Fleischskandal: „Würde mich betrogen fühlen“

Die Pferdefleischhauerin Margarete Gumprecht befürchtet nach dem EU-weiten Fleischskandal keinen Imageschaden von Pferdefleisch in Österreich. In Wien gab es in der Nachkriegszeit 600 Pferdefleischhauer, heute sind es nur noch zwei.

Die Zentrale der Firma Gumprecht ist in Enns (OÖ), sämtliche Filialen befinden sich allerdings in Wien. Was Pferdefleisch betrifft, schwören vor allem die Wienerinnen und Wiener auf ein Produkt, dessen Konsum hierzulande einerseits eine lange Tradition hat, andererseits auch nicht bei allen Österreichern für Begeisterungsstürme sorgt.

„Früher galt Pferdefleisch als minderwertig und war billig. In Wien gab es in der Nachkriegszeit 600 Pferdefleischhauer“, sagte Gumprecht. Heute sind es nur noch zwei. Doch die Beliebtheit sei wieder am Wachsen, immerhin hätte Pferdefleisch den niedrigsten Fettanteil von allen Sorten, außerdem wenig Cholesterin.

Blick in die Auslage eines Pferdefleischhauers in Wien; fotografiert am Montag, 11. Februar 2013

APA/Georg Hochmuth

Blick in die Auslage eines Pferdefleischhauers in Wien

Fleischhauerin: Es ist „falsch deklarierte Ware“

Pferdefleisch statt Rindfleisch in Tiefkühlkost - in einigen Ländern Europas, vor allem in Großbritannien hat die Entdeckung für einen kollektiven Aufschrei der Verbraucher und deren Schützer gesorgt - mehr dazu in Fleischskandal wird EU-weite Affäre (news.ORF.at).

„Ganz ehrlich, wenn so etwas passiert, würde ich mich auch betrogen fühlen“, sagt Margarete Gumprecht, die aber sofort ergänzt: „Es handelt sich dabei aber nicht um einen Pferdefleischskandal, sondern um falsch deklarierte Ware.“

Wobei sich natürlich auch stets die Qualitätsfrage stelle. „In Österreich ist Pferdefleisch ein hochwertiges Produkt, dass teilweise sogar teurer ist als etwa Rindfleisch“, so Gumprecht. Dies liege einfach daran, dass es zum Beispiel keine Massentierhaltung gebe. Dies jedoch wäre absolut unrentabel, weil erst nach drei Jahren geschlachtet werde. Und auch da nur Tiere, denen keinerlei Medikamente gefüttert wurden - wie etwa Sportpferden.

Keine Auswirkungen befürchtet

Für Gumprecht steht fest: Der „Pferdefleischskandal“ werde auf die Essgewohnheiten der (Ost-)Österreicher keinerlei Auswirkungen haben, zumal das Produkt hierzulande strengen Kontrollen unterliege. Der Anteil am Gesamtfleischverbrauch betrage auch nur maximal drei bis vier Prozent. Eine Spezialität für Kenner sozusagen.

Auf den Teller oder ins Semmerl kommen übrigens fast ausschließlich Haflinger oder Noriker. Geschmacklich sei Pferdefleisch dem Rind sehr ähnlich, also lange nicht so intensiv wie etwa Schaf. Gumprecht: „Einen Zwiebelrostbraten vom Pferd würde niemand erkennen.“

Kontrollen wurden verstärkt

Der Skandals um als Rindfleisch deklariertes Pferdefleisch zieht auch in Österreich seine Kreise. Zwar sind heimische Produkte nicht betroffen, die Kontrollmaßnahmen werden aber trotzdem verstärkt. Fertiggerichte mit Rindfleisch werden intensiver beprobt und untersucht - mehr dazu in Pferdefleischskandal: Kontrollen verstärkt.