „Bewusste Provokation“

Die Caritas versuchte, die Situation nicht eskalieren zu lassen und führte Gespräche mit den Flüchtlingen und den Besetzern. Der seit dem 29. Dezember in der Votivkirche befindliche Wachdienst und die Mitarbeiter der Caritas waren verstärkt im Einsatz.

Am Ende sprach Schwertner von „einer bewussten Provokation“, die die Caritas verurteile. Es sei eine Aktion auf Kosten von hilfsbedürftigen Menschen gewesen.

Fotos: Asylwerber in der Votivkirche

Seit über einem Monat in Kirche

Die Asylwerber halten sich seit dem 18. Dezember 2012 in der Votivkirche auf. Anfangs gab es auch ein Camp vor der Kirche, dieses wurde aber Ende Dezember von der Polizei geräumt. Derzeit dürfen nur fünf Personen von außen auf einmal die Kirche betreten, um mit den Flüchtlingen zu sprechen. Das sei zu wenig, betonten die Flüchtlinge.

TV-Hinweis:

Ein Interview mit Caritas-Sprecher Klaus Schwertner sehen Sie in „Wien heute“, 19.00 Uhr, ORF 2 und danach on Demand

Die Erzdiözese will die „Hausordnung“ in der Kirche, die gemeinsam mit den Flüchtlingen im Dezember beschlossen wurde, aber nicht ändern. „Wir haben nicht vor, dass das geändert wird“, sagte Schönborn-Sprecher Michael Prüller. Man wolle den Flüchtlingen eine Zuflucht bieten, berücksichtigen müsse man aber auch, dass die Votivkirche Pfarrkirche sei.

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